Spatenstich in Kirchseeon:Happy End im Schlamm

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Mit dem Spatenstich für das Sanierungsprojekt haben das Berufsförderwerk und die Gemeinde Kirchseeon ihren Streit endgültig begraben. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Viel Wirbel gab es im Vorfeld um die Sanierung des Berufsförderungswerks. Nun ist das 50 Millionen Euro teure Projekt gestartet.

Von Andreas Junkmann, Kirchseeon

Für Bürgermeister Jan Paeplow hat sich der Weg rüber in die Moosacher Straße an diesem Montagvormittag in zweifacher Hinsicht gelohnt. Mit dem Spatenstich am Berufsförderungswerk (BFW) stellte einer der größten Arbeitgeber der Marktgemeinde die Weichen für die Zukunft, zum anderen bekam auch der Rathauschef selbst ein kleines Präsent: Paeplow durfte einen der Spaten, mit denen die Verantwortlichen zuvor medienwirksam vor einem Erdhaufen posiert hatten, mit nach Hause nehmen. "Den bringe ich zur nächsten Sitzung in den Gemeinderat mit und werde einer ganz bestimmten Fraktion zeigen, dass keine Wurzeln dran sind", scherzte der CSU-Bürgermeister in Anspielung auf die Vorgeschichte des nun gestarteten Bauvorhabens, bei der es nicht immer so lustig zuging.

Zunächst war die Begeisterung allerdings groß, als die Vertreter des BFW im Juli 2020 ihre Pläne für die umfassende Sanierung des Campusgeländes dem Gemeinderat vorlegten. 50 Millionen Euro sollten in die Maßnahme fließen, um damit eine der größten Bildungseinrichtungen im Landkreis Ebersberg fit für die nächsten Jahre zu machen. Das Berufsförderwerk ist eine Anlaufstelle für Menschen, die ihre bisherige Arbeit aufgrund eines Unfalls oder eines körperlichen oder psychischen Schicksalsschlags nicht mehr ausüben können und deswegen eine neue berufliche Perspektive suchen. Die Angebote reichen von IT-Berufen über Ausbildungen in Wirtschaft und Verwaltung bis hin zu Tätigkeiten im Gesundheits- oder Sozialwesen. Entsprechend positiv stand man in der Gemeinde der geplanten Sanierung, die unter anderem einen Neubau der Mensa umfasst, gegenüber. Bis zum Jahreswechsel 2021.

Dann nämlich entbrannte ein handfester Streit um das Vorhaben. Grund dafür waren etwa 100 Bäume, die das BFW als Vorbereitung auf die Bauarbeiten hatte fällen lassen - was zu einem Aufschrei im Kirchseeoner Rathaus führte. Dort fühlte man sich vom Vorpreschen des Bauherrn überrumpelt und auch die Ebersberger Kreisgruppe des Bund Naturschutz schaltete sich ein.

Beiden Institutionen waren jedoch die Hände gebunden, da eine Prüfung wenig später ergab, dass das BFW keineswegs rechtswidrig gehandelt hatte, wie vor allem die Naturschützer aber auch einige Vertreter der Grünen im Gemeinderat den Verantwortlichen unterstellten.

Letztere hatte Paeplow nun mit seinem eingangs erwähnten Spaten-Scherz im Sinn, um das Thema auf humorvolle Art zu begraben. Ohnehin haben sich die Wogen inzwischen wieder weitestgehend geglättet. Dank eines städtebaulichen Vertrags zwischen Gemeinde und Bildungseinrichtung konnte das Vorhaben noch rechtzeitig auf den Weg gebracht werden. Im Gegenzug sicherte das BFW zu, 145 Klima-angepasste Bäume auf dem Campusgelände neu zu pflanzen und auch sonst großen Wert auf den Naturschutz zu legen.

Bei großen Bauvorhaben laufe eben nicht immer alles reibungslos, sagte Jan Paeplow nun im Rahmen des Spatenstichs. "Aber ich denke, wir haben einen guten Kompromiss gefunden." Das BFW sei eine Einrichtung, die Menschen in schweren Lebenslagen helfe. "Das kann man nur unterstützen", so der Bürgermeister. Auch BFW-Geschäftsführer Günther Renaltner war "sehr froh", dass es nun endlich losgehen kann. Bis Ende 2024 soll die erste Phase mit dem Neubau der Mensa dauern. Danach stehen noch Sanierungen der Bestandsgebäude an.

© SZ vom 09.11.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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