Interview mit Albert Hingerl:"Für Sozialpädagogen gibt es genügend attraktive Stellen"

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Poing möchte einen Streetworker einstellen, findet aber keinen. Bürgermeister Hingerl schließt zusätzliche Anreize für Bewerber nicht aus.

Von Barbara Mooser

Als im Jahr 2009 Streetwork in Poing eingeführt wurde, war das nicht unumstritten. Doch die Skepsis verflüchtigte sich schnell, als sich zeigte, dass die junge Streetworkerin Zugang zu den Jugendlichen in Poing fand und ihnen half, ihre Energie in die richtigen Kanäle zu lenken. Doch 2011 hörte Melanie Michalski auf - und der Gemeinde gelang es trotz vielen Versuchen nicht, einen Nachfolger oder eine Nachfolgerin einzustellen. Doch Bürgermeister Albert Hingerl (SPD) will die Bemühungen dennoch nicht einstellen.

SZ: Seit 2011 ist es nicht gelungen, die Streetwork-Stelle in Poing wieder zu besetzen. Was hat die Gemeinde denn in letzter Zeit unternommen?

Albert Hingerl: Wir haben im Jahr 2014 die Stelle zweimal ausgeschrieben, es haben sich drei Bewerber gemeldet und zwei Vorstellungsgespräche stattgefunden. Die Sozialpädagogin, die wir schließlich einstellen wollten, hat dann aber kurzfristig abgesagt. 2015 haben wir erneut ausgeschrieben, diesmal war die Idee, dass Streetwork mit der Mitarbeit im Jugendzentrum kombiniert wird. Aber wir merken jetzt schon, dass die Bewerber sich diese Kombination eigentlich nicht wünschen.

Wieso ist es denn so schwer, überhaupt jemanden zu finden?

Das kann man leicht erklären. Für Sozialpädagogen gibt es einfach genügend attraktive Stellen, ob nun im Asylbereich, bei den Wohlfahrtsverbänden oder im Schulbereich. Die können sich das wirklich aussuchen. Und wer will denn dann für das gleiche Geld zu den Tageszeiten arbeiten, wenn alle anderen zu Hause sind: samstags, sonntags oder auch abends? Hinzu kommt, dass die Arbeit des Streetworkers mit hohen politischen Erwartungen verbunden ist. In meinen Augen ist es absolut nachvollziehbar, dass manche sich dann lieber für eine andere Stelle entscheiden. Aber wir bleiben trotzdem dran und ich bin nach wie vor guter Hoffnung, dass es noch klappt. Vielleicht finden wir beispielsweise einen Berufseinsteiger, der hier Erfahrungen sammeln möchte.

Könnte man nicht Anreize schaffen - beispielsweise mit einer günstigen Wohnung?

Darüber könnte man sicher nachdenken. Aber ich kann keine Wohnung versprechen, wenn ich keine habe. Sicher könnte man sich bemühen, einem Bewerber eine Sozialwohnung zu vermitteln, wenn er die Bedingungen erfüllt. Oder auch eine günstige Wohnung, die gerade aus der Preisbindung gefallen ist. Doch so etwas können wir momentan einfach nicht anbieten. Auch eine zusätzliche Motivation durch bessere Bezahlung wäre natürlich denkbar, diese Diskussion ist bisher noch nicht geführt worden. Man muss aber eines sehen: Die Gemeinde beschäftigt in anderen Bereichen ebenfalls Sozialpädagogen, die die selbe Ausbildung haben, natürlich muss man dann damit rechnen, dass diese dann ebenfalls bessere Bezahlung fordern - mit gutem Recht. Denkbar wäre meiner Meinung nach eher, dass man bestimmte Leistungen besonders honoriert.

© SZ vom 06.03.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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