Grundwasser in Anzing:Teure Altlast

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Krebserregende Schadstoffe im Untergrund: Anzing muss eine teure Grundwassersanierung durchführen. Die verantwortliche Firma gib es nicht mehr, nun muss der Landkreis voraussichtlich die Kosten tragen.

Barbara Mooser

Die Firma gibt es längst nicht mehr, bei den Nachfolgern ist nichts zu holen - jetzt muss möglicherweise der Landkreis für eine umfassende Grundwassersanierung auf dem Firmengelände einer ehemaligen Destillationsanlage in Anzing aufkommen. Bis zu 300.000 Euro könnten die Maßnahmen laut Finanzexpertin Brigitte Keller kosten, derzeit wird ein Gutachten dazu erstellt.

Das Trinkwasser in Anzing gilt nicht als gefährdet - dennoch ist eine umfassende Grundwassersanierung nötig. Wegen einer Firma, die es längst nicht mehr gibt. (Foto: ag.dpa)

Bis in die achtziger Jahre wurde auf dem Firmengelände in Anzing produziert, dabei sind nach Angaben der Experten vom Sachgebiet Wasserrecht, Immissionsschutz und staatliches Abfallrecht im Landratsamt leichtflüchtige chlorierte Kohlenwasserstoffe (LCKW) in den Untergrund gelangt. LCKW bestehen nach Angaben eines Sprechers des Landesamtes für Umwelt vor allem aus Trichlorethan und Perchlorethylen, beide gelten als potentiell krebserregend. Schon in der Vergangenheit hat es auf dem betroffenen Grundstück umfangreiche Sanierungsmaßnahmen gegeben.

Von 1988 bis 1991 wurde eine Bodenluftabsaugung betrieben, seit 1989 wird mittels "Pump & Treat