Interview:Session mit neuen Freunden

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Frank Haschler, Sprecher der Musikerinitiative Grafing. (Foto: Christian Endt)

Grafinger Jazzer spielen erstmals mit Kollegen aus Saint Marcellin

Von Anja Blum

Zehn Jahre "Jazz Grafing" und 25 Jahre Städtepartnerschaft mit Saint Marcellin - wenn das kein Grund zum Feiern ist. Deswegen hat die Musikerinitiative nun eine besondere Initiative gestartet: Nach dem eigentlichen Festakt am Freitag, 11. Mai, in der Grafinger Stadthalle wird in der Turmstube nebenan international gejammt: Die Jazzer aus Grafing werden erstmals mit Kollegen aus der französischen Partnerstadt spielen. Frank Haschler (), Sprecher der Musikerinitiative, erzählt von dem Projekt.

Herr Haschler, wie kam es zu dieser besonderen Form der Völkerverständigung?

Ganz einfach: Wir wussten schon länger, dass es in Saint Marcellin viele gute Musiker gibt. Was liegt also näher, als den Austausch auch auf dieser Ebene zu pflegen, und zwar nicht nur in den Bereichen von Volksmusik und Klassik? Ich selbst hatte zum Beispiel schon vor Jahren mal einen französischen Trompeter bei mir daheim zu Gast, der ist beim Volksfest gleich bei der Band eingestiegen - als wäre da gar nichts dabei. Das Orchester La Lyre aus Saint Marcellin umfasst jedenfalls etwa 60 Musiker, und die spielen auf sehr hohem Niveau alles, was daherkommt. Von Märschen bis zur Klassik.

Aber sind da denn auch waschechte Jazzer darunter?

Das wiederum wissen wir noch nicht so genau. Es haben sich elf Mitglieder der Big Band aus Saint Marcellin bei uns angekündigt, sie heißt Big Marcel - aber auf welchem Niveau die spielen und vor allem improvisieren, das wird eine große Überraschung.

Haben Sie sich denn vorher überhaupt nicht abgesprochen?

Doch, schon, wir haben uns auf ein Repertoire von 50 Songs geeinigt, die alle Musiker kennen. Doch über Arrangements oder andere Details haben wir nicht gesprochen. Nur ein paar sprachliche Barrieren haben wir schon ausgeräumt, zum Beispiel in Erfahrung gebracht, was Notenständer auf Französisch heißt: pupitre nämlich. Ich habe diese Sprache zwar mal studiert, aber solche Wörter braucht man im normalen Business ja eher nicht.

Wird es noch eine gemeinsame Probe mit den Gästen geben?

Nein, um Himmels Willen! Beide Ensembles - wir mit unserem Septett Jazz in the Box und eben Big Marcel - stellen sich mit drei Stücken vor, danach wird zusammen gejammt. Das wird also ein richtiger Jazzabend, ein echtes Experiment, und uns sicher allen Spaß machen!

Sie selbst wirken jedenfalls regelrecht euphorisiert...

Ja, wir freuen uns einfach sehr auf den Import der französischen Musiker und über den Export unserer Jam-Idee - und das alles auf der Herzblutbasis von Amateuren.

Ist die Session im Turm eine öffentliche Veranstaltung?

Leider nicht. Bei dem Festakt wird die Stadthalle richtig voll, und wenn nur ein Teil dieses Publikums uns in die Turmstube folgt, wird es dort auch schnell eng.

© SZ vom 07.05.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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