Jugendorchester Grafing:Die Suche geht weiter

Lesezeit: 2 min

Das beliebte Ensemble muss auf den erhofften Proberaum in der Forellenstraße verzichten. Dieser sei zu teuer, so die Stadträte

Von Korbinian Eisenberger, Grafing

Das Grafinger Jugendorchester muss einen weiteren Rückschlag verkraften. Nachdem das Ensemble wie alle Künstler sämtliche Auftritte für das Jahr 2020 absagen mussten, ereilt Leiterin Hedwig Gruber die nächste schlechte Nachricht. Aus dem erhofften Proberaum in Grafing wird nun doch nichts. Der Grafinger Bauausschuss hat das Projekt aus finanziellen Gründen verworfen. Die Hoffnung, 2023 einen festen Proberaum beziehen zu können, ist dahin. "Die Zukunftspläne schauen äußerst düster aus", erklärt Hedi Gruber. "Was wir brauchen ist eine Homebase."

Der Proberaum hätte in einem Kinderhaus entstehen sollen, das derzeit in Planung ist. Neben dem GJO hätten dort auch andere Gruppen Platz bekommen, das Orchester hätte dort aber seine Ausrüstung lagern können. Das Gebäude in der Forellenstraße hätte ursprünglich 2200 Quadratmeter Brutto-Grundfläche haben sollen und wäre groß genug gewesen, um den Proberaum unterzubringen. Aufgrund der finanziellen Einschränkungen durch die Pandemie, so geht es aus der Beschlussvorlage hervor, musste die Stadt den Raum und andere Elemente aus der Planung nehmen. Das Kinderhaus soll nurmehr 1800 Quadratmeter Bruttofläche bekommen und somit statt 10,1 Millionen Euro noch 8,5 Millionen Euro kosten.

Für das Grafinger Jugendorchester wird nun wohl nichts aus einem eigenen Probenraum. (Foto: Photographie Peter Hinz-Rosin)

Hedwig Gruber reagiert trotz der Enttäuschung gefasst auf die Entscheidung des Stadtrats. Auf Vorwürfe verzichtet sie. Grafings Bürgermeister Christian Bauer (CSU) erklärt sich auf Nachfrage zur Entscheidung. "Wir befinden uns in einer der größten Krisen der Nachkriegsgeschichte und wir müssen alle Maßnahmen auf den Prüfstand stellen. Ein umsichtiger Umgang mit Steuermitteln ist unverzichtbar. Aus diesen Gründen mussten wir die Planungen einschränken", teilt Bauer per E-Mail mit.

Die Suche nach einem geeigneten Proberaum zieht sich für das Ensemble seit Jahren hin. Mit etwa 80 aktiven Mitgliedern zählt es zu den größten Musikgruppen der Region, entsprechend viel Raum braucht es bei Proben. Auch vor der Krise behalfen sich Hedwig Gruber und ihre Musiker stets mit Übergangslösungen. Zuletzt wechselten sie zwischen einem Raum im ehemaligen Sparkassengebäude in Ebersberg, der Grafinger Grundschulmensa und einem Raum im ehemaligen VHS-Gebäude in der Rotter Straße. Doch auch hier haben sich die Dinge neu gemischt.

Die Arbeit ist wegen Corona schon schwierig genug für Leiterin Hedwig Gruber. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Im Sparkassengebäude wird wohl so schnell kein Raum mehr für eine Orchesterprobe sein, sagt Leiterin Gruber. Weil er in der Pandemie verständlicherweise anderweitig benötigt wird - derzeit sind das Diagnostik- und das Impfzentrum dort untergebracht - , müsse man sich darauf einstellen, dass die bis dato beste Location für die Musiker wegfällt. Eine Option war bisher das alte VHS-Gebäude in der Rotter Straße. Hier sagt Gruber allerdings, dass sie das Haus aufgrund seines Zustands ihren Musiker "mittlerweile nicht mehr zumuten" wolle. Es bleibt die Grundschulmensa. Die hat aber neben der schwierigen Akustik einen weiteren Nachteil: Hier besteht keine Möglichkeit, die Instrumente zu lagern. "Wir müssen jedes Notenblatt rein und wieder raus tragen."

Die Entscheidung gegen den Proberaum muss der Grafinger Stadtrat zwar noch bestätigen. Da der Beschluss mit deutlicher Mehrheit fiel, dürfte die Bestätigung allerdings eine Formalie sein. Der feste Proberaum ist für ein Orchester wie dem Grafinger so wichtig, weil sie dort ihre Ausrüstung lagern könnten, etwa die Klaviere, das Schlagzeug, die Pauken, das Notenarchiv, die Requisitensammlung, Verstärker, Mischpult, Mikros und Boxen.

Bürgermeister Bauer erklärt, dass ihm die Problematik bewusst sei. "Wir werden das Jugendorchester mit allen uns zur Verfügung stehenden Mitteln unterstützen und dafür sorgen, dass der Verein einen geeigneten Raum erhält, den er benötigt, um seiner Vereinstätigkeit nachgehen zu können", so Bauer. Aktuell aber hat er, wie viele in dieser Zeit, gravierendere Probleme zu lösen.

© SZ vom 02.01.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: