Hochwasserschutz in Markt Schwaben:Platz wie in 430 Schwimmbädern

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Die Planer präsentieren Details des Markt Schwabener Hochwasser-Damms am Einbergfeld. Vor dem anvisierten Baustart 2021 stehen mehrere Schritte an, darunter Artenschutzmaßnahmen und Verhandlungen mit Grundbesitzern

Von Korbinian Eisenberger, Markt Schwaben

Wenn es fertig ist, soll soviel Wasser Platz haben, dass man 430 Mal das Schwimmbecken des Markt Schwabener Hallenbads darin entleeren könnte. Anders gesagt: ein Volumen von 240 000 Kubikmetern. So ist der Plan für das große Rückhaltebecken, das die Gemeinde Markt Schwaben künftig vor Überschwemmungen bewahren soll. Am Dienstagabend hat das Planungsbüro die Details zum Ausbau des Hochwasserschutzes im Ort erstmals öffentlich präsentiert. Im Gemeinderat gab es Einblicke, wie das Gelände am Einbergfeld künftig aussehen wird. Dabei wurde auch deutlich, dass noch so manches Hindernis im Weg steht.

Grund für das aufwendige Projekt ist der Hennigbach - im Prinzip nur ein Rinnsal, das durch den Ort fließt. Welch zerstörerische Gewalt ein Bacherl haben kann, zeigte sich jedoch im Sommer 2016 im niederbayerischen Simbach, wo ein Bach sich zu einer reißenden Flut verwandelte, einen ganzen Ort zerstörte und fünf Todesopfer forderte. Eine Wucht wie diese entfaltete der Markt Schwabener Hennigbach zwar noch nie. Bei Überschwemmungen ist er aber das Nadelöhr im Ort, hier stauten sich bei starken Regenfällen immer wieder die Wassermassen - beim großen Hochwasser vor 17 Jahren liefen viele Markt Schwabener Keller voll. Erste Maßnahmen wurden damals ergriffen, nun folgt der Hauptteil.

Der Damm mit der vier mal sechs Meter großen Öffnung verläuft unweit der Siedlung am Erlberg (hier animiert aus südlicher Richtung). Simulation: Büro Schlegel (Foto: N/A)

Läuft es nach Plan könnte das Projekt im Frühjahr 2022 beendet sein. Am Einbergfeld soll dann ein 200 Meter langer und sechs Meter hoher Erddamm stehen und den Hennigbach kreuzen. Durch eine vier Meter breite und sechs Meter hohe Öffnung soll im Falle eines Hochwassers nur so viel Wasser fließen wie der Bachlauf in Richtung Ort aufnehmen kann. Alles, was etwa bei Starkregen darüber hinaus gehen würde, soll der künstliche Damm in der natürlichen Mulde zurücklassen. Das Rückhaltebecken hat eine Speicherkapazität von 240 000 Kubikmetern, die genaue Zahl teilt Gerhard Würzberg, der Geschäftsführer des Münchner Baumeisterbüros Schlegel am Mittwoch per Telefon mit. Markt Schwaben soll damit für ein hundertjährliches Hochwassers gewappnet werden - also für einen Fall, der statistisch gesehen einmal in hundert Jahren eintritt.

Im groben Zeitplan des Büros Schlegel soll "Baubeginn zirka Sommer 2021" sein. Eine Prognose mit Verzögerungspotenzial, wie Planer Würzberg erklärte. "Es hängt stark von den Verhandlungen mit den Grundstückseigentümern ab", so Würzberg. Der Grund: Zur Umsetzung braucht es Flächen, für die Bauwerke, das Rückhaltebecken - und für die Ausgleichsgebiete. Erforderlich sind etwa ein Komplex aus Ufergehölzen, eine Hochstaudenflur entlang des Bachs und Flächen für Hecken und Kräuter. Hinzu kommt der Artenschutz, auch hier steht einiges bevor. Ehe die Bagger anrollen, müssen die Biber aus dem Baubereich vergrämt - also vertrieben und ferngehalten - werden, damit sie sich bei den Arbeiten nicht verletzen oder umkommen. Darüber hinaus ist eine ein Hektar große Fläche gefordert, auf die das Rebhuhn ausweichen kann - aus Brachland oder aus Blühstreifen. Zudem werden je drei Fledermaus- und Vogelnistkästen aufgehängt. Durch all diese Ausgleichsflächen wird der Gesamtbedarf an Grund für die Anlage am Einbergfeld vervielfacht.

Eine Aufnahme aus Markt Schaben im Hochwasser-Jahr 2013. (Foto: Privat)

Wie ist der Ablauf im unwahrscheinlichen Falle eines hundertjährlichen Niederschlags? Auf Nachfrage von Gemeinderat Sascha Hertel (Zukunft Markt Schwaben) erklärte Projektplaner Würzberg, dass es zwölf Stunden Dauerstarkregen brauche, ehe das Rückhaltebecken voll läuft. Bis das Wasser in so einem Fall dann wieder abgeflossen ist, dauere es drei bis vier Tage. In dem - noch viel unwahrscheinlicheren - Fall eines "tausendjährlichen Hochwassers" würde der Damm überlaufen.

Das Einbergfeld wird das mit Abstand größte der drei Aufhaltebecken in Markt Schwaben, neben den Anlagen am Roßacker und am Gigginger Bach. Und das teuerste. Im Februar 2017 waren Gemeinde und Planer von fünf Millionen Euro Gesamtkosten am Einbergfeld ausgegangen, wegen der Baukostensteigerung im teils zweistelligen Prozentbereich ist der Preis mittlerweile gestiegen, wie Planungschef Würzberg am Mittwoch erklärt. "Da sind wir jetzt eher bei sechs Millionen Euro."

© SZ vom 25.07.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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