Gymnasium Grafing:Feuerpatrouille im Schulflur

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Note Mangelhaft beim Brandschutz: Gutachten bringen in drei Schulen erhebliche Defizite ans Licht. Im Gymnasium Grafing sind nun Brandwächter unterwegs.

Barbara Mooser

Brandwächter patrouillieren derzeit im Langbau des Gymnasiums Grafing. Weil es dort massive Probleme mit dem Brandschutz gibt, hat der Landkreis Personen engagiert, die darauf achten, dass ein Feuer schnell entdeckt würde. "Man darf jetzt nicht hysterisch reagieren - aber sicher ist sicher", sagt Schulleiter Harald Parigger dazu.

Sie stellen sicher, dass am Gymnasium Grafing mögliche Brandherde schnell entdeckt werden: Weil Gutachten erhebliche Mängel beim Brandschutz festgestellt haben, kontrollieren diese Brandwächter den Langbau der Schule. (Foto: Christian Endt)

Ein "Rätsel" sei ihm freilich, warum die Probleme am Langbau 40 Jahre lang nicht erkannt worden seien, selbst bei der Erweiterung 1998 nicht. "Jetzt fällt man von einem Extrem ins andere", findet Parigger. Schüler und Eltern haben sich nach Angaben des Schulleiters zu der Wache, die seit etwa einer Woche im Einsatz ist, bisher noch nicht geäußert.

Allerdings werden die Kontrollgänge wohl auch nicht mehr allzu lange nötig sein. Nach Angaben von Landratsamtssprecherin Evelyn Schwaiger werden auch im Gymnasium Grafing voraussichtlich nächste Woche überall Rauchmelder installiert, damit erübrigt sich der Einsatz der Brandwächter. Am Gymnasium Markt Schwaben und am Förderzentrum Grafing hat der Landkreis diese technischen Warnanlagen bereits eingebaut, denn auch hier steht es mit dem Brandschutz schlecht. Das haben Gutachten gezeigt, die im Rahmen verschiedener Umbaumaßnahmen erforderlich geworden sind.

Mit den Sofortmaßnahmen allein ist es an allen drei Schulen nicht getan: Dem Landkreis bleibt nichts übrig, als erneut eine Menge Geld in die Hand zu nehmen und die Brandschutzmängel zu beseitigen. Der Ausschuss für Liegenschaften, Schulbauten und Vergaben (LSV) hat entsprechende Maßnahmen in seiner Sitzung am Mittwoch angeordnet - mit der Maßgabe, dass sie "unverzüglich" zu erfolgen haben. Ersten Kalkulationen zufolge werden die Brandschutzertüchtigungen an allen drei Schulen gut 2,8 Millionen Euro kosten.

Vorschriften schon bei der Errichtung missachtet

Am teuersten wird voraussichtlich die Brandschutzsanierung am Gymnasium Grafing, denn hier sind die Mängel besonders gravierend. Stützen und Decken entsprachen laut Gutachten bereits bei der Errichtung vor 45 Jahren nicht den geltenden Vorschriften der Bauordnung und Baugenehmigung. Regina Ingrisch, Brandschutzexpertin im Landratsamt, erläuterte den Kreisräten darüber hinaus noch eine Reihe weiterer problematischer Details.

So wurden unter anderem Klassenzimmertüren eingebaut, die noch nie den Brandschutzanforderungen entsprachen, die Brandwand zwischen Langbau und Turnhallen wurde nicht so ausgeführt wie genehmigt, die Rettungswege führen zum großen Teil über die dreigeschossige Pausenhalle. "Im Falle einer Verrauchung der Pausenhalle ist die Selbstrettung der Gebäudenutzer stark beeinträchtigt und im Einzelfall unter Umständen zeitnah nicht mehr möglich", heißt es im Gutachten. Ersten Kalkulationen zufolge muss der Landkreis gut eine Million allein für das Gymnasium Grafing investieren.

Kaum weniger teuer werden die Maßnahmen am Förderzentrum Grafing mit 950000 Euro. Hier wurden laut Regina Ingrisch beispielsweise tragende Stahlstützen nicht so behandelt, dass sie einem Feuer lange standhalten würden. Brandgefährlich sind auch Deckenverkleidungen aus Holz und Kabel in den Flurdecken, zudem muss das System der Fluchtwege verbessert werden. Auch am Gymnasium Markt Schwaben, bei dem der Kreis 810000 Euro investieren muss, gibt es unter anderem Defizite bei den Ausgängen und Fluchtwegen sowie im Treppenhaus.

Einige Kreisräte zeigten sich zunächst skeptisch, ob wirklich alle Maßnahmen notwendig sind. Man möge doch ausschließlich die Verbesserungen ausführen, die für den Schutz der Kinder nötig seien, dafür aber auf Maßnahmen verzichten, die nur dem Gebäudeschutz im Falle eines Brandes dienten, sagte Franz Greithanner (Grüne), selbst Lehrer am Förderzentrum Grafing. Doch die Brandschutzfachleute im Landratsamt versicherten ihm, dass ohnehin nichts anderes geplant sei.

Bernhard Wieser (CSU) wies darauf hin, dass es ja auch um die Haftung im Brandfall gehe: "Dann erübrigt sich der Einwurf, dass wir uns das nicht leisten können." Sein Fraktionskollege Josef Zistl äußerte sich ähnlich: "Das alles verlangt doch der Gesetzgeber. Wir debattieren über Dinge, die wir nicht ändern können."

© SZ vom 16.07.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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