Jahresrückblick 2023:Chronik Teil 2: April bis Juni

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Fünf Jahre ist es her, da erkundeten einige Kreistagsmitglieder den alten Bahndamm zwischen Grafing und Glonn. Das bleibt ein exklusives Vergnügen, eine im Frühjahr vorgelegte Stellungnahme des Umweltministeriums schließt die Umnutzung zum Radelweg aus. (Foto: Norbert Neugebauer/oh)

Der mögliche Besuch von Außerirdischen, die sehr echten Folgen eines Amateur-Raketenstarts und die Verlegung des Wolfgangsees nach Markt Schwaben sind nur einige der Ereignisse aus dem Landkreis Ebersberg im zweiten Vierteljahr.

Ausgerechnet zum Beginn der Radelsaison kommt das wohl endgültige Aus für ein seit Jahren geplantes Fahrrad-Projekt: Der alte Bahndamm zwischen Grafing und Glonn wird wohl nicht zum Radlweg umgebaut. Im Frühjahr legt das bayerische Umweltministerium eine Stellungnahme vor, die eine Umnutzung de facto ausschließt. Naturschützer dürfte diese Entscheidung aus München freuen, sie warnen bereits seit Jahren, ein Radweg auf den ehemaligen Bahngleisen würde wertvolle Biotope gefährden.

Eine Begegnung der ersten Art nennen Experten die Sichtung eines Ufos - und genau eine solche soll sich am 22. April um 9.29 Uhr bei Markt Schwaben zugetragen haben. Und offenbar ist die Marktgemeinde bei Aliens ein beliebtes Ausflugsziel, schon zwei Jahre zuvor soll dort ein Ufo unterwegs gewesen sein. Oder auch nicht, denn laut dem Ufo-Experten Hans-Werner Peininger handelt es sich bei beiden Sichtungen um irdische Flugobjekte: Eines ist wohl ein Insekt, das andere ein Laternenballon.

Ein "erdnussförmiges" Flugobjekt wird im April bei Markt Schwaben gesichtet... (Foto: GEP/oh)
... bereits 2021 war ein unbekanntes Flugobjekt über der Marktgemeinde geschwebt. (Foto: GEP/oh)

Der "Rock Store" in Markt Schwaben, ein gemeinnütziger Plattenladen, veranstaltet zum ersten Mal ein Band-Battle. Es bewerben haben sich vier Gruppen, unter anderem eine aus Tschechien. Den Wettstreit im Jugendzentrum Blues gewinnen die Heavy Metaller von Since April aus München, die einzigen Lokalmatadore, die Shorts, landen auf dem letzten Platz.

Für ein Vorzeigeprojekt kommt Anfang Mai das Aus: Die im Berufsbildungswerk St. Zeno geplante Fachakademie für Sozialpädagogik kann nicht umgesetzt werden. Grund ist, dass ein Zuschuss des Landkreises nicht wie vorgesehen fließen kann, ein solcher sei nicht erlaubt, so ein Rechtsgutachten. Ganz aufgeben will der Kreistag das Projekt nicht, nun soll eine staatliche Fachakademie entstehen - was allerdings einige Zeit dauern wird.

Der erfolglose Rechtsstreit 2019 um die Finanzierung des Kirchseeoner Gymnasiums hat den Landkreis Ebersberg 417 000 Euro gekostet, das wird im Mai bekannt. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Und noch eine schlechte Nachricht aus dem Landratsamt: Mitte Mai wird bekannt, dass der Landkreis für seinen erfolglosen Rechtsstreit um die Finanzierung des Kirchseeoner Gymnasiums 417 000 Euro ausgegeben hat. Besonders aus den Fraktionen von Grünen und SPD kommt Kritik, vor allem, weil das zugrundeliegende Gerichtsverfahren bereits 2019 stattfand, die daraus resultierenden Kosten aber erst mit mehr als drei Jahren Verzögerung bekannt werden.

Das Alte Kino in Ebersberg zelebriert den Sommer: Zwar gibt es in diesem Jahr kein Kulturfeuer im Klosterbauhof, aber anstatt dessen erstmals eine Aperitivo-Bar. Im Foyer und auf dem Vorplatz der Kleinkunstbühne können die Menschen sich spontan treffen, kühle Drinks, leckere Snacks und ein kleines Kulturprogramm genießen. Ein Angebot, das rege angenommen wird.

