Ikonenmalerei:Seit 25 Jahren malt Christine Broß Ikonen

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Die farbigen Bilder erzählen von der Passion Christu. Allein die Grundierung einer Tafel dauert zwölf Tage.

Von Alexandra Leuthner, Grafing

Mit dem Palmsonntag beginnt für die katholische und orthodoxe Kirche die Heilige Woche, die das Osterfest als Ende und Höhepunkt einschließt. Den Einzug in Jerusalem setzt der Evangelist Markus an den Beginn der Passion Christi - jene Szene aus dem Leben Jesu, den der obere Teil von Christine Broß Ikone darstellt.

Wie ein Triumphator reitet Jesus vor knapp 2000 Jahren in jene Stadt ein, die später zur Heiligen Stätte dreier Weltreligionen und in unserer Zeit zum Kristallisationspunkt des Nahostkonflikts werden wird. Damals jedoch wird er bejubelt vom Volk, das ihm zu Ehren Palmwedel - hier auch einen Teppich - unter die Hufe seines Reittiers legt. Den Römern muss das als Provokation erscheinen, kehrten doch auch ihre Feldherren vom Volke bejubelt hoch zu Ross von ihren Feldzügen heim. Dass Jesus nur auf einem Esel saß, werden sie weniger als Zeichen der Bescheidenheit, denn als Hohn erlebt haben.

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Darstellungen jener Szene ziehen sich durch die Geschichte der Ikonenmalerei seit dem Beginn des Mittelalters, so wie auch in Christine Broß Bildnis, das in einer Doppelikone gemeinsam mit dem Letzten Abendmahl zu sehen ist. Entnommen ist es dem Goldenen Münchner Psalter. Die Replikation des prachtvoll farbigen Bilds aus dem Jahr 1180 ist Teil einer ganzen Sammlung liebevoll gestalteter Ikonen, die Broß in einer warm beleuchteten Wohnzimmer-Ecke ihres Grafinger Hauses stehen und hängen hat.

Der Psalter, eine in England entstandene Sammlung von Miniaturen und Psalmen, wird in der Bayerischen Staatsbibliothek aufbewahrt und ist überaus prachtvoll und in leuchtenden Farben gestaltet. Die ungewöhnlichen Farben gibt Christine Broß auch in ihrer Darstellung wieder. Schon der ornamentale Rahmen, in grün und einem fast pink leuchtenden Dunkelrosa gehalten, hebt die Ikone von anderen Darstellungen ab, die sich oft mit Braun-, Blau- oder Grüntönen vor sattem Gold begnügten. Wohl auch, weil ihre Farben traditionell aus natürlichen Pigmenten zusammen gemischt werden.

Feinst gemahlene Erdpigmente sind solch ein Bestandteil, "sind die Pigmente zu groß, lassen sie sich nicht vermalen", erklärt Broß. Manche Farbe sehe im trockenen Zustand auch ganz anders aus als erwartet. Eine Arbeit, die Erfahrung voraussetzt und den Ikonenmaler trotzdem manchmal überrasche.

Die Doppelikone aus dem Goldenen Psalter hat es Broß auch ihrer Ausstrahlung wegen angetan, "ich bin ein Typ, der sich zur Farbe bekennt", sagt die Malerin, in deren Haus jede Wand von ihrer Leidenschaft erzählt. Die gilt nicht nur der Ikonenmalerei, doch kann sie von der komplizierten aber auch kontemplativen Beschäftigung mit den Darstellungen von Heiligen oder biblischen Szenen gar nicht genug bekommen.

Dabei braucht allein die schichtenweise Grundierung der Holztafel mit dem Lewkas genannten Kreidegrund, auf denen später mittels Übertragung die zweidimensionalen und klar strukturierten Figuren entstehen, schon zwölf Tage. Dann erst kann Broß anfangen, den Goldgrund aufzutragen, als Symbol für das göttliche Licht, vor dem sich die biblischen Protagonisten bewegen.

So auch im Letzten Abendmahl, der zweiten Ikone, die Jesus im Kreis der Jünger und mit seinem Liebling Johannes zeigt. Die Heiligenscheine sind bunt, im Gegensatz zur klassischen Darstellung, die Jünger stehen an der Längsseite der Tisches, in inniger Zuwendung um Jesus geschart.

Einzig Judas, der wenig später zum Verräter an seinem Herrn werden wird, kniet auf der anderen Seite. Der Heiligenschein ist ihm verwehrt. Und so beschließt das Abendmahl, das mit seinen überlieferten Worten zum Mittelpunkt des christlichen Gottesdienstes geworden ist, die letzte Etappe auf Jesu' Weg, bevor sein Leiden beginnt.

© SZ vom 31.03.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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