Kirchseeon:Viel Wind um nichts

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In Kirchseeon diskutieren die Bürger ein neues Klimakonzept. Doch Bürgermeister Ockel macht klar: Der Gemeinde fehlt das nötige Geld - und 250 Einwohner.

Carolin Fries

"Wir haben heuer keinen Cent eingeplant und wir hätten ihn auch nicht." Mit dieser klaren Aussage hat Kirchseeons Bürgermeister Udo Ockel (CSU) nach etwa einer Stunde die Diskussion im Gemeinderat um ein Klimaschutzkonzept für die Gemeinde beendet. Die örtliche Arbeitsgruppe "Energiewende 2030" hatte beantragt, das Gremium möge Fördermittel zur Erstellung eine solchen Konzepts beantragen. Doch fehlen der Gemeinde derzeit nicht nur das nötige Geld für einen Beschluss dieser Art, sondern auch rund 250 Einwohner. Denn Fördermittel gibt es nur für Kommunen, die mindestens 10.000 Einwohner zählen.

Udo Ockel: Der Bürgermeister von Kirchseeon macht klar, dass es für das Klimaschutzkonzept kein Geld gibt. (Foto: Christian Endt)

Dennoch scheint die Gemeinde an einem solchen Konzept interessiert. Vor allem die Grünen pflichteten der AG-Sprecherin Michaela Homolka bei, die sagte: "Die Energiewende kommt, und wir brauchen ein Konzept. Ohne Datenbasis haben wir keinen Fahrplan." Grünen-Gemeinderat Christoph Köhler sagte: "Es steht außer Frage, dass Handlungsbedarf besteht", doch müsse das Konzept auch verlässlich und stabil sein. Dass dem so ist, das bestätigte Martin Zerta von der Ottobrunner Umweltberatung Ludwig-Bölkow-Systemtechnik.

Das Klimaschutzkonzept gebe gezielte Handlungsempfehlungen, welche auf gründlich recherchierten Daten beruhen. Dabei können die auftraggebenden Kommunen auch Schwerpunkte setzen, etwa gezielt auf die Energieeffizient beim Gewerbe oder die CO2-Emissionen. Die erste Phase der Umsetzung wird dann laut Zerta von den Beratern betreut. Sein Unternehmen hat bereits Klimaschutzkonzepte für die Gemeinde Haar sowie für den Landkreis Weilheim erarbeitet.

Ein Klimaschutzkonzept zeigt einer Gemeinde oder einem Landkreis auf, inwieweit Energie eingespart werden kann und bei welchen Objekten es Sinn macht, auf eine Nutzung mit erneuerbaren Energien umzurüsten. "Voraussetzung ist natürlich eine detaillierte Ist-Analyse", so der Fachmann. Er unterschied zudem zwischen dem bayerischen Konzept und einem, welches vom Bund gefördert wird.

Letzteres sei umfangreicher und damit teurer, zudem habe der Bund die Fördermittel bis zum Jahresende mit einer Haushaltssperre versehen. Das bayerische Umweltministerium wiederum fördert laut Zerta "schnell und unbürokratisch" die Erstellung von Klimaschutzkonzepten mit bis zu 50 Prozent der Kosten, allerdings einer maximalen Summe von 25000 Euro. Für diesen Fall blieben der Gemeinde Kirchseeon rund 25.000 Euro der Kosten, denn die Gesamtkosten schätzte Zerta auf rund 50.000 Euro.

Eine Entscheidung hat der Gemeinderat am Montagabend nicht getroffen. Auch war noch offen, ob es sinnvoll ist, zunächst die Fördermittel des Bundes zu beantragen und lediglich im Falle einer Absage an die Staatsregierung heranzutreten. Auch sahen nicht alle Gemeinderäte, welchen Mehrwert das Konzept bringen könne "über das hinaus, was wir ohnehin schon wissen", so Hubert Reinhardt (CSU).

© SZ vom 21.07.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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