Das Alte Kino Ebersberg lädt im Sommer zum improvisierten Straßencafé "Aperitivo-Bar". (Foto: Christian Endt)

Mit einem sehr speziellen Verkehrsunfall bekommt es am 3. Juni die Ebersberger Polizei zu tun: Auf einer Wiese nahe Abersdorf bei Steinhöring ist eine Rakete abgestürzt. Gebaut hatte das rund 130 Zentimeter lange Flugobjekt ein Bastler aus der Gemeinde unter Verwendung frei verkäuflicher Teile. Verletzt wird durch den "Experimentalflug" niemand, und außer an der Rakete entstehen auch keine Schäden.

Diese selbstgebastelte Rakete landet Anfang Juni auf einem Feld bei Abersdorf. (Foto: Polizei Ebersberg/oh)

Barny Geröllheimer muss in den Knast. Nicht der sympathische Kollege von Fred Feuerstein, sondern ein 41-Jähriger, der unter dem Namen der Zeichentrickfigur einen schwunghaften Handel mit Impfpässen betrieben hat. Zusammen mit vier Komplizen wurden in Kirchseeeon Hunderte gefälschte Zertifikate ausgestellt, mindestens 180 000 Euro soll die Bande so eingenommen haben. Am 15. Juni schickt das Landgericht "Barny" für vier Jahre und elf Monate ins Gefängnis, seine Komplizen bekommen zwischen dreieinhalb Jahren ohne und 20 Monate mit Bewährung.

Barny Geröllheimer (oben, 2. von rechts) bleibt auf freiem Fuß - nicht so ein Betrüger, der unter dem Namen der Zeichentrickfigur falsche Impfpässe verkauft hat. (Foto: imago stock&people; via www.imago-images.de/imago images / United Archives)

Kunst trifft Demokratie: Darum geht es bei einem Nachwuchsprojekt der Deutschen Filmakademie, das in Ebersberg Station macht. Grafinger Gymnasiasten dürfen im Alten Kino selbst zwei Kurzfilme entwickeln und drehen. Sie zeigen, dass verbale sexuelle Belästigung quasi Standard ist - aber alles andere als harmlos. Ebersberger Mittelschüler diskutieren anhand anderer Filme über Diskriminierung. Gekrönt wird das Ganze von einem eigenen Filmfest.

Grafinger Gymnasiasten beim Filmdreh am Ebersberger Bahnhof. (Foto: Christian Endt)

Das Heimatmuseum Markt Schwaben eröffnet Mitte Juni eine neue Abteilung, die den 14 ältesten Vereinen des Ortes gewidmet ist, vom Schützenverein bis zum Fußballclub. Je ein Exponat, eine Infotafel sowie ein separater Begleitflyer führen durch mehr als 200 Jahre Geschichte.

Mehr Polizisten als Demo-Teilnehmer gibt es Ende Juni bei einer Kundgebung der AfD in Grafing. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Kein Interesse haben die Grafinger an einer AfD-Demo am 23. Juni. Gerade einmal fünf Menschen, die drei Referenten eingerechnet, wollen teilnehmen. Ganz anders bei der Gegendemo wenige Meter entfernt, hier sind des teilweise gut 50 Personen, die lauthals gegen die Rechtspopulisten protestieren.

Bei der Gegendemo auf der anderen Seite des Marktplatzes ist deutlich mehr los. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Nach einem Abstecher in den "Eberwald" kehren die Weiherspiele in diesem Jahr zurück ans Wasser, und zwar an den Wolfgangsee im Salzkammergut. Dort nämlich spielt die bekannte Geschichte, die die Markt Schwabener diesmal ihrem Publikum erzählen wollen: "Im Weißen Rößl - Singen verboten!"

Im Juni bringen die Weiherspiele den Wolfgangsee nach Markt Schwaben. (Foto: Christian Endt)

Die Adaption dieses Klassikers überzeugt mit einer deutlichen musikalischen Note und sorgsam gesetzten Überraschungseffekten inklusive Dampferfahrt und Flamingo-Insel. Premiere gefeiert wird am 30. Juni.

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