Behörde in der Kreisstadt:Benedikt Hoigt wird neuer Chef im Ebersberger Jobcenter

Lesezeit: 2 min

"Ich habe das Jobcenter Ebersberg nie als Sanktionsbehörde verstanden", unterstreicht Geschäftsführer Benedikt Hoigt. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Der 39-Jährige übernimmt im Dezember die Geschäftsführung. Den Weg seines Vorgängers will er fortsetzen.

Von Barbara Mooser, Ebersberg

Fast könnte man meinen, Benedikt Hoigt dürfte einen gemütlichen Job erwarten: Im Bereich des Ebersberger Jobcenters liegt die Arbeitslosigkeit aktuell bei 0,5 Prozent - näher an die Vollbeschäftigung wird man kaum kommen. "Das ist ein absoluter Tiefstwert, wirklich gigantisch", sagt Hoigt, der am 1. Dezember die Leitung des Jobcenters übernimmt. Doch um die Quote so niedrig zu halten und so vielen Langzeitarbeitslosen wie möglich eine Rückkehr ins Erwerbsleben zu ermöglichen, werden der 39-Jährige und seine Kollegen auch künftig viel Arbeit und Zeit investieren müssen. Denn viele der Menschen, um die sie sich kümmern, haben außer der Arbeitslosigkeit noch andere gravierende Probleme - Schulden etwa oder Suchterkrankungen.

Ein neues Angebot, das Hoigt in Zusammenarbeit mit der Caritas am Jobcenter etablieren möchte, ist daher eine Suchtberatung. Auch das Jobcafé, das bereits unter dem langjährigen Jobcenter-Chef Hermann Schmidbartl eingeführt wurde, soll weiterhin ein niedrigschwelliges Angebot für die Kundinnen und Kunden des Jobcenters darstellen, hier können sie Bewerbungen schreiben oder Vorstellungsgespräche vorbereiten. Ohnehin ist Hoigt bestens mit den Strukturen und dem Angebot des Ebersberger Jobcenters vertraut. 2012 kam der Erdinger erstmals als Teamleiter nach Ebersberg, nach einigen Jahren beim Arbeitgeberservice für die Flughafenregion kehrte er 2015 in die Kreisstadt zurück.

Interkulturelle Kompetenz wurde im Jobcenter früh gefördert

Wenig später war er mittendrin, als das Jobcenter eine seiner bisher größten Herausforderung zu bewältigen hatte: die Registrierung von hunderten Flüchtlingen und die Integration vieler von ihnen in den Arbeitsmarkt. Gelungen ist das gut: Die Integrationsquote betrug im Jahr 2018 mehr als 70 Prozent - auch im Vergleich mit anderen Jobcentern kann sich das sehen lassen. "Wir haben früh die Helferkreise einbezogen", sagt Hoigt, außerdem war das Ebersberger Jobcenter eines der ersten, in denen den Verantwortlichen klar war, wie wichtig interkulturelle Kompetenz für eine erfolgreiche Zusammenarbeit mit diesem neuen Kundenstamm ist, und entsprechende Fortbildungen organisiert wurden.

Doch auch wenn momentan die meisten Geflüchteten gut untergebracht und unabhängig vom Jobcenter sind, könnte sich das auch wieder ändern: Denn derzeit werden von der Regierung von Unterfranken wieder Rechnungen mit Mietforderungen an die Migranten verschickt, die als sogenannte Fehlbeleger in einer Flüchtlingsunterkunft lebten oder leben. Die Forderungen an sie waren 2018 auf Eis gelegt worden, nachdem das Bayerische Verwaltungsgericht befunden hatte, dass die Kalkulation nicht transparent genug sei. Nun aber will sich der Freistaat das Geld - auch rückwirkend - doch noch holen. Dies könnte beispielsweise dazu führen, dass Migranten mit kleinem Einkommen auf einmal doch wieder abhängig vom Jobcenter werden, "wir wissen nicht, was kommt", sagt Hoigt.

Auch ein konjunktureller Einbruch könnte zur Folge haben, dass die zuletzt stetig gesunkene Kundenzahl des Jobcenters plötzlich wieder zunimmt. Hoigt ist deshalb froh, dass die Vermittler im Jobcenter in Ebersberg auf ein gutes Netzwerk bauen können: Schulen, Bildungsträger, die Kreishandwerkerschaft, soziale Organisationen und viele mehr unterstützten bei den Aufgaben, sagt der künftige Chef des Jobcenters, dies sei das Verdienst seines Vorgängers und aller Beteiligten.

Hoigt will Menschen und Arbeit zusammenbringen

Dass beide Träger -also die Agentur für Arbeit und der Landkreis - nun in ihn ihr Vertrauen setzen, das Haus mit seinen 50 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zu führen, freue ihn sehr, sagt er. Schon seit er als Fachoberschüler erstmals ein Praktikum in der Arbeitsagentur absolvierte, habe es ihn gereizt, "Menschen und Arbeit zusammenzubringen".

Bei seiner Aufgabe, Menschen zu motivieren und mit ihnen gemeinsam Ziele zu erreichen, setzt er aber auch auf seine langen Erfahrungen im Sport: 21 Jahre lang war er Handballtrainer bei der Spielvereinigung Altenerding, erst kürzlich hat er dieses Ehrenamt abgegeben. Sport als Ausgleich betreibe er aber nach wie vor, sagt er, beim Joggen könne er neue Kraft schöpfen. Und auch sein zweites großes Hobby will Hoigt, der mit seiner Frau und seinen dreijährigen Zwillingstöchtern in Erding lebt, weiter pflegen: Er ist Hobbyimker und kümmert sich um fünf eigene Völker.

© SZ vom 22.11.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Amtsgericht Ebersberg
:Mann unterschlägt Jobcenter 750 Euro und muss nun ins Gefängnis

Einem 61-Jährigen aus dem Landkreis Ebersberg kommt ein kleines Vergehen teuer zu stehen. Sein Job in einem Restaurant wird ihm zum Verhängnis.

Von Andreas Junkmann

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: