Im Rathaus Ebersberg:Kreative Symbiose

Lesezeit: 3 min

David Dott und Anne Liebegott stellen nach elf Jahren erneut gemeinsam aus

Von Anja Blum

Dass gemütliche Abende mit Freunden auch mal eine völlig unerwartete Wendung nehmen können, das hat wohl jeder schon mal erlebt. Auch bei Anne Liebegott und David Dott ist dies immer wieder der Fall. "Wenn wir uns sehen, kann es schon passieren, dass der Abend ausartet", sagt Liebegott und lacht. Das letzte Wort hat sie dabei besonders betont: "aus-art-et". Die gemeinsame Passion von ihr und Dott nämlich gilt der Kunst. Sie malt, er zeichnet. Wenn sie sich sehen, werden also oft Ideen und Skizzen diskutiert, auch gemeinsame Experimente sind keinesfalls ausgeschlossen. "Letztens haben wir mit Nagellack gearbeitet - der klebt heute noch auf meinem Sofa", erzählt Dott und grinst. "Das nächste Mal bekommt Anne eine große Unterlage!"

So sieht echte Freundschaft aus: Anne Liebegott und David Dott bei den Vorbereitungen für ihre gemeinsame Ausstellung im Rathaus Ebersberg. Die beiden kennen sich seit Jahrzehnten, ihre Treffen arten regelmäßig kreativ aus. Ihre Arbeitsweise könnte aber wohl nicht unterschiedlicher sein. (Foto: Christian Endt)

Die Arbeitsweise der zwei jungen Künstler nämlich könnte nicht unterschiedlicher sein: Dott ist ein feiner Zeichner mit wohlüberlegten Konzepten, Liebegott hingegen geht bei ihrer farbintensiven Malerei eher expressiv-intuitiv vor. Und doch - oder vielleicht gerade deswegen - lieben die beiden Ebersberger den Austausch und die Arbeit miteinander. Die 37- und der 38-Jährige kennen sich bereits seit Jugendtagen, wissen schon gar nicht mehr, woher genau, so lange ist das her. Über die Jahre haben sie immer Kontakt gehalten, mal weniger, mal mehr, und das, obwohl Dott mittlerweile nach München gezogen ist. 2008 haben er und Liebegott erstmals gemeinsam im Rathaus Ebersberg ausgestellt, zehn Jahre später gab es ein kreatives Duett in München, nun steht die Rückkehr ins Rathaus der Kreisstadt an: Am Samstag, 14. Dezember, um 19 Uhr eröffnet dort wieder eine Doppelausstellung von Anne Liebegott und David Dott.

Liebegott geht bei ihrer farbintensiven Malerei eher expressiv-intuitiv vor. (Foto: Privat)

Wie sehr die beiden Künstler sich gegenseitig schätzen, verdeutlicht schon allein der Titel der Schau: "Liebedott". Das klingt regelrecht nach Symbiose. In dieses Bild passt auch, dass die beiden seit langem vorhaben, auch tatsächlich gemeinsam an Werken zu arbeiten. Sie hätten sogar schon Bilder ausgetauscht, damit der jeweils andere Hand daran anlegen könne, erzählen sie. Allein, es kam noch nicht dazu, warum, das wissen sie selbst nicht so genau. Möglicherweise ist der Respekt vor der Kunst des anderen unterbewusst doch zu groß, aber vielleicht fehlte es bislang auch einfach nur an der nötigen Muße. "Wir haben große Pläne, aber wenig Zeit", bringt es Liebegott auf den Punkt. Schließlich müssen beide Künstler mit normalen Jobs ihr Geld verdienen - sie gehört zum Team des Alten Kinos, er arbeitet im sozialen Bereich. Obendrein hat vor allem Dott im vergangenen Jahr sehr häufig ausgestellt. "Das war eindeutig zu viel", resümiert er, "da bleibt keine Luft mehr, um kreativ zu sein".

Dott ist ein feiner Zeichner mit wohlüberlegten Konzepten. (Foto: Christian Endt)

Trotzdem zeigt die Ausstellung in Ebersberg auch einige neue Werke, an einem male sie sogar gerade noch, gesteht Liebegott. Dieses wird wohl erst am Samstag seinen Weg ins Rathaus finden. Die Spezialität der Ebersbergerin sind Tiere, "die sind einfach schön zu malen, vor allem solche ohne Fell". Ihre Geschöpfe zeigt Liebegott allerdings nicht in realistischer Darstellung, sondern durch einen Rausch der Formen und Farben verfremdet - ein Vorgang, der sich wie automatisch abspiele, sagt sie. Zum Beispiel eine große Krabbe oder eine Schlange hat die Malerin mit leuchtenden Ölfarben auf Leinwand gebannt - Bilder voller Dynamik und von purer Lebensfreude. Doch auch mit gedeckteren Tönen geht Liebegott meisterlich um, sei es bei einer Serie von Eulen oder bei den abstrakten Kompositionen, die ebenfalls zu ihrem Schaffen an der Staffelei gehören. Hier experimentiert die auch handwerklich begabte Künstlerin - ihre Rahmen baut sie alle selbst - gerne mit vielen Schichten und Rosttechnik, die den Bildern Tiefe und spannende Effekte verleihen.

David Dotts Passion hingegen gilt der Linie. Streng komponiert er seine Bilder, die oftmals realistische, plastische Darstellungen mit Abstraktionen vermischen, ja, sämtliche Zwischenstufen der Verfremdung zeigen. Mittels geometrischer Elemente spaltet der Künstler seine Figuren und Räume auf, allüberall sieht man sorgsam gezogene Kreise, Ellipsen Geraden, die Menschen erinnern häufig an Gliederpuppen aus Holz. Mit Farbe geht Dott hingegen sehr sparsam um, er nutzt sie gekonnt, um Spots zu setzen. Oder lässt sie weg, um die Grenzen der Monochromie auszuloten: Wie wirkt ein Motiv, eine nackte Frau, wenn man es lediglich in Nuancen von Schwarz oder Weiß umsetzt? Ein verblüffendes, geglücktes Experiment, dem vermutlich noch viele folgen werden. "Ich komme schlecht weg von meinen Ideen, deswegen gibt es von vielen Bildern gleich mehrere Versionen", sagt Dott. Wie schön!

Ausstellung von Anne Liebegott und David Dott im Ebersberger Rathaus, Vernissage am Samstag, 14. Dezember, 19 Uhr. Zu sehen bis Mitte Februar.

© SZ vom 12.12.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: