Hochwasserschutz:Nichts los im Kirchseeoner Moos

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Die Kirchseeoner Grünen scheitern mit einem Antrag, ein Hochwasserkonzept für Osterseeon zu erstellen. Fachberater sehen keine Notwendigkeit, die Gemeinderäte hätten gerne mehr Informationen

Von Andreas Junkmann, Kirchseeon

Gerade jetzt im Herbst werden die Bewohner vom Kirchseeoner Ortsteil Osterseeon wieder an so manchen Tagen einen bangen Blick in Richtung Himmel richten. Dann, wenn es über einen längeren Zeitraum ergiebig regnet, kann es nämlich schon mal vorkommen, dass der Aubach über die Ufer tritt und zusätzlich mit dem Seeoner Bach das Moos im Südosten der Marktgemeinde unter Wasser setzt. Dem wollten die Kirchseeoner Grünen nun mit einem integralen Hochwasserschutz- und Rückhaltekonzept für dieses Gebiet entgegensteuern. Dazu wird es aber nicht kommen, denn die Fraktion musste den Antrag nach deutlichem Gegenwind im Marktgemeinderat wieder zurückziehen.

"Regelmäßig gibt es nach schweren Regenfällen im gesamten Kirchseeoner Moos Überflutungen von Straßen, Wegen und bewohnten Grundstücken", heißt es in dem Antrag, den Grünen-Gemeinderat Rüdiger Za in der jüngsten Sitzung im Namen seiner Fraktion vorstellte. Das Moos habe mit einer Fläche von etwa 1000 Hektar zwar eine enorme Aufnahmekapazität, diese stoße aber bei Starkregen an ihre Grenzen. "Durch die Überschwemmungen sind sehr viele Haushalte betroffen", so Za, der ebenfalls zu bedenken gab, dass es in dieser Zeit auch für Rettungsfahrzeuge keine Zufahrt in das überflutete Gebiet gebe.

Um der Situation Herr zu werden, gibt es in der Marktgemeinde bereits eine Vorrichtung: Ein Durchlass führt vom Moos aus in Richtung Grafing, wohin das Wasser abfließen kann. Allerdings ist dieser bereits deutlich in die Jahre gekommen. Eine Kamerabefahrung im April dieses Jahres hatte ergeben, dass der Ablauf inzwischen erheblich eingeschränkt ist. Der Gemeinderat hatte daraufhin beschlossen, das Rohr so schnell wie möglich reparieren zu lassen und bei Bedarf auch noch einen zusätzlichen Bypass zu graben. Doch diese Maßnahmen gehen den Grünen nicht weit genug. Sie kritisieren, dass sich die Abflussmenge dadurch nicht erhöhe und sich die Hochwasserproblematik auf Dauer nicht lösen lasse.

Eine solche sehen die zuständigen Fachbehörden für Kirchseeon aber überhaupt nicht. Wie Bürgermeister Udo Ockel (CSU) in der Sitzung sagte, hätten im Vorfeld Gespräche zwischen Gemeindeverwaltung, dem Wasserwirtschaftsamt Rosenheim und dem Ebersberger Landratsamt stattgefunden. "Die haben uns die Frage gestellt: Wo habt ihr denn überhaupt Hochwasser?", so Ockel. Dem Bürgermeister zufolge hätten die Experten in dem Konzept deshalb nicht die richtige Lösung gesehen.

Ockel selbst plädierte dafür, erst den Bau der Rohre abzuwarten und dann zu entscheiden, ob weitere Schritte nötig sind. Der Hauptabfluss soll dem Rathauschef zufolge ohnehin noch im Oktober saniert werden. "Die hohen Kosten für das Konzept würde ich jetzt noch nicht aufwenden", so Ockel, der damit einen wunden Punkt des Grünen-Antrags offenlegte: Was müsste die Gemeinde für so ein Gutachten überhaupt bezahlen?

Dieser Punkt war es auch, der den meisten Gemeinderäten Bauchschmerzen bereitete. "Ich brauche irgendeine Hausnummer, wie viel das kostet", sagte etwa Barbara Burgmeier-Weigt (CSU). SPD-Gemeinderätin Barbara Bittner (SPD) gefiel zwar die Idee eines Hochwasserkonzeptes, aber auch sie forderte konkrete Zahlen ein.

Ganz und gar nicht begeistert von dem Vorstoß war dagegen Klaus Seidinger. Für den UWG-Fraktionsvorsitzenden und Bürgermeisterkandidaten kämen die Pläne mit der Trockenlegung des Mooses gleich. "Da wären riesige Eingriffe nötig. Mich wundert es deshalb, dass das gerade von den Grünen kommt." Auch die "Millionen von Euro", die das Konzept und dessen Umsetzung laut Seidinger im Verhältnis zu den relativ wenigen Anwohnern in diesem Gebiet kosten würde, seien dem "Steuerzahler nicht zu vermitteln".

Nach einer knapp einstündigen Diskussion zeichnete sich ab, dass die Grünen für ihren Vorstoß keine Mehrheit im Gremium finden würden. Thomas Kroll (SPD) schlug deshalb in Richtung Rüdiger Za vor, den Antrag zurückzustellen und noch weitere Informationen einzuholen. Dennoch mahnte er an: "Ich sehe uns als Gemeinde schon in der Pflicht, da was zu tun."

© SZ vom 10.10.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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