AfD-Stammtisch Markt Schwaben:Alles beim Alten lassen

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Der AfD-Landeschef spricht darüber, dass es 98 Prozent der Menschen auf der Erde schlechter geht als den Deutschen. Dass seine Partei will, dass das so bleibt, sagt er nicht.

Von Korbinian Eisenberger

Petr Bystron hat am Montagabend einen Satz gesagt, der viel aussagt, über das, warum die Dinge auf der Welt so laufen, wie sie laufen. Der bayerische AfD-Chef sagte sinngemäß, dass es 98 Prozent der Erdbewohner schlechter gehe, als denen, die in Deutschland leben. Diese Erkenntnis ist durchaus bekannt, klar. Dass aber ausgerechnet ein Landesvorsitzender der Alternative für Deutschland sie benutzt, um Stimmung für seine Partei zu machen, erscheint zunächst einmal überraschend. Und letztlich auch entlarvend.

Was sich im Markt Schwabener Wirtshaus zeigte, waren die Beweggründe, warum der Zustrom zur AfD auch im Landkreis größer zu werden scheint. Viele Menschen treibt weniger die Furcht vor Übergriffen und Terroristen um. Es geht eher darum, etwas zu verlieren, das ihnen wichtig ist: Wichtig, das offenbarten die Stammtischler, sind ihnen vor allem Dinge wie Eigenheim, Rentenvorsorge, Altersvorsorge - die Erhaltung des eigenen Wohlstands, einem Standard, den sich die Menschen im Landkreis, in Bayern und in Deutschland über Jahrzehnte erarbeitet haben, so weit, so gut.

Es fehlt an Rückgrat bei globalen Fragen

"Wir machen eine Politik für die deutsche Bevölkerung", sagte Bystron dann noch. In solchen Sätzen sehen AfD-Sympathisanten eine Stärke der Partei - sie offenbaren jedoch auch eine erheblich Schwäche: Dem Parteiprogramm der AfD, das viele als antieuropäisch einordnen, fehlt es an Rückgrat, wenn es um globale Fragen geht - und es ist völlig konträr zu einer der größten Menschheitsfragen, die es zu lösen gilt, nämlich eine Umverteilung von Gütern, einer Form von globaler Gerechtigkeit.

Für Gedankenspiele wie diese war am Montagabend kein Platz. Wer AfD wählt, macht klar, dass für ihn die Solidarität eine Grenze hat, und dass größere Interessen letztlich Wurst sind, solange es in der Stube warm ist und das Auto getankt ist. Uns geht es besser als 98 Prozent, sagte Bystron. Das war zwar korrekt, aber nicht komplett. Ganz ehrlich von ihm wäre gewesen zu sagen, dass es auch genau so bleiben soll.

© SZ vom 24.02.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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