Hol- und Bringdienst von Eltern:Haltet die Autos von der Schule fern

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Je mehr Verkehr vor der Schule, desto größer die Gefahr für die Schüler. (Foto: dpa-SZ)

Die Stadt Ebersberg sollte den gefährlichen Verkehrs-Irrsinn vor ihren Schulen nicht mit noch mehr Parkplätzen fördern. Richtig wäre genau das Gegenteil.

Kommentar von Wieland Bögel

Was zeichnet eine gute Schule aus? Einfache Frage, möchte man meinen. Natürlich fähige und engagierte Lehrkräfte, gut ausgestattete Klassenzimmer, vielleicht ein schöner Pausenhof oder eine gute Mensa. Leider alles falsch, worauf es bei einer Schule wirklich ankommt sind: gute Parkmöglichkeiten. Diesen Eindruck konnte zumindest gewinnen, wer die jüngste Sitzung des Ebersberger Technischen Ausschusses verfolgt hat.

Mehr als eine Stunde debattierten die Stadträte über die Frage, ob und wie viele Parkplätze man an der Schule Floßmannstraße einrichten soll. Obwohl dieses Thema quasi nur ein Anhängsel einer weit größeren Maßnahme - des Neubaus der Turnhalle - ist, wurde darüber mit mehr Verve gestritten, als über den ganzen Rest des mehrere Millionen teuren Bauprojekts. Und das bereits zum zweiten Mal ohne zu einem Ergebnis zu gelangen.

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Von Wieland Bögel

Warum das so ist, liegt aber weniger an der extrem schwierigen Problematik der Parkplatzausweisung im allgemeinen. Diese existiert zwar durchaus, allerdings stellt sich die Frage, warum das so ist. Die Antwort lautet schlicht und einfach: menschliche Faulheit. Warum es nötig ist, völlig gesunde Kinder wenige Zentimeter vor der Schultür absetzen zu müssen und das auch in möglichst geringer zeitlicher Nähe zum Schulbeginn bleibt so unergründlich, wie das Lächeln der Mona Lisa, die aber ist wenigstens schön anzuschauen.

Nicht schön ist dagegen der allmorgendliche Verkehrsstau vor den Schulen - und auch nicht besonders gesund, schließlich ist ein Rudel SUVs nicht gerade eine sichere Umgebung für Grundschüler. Ganz zu schweigen vom schlechten Vorbild, jeden Meter ausschließlich motorisiert zurücklegen zu können. Vielleicht sollte man an den Schulen ein neues Fach einführen, es heißt: zu Fuß gehen. Und wenn die Kinder gut aufgepasst haben, können sie ihren Eltern dann ja Nachhilfe geben.

Aber auch die Stadt könnte als Nachhilfelehrerin tätig werden, indem sie den Verkehrsirrsinn vor ihren Schulen nicht mit noch mehr Parkplätzen fördert, sondern, ganz im Gegenteil, das Parken und Halten so unattraktiv wie möglich macht. Denn auch das zeichnet eine gute Schule aus. Dass die Kinder dort hin gelangen, ohne Angst haben zu müssen, überfahren zu werden.

© SZ vom 17.05.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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