Kommentar:Keine Fehler, aber auch kein Mut

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Der Plieninger Gemeinderat hat sich zwar grundsätzlich zur Windkraft bekannt. Aber das reicht heute einfach nicht mehr

Von Alexandra Leuthner

Von einem "Ersten Platz ohne Weiterleitung" spricht die Jury beim Wettbewerb "Jugend Musiziert", wenn ein Kandidat zwar eine gute Leistung auf den Tasten oder Saiten abgeliefert hat, aber dennoch nicht zum Landes- oder Bundeswettbewerb fahren darf. Ähnliches möchte man über die Entscheidung des Plieninger Gemeinderats am Donnerstagabend sagen. Zu bejahen, dass zum Erreichen des landkreisweiten Klimaziels auch die Errichtung von Windanlagen notwendig ist, kann nach allem, was man heute weiß, gar nicht falsch sein. Um in der Sprache des musikalischen Wettbewerbs zu bleiben, entspricht das ungefähr der korrekten Notenwidergabe von Beethovens "Für Elise".

Was dem Interpreten zur Weiterleitung fehlt - und damit sprechen wir auch vom Plieninger Gemeinderat respektive seiner konservativen Mehrheit - ist das persönliche Engagement, das der Musiker aber braucht, wenn er bei den ganz Großen mitspielen will. Er muss zeigen, dass er nicht nur technisch was drauf hat, sondern bereit ist, musikalisch aus sich herauszugehen. Selbst dann, wenn es nur um ein Anfängerstück geht wie den oben genannten Beethoven - also gewissermaßen um den ganz kleinen Beitrag, den ein Ort leisten kann, um die ganz große Katastrophe zu verhindern.

Nun ist ein musikalischer Wettbewerb eine freiwillige Sache und mag durchaus nicht jedermanns Geschmack sein, doch der Wettlauf um die Rettung des Planeten ist von ganz und gar unfreiwilliger Natur. Der Zeitpunkt für den rechtzeitigen Start ist seit Jahrzehnten verpasst. Und der Plieninger Gemeinderat Ludwig Huber von der Wählergruppe Gelting hat Recht, wenn er sagt: "Wir müssen jetzt handeln." Hinzugefügt hat er, dass ihn fünf Windräder im Gewerbegebiet des benachbarten Parsdorf nicht stören würden und damit einigen im Gremium aus dem Herzen gesprochen. Huber hat aber auch Recht, wenn er sagt, dass sich keine Gemeinde, also vermutlich auch nicht der Nachbar Vaterstetten darum reißen werde, ein Windrad zu bekommen und dass man deshalb auch Standorte in Pliening prüfen lassen müsse. Genau das aber hat die CSU-geführte Gemeinderatsmehrheit in ihren Antrag nicht hineingeschrieben, oder so vage gehalten, dass sie sich von ihrer Wählerklientel nichts vorhalten lassen muss. Sie hat also alle Tasten getroffen, die man so treffen muss, nur die Sache mit dem Engagement hat sie weggelassen. Ohne das wird es aber nicht mehr gehen.

© SZ vom 28.08.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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