Kommentar:Jetzt wird es ernst

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Die überregionalen Abstimmungen lassen bereits erste Schlüsse darauf zu, was bei den Kommunalwahlen in knapp zehn Monaten zu erwarten sein wird

Von Wieland Bögel

Drei Mal wurden die Landkreisbürger innerhalb von knapp zwei Jahren zur Wahl gerufen - wobei es allerdings nur am Rande um den Landkreis ging. Natürlich setzen EU, Bund und Land die Rahmenbedingungen auch zwischen Anzing und Aßling - aber wer dort und den 19 übrigen Kommunen künftig in Gremien oder den Chefsesseln der Rathäuser Platz nehmen darf, wird erst in knapp zehn Monaten bei der Kommunalwahl entschieden. Dass da andere Gesetze gelten, als bei überregionalen Urnengängen ist bekannt - einiges lässt sich aber aus den Wahlen seit 2017 ableiten.

Schon länger zeichnet sich ab, dass die CSU auch auf dem Land kein Abonnement auf die absolute Mehrheit hat. Die vergangenen 20 Monate legen nahe, dass das Potenzial wohl langfristig bei um die 40 Prozent liegen dürfte. Auch für die SPD kann man eine Prognose wagen - wenn auch keine allzu positive. Zwar ist es richtig, dass in Stadt und Gemeinde vor allem Persönlichkeiten gewählt werden, die muss eine Partei aber auch erst einmal haben. Wie gut das einer SPD gelingt, die offenbar dauerhaft im einstelligen Bereich verharrt, wird sich zeigen - außer Freien Wählern und rein lokalen Gruppierungen hat es im Landkreis bisher keine "Unter-zehn-Prozent-Gruppierung" geschafft, eine Bürgermeisterwahl zu gewinnen. Ob das nun aber umgekehrt für die Grünen gilt, ist nicht sicher - sie haben zwar bewiesen, dass sie auch auf dem Land zweistellig werden können, müssen aber noch zeigen, dass sie auch die Leute dafür haben. Eine Aufgabe, vor der in noch viel stärkerem Umfang auch die AfD steht: Bislang ist sie in den Gremien im Landkreis quasi nicht vorhanden. Zwar haben es 2014 je zwei Listen-Bewerber in den Kreistag und in den Vaterstettener Gemeinderat geschafft - bis auf Manfred Schmidt in Vaterstetten aber alle ohne AfD-Parteibuch. Daneben gibt es auch kaum Ansatzpunkte auf lokaler Ebene: "Ausländer Raus" bringt halt weder Gewerbesteuer noch neue Kindergärten oder Umgehungsstraßen und wie viele Leute bereit sind, nicht nur für solche Phrasen zu stimmen, sondern dafür auch mit ihrem Gesicht in der eigenen Nachbarschaft zu werben, muss sich auch noch zeigen.

Zwei Dinge aber lassen sich schon sagen: Die Kommunalwahlen 2020 werden wegen der unklaren Parteibindung der Wähler erstens so spannend und zweitens so persönlich wie selten zuvor.

© SZ vom 28.05.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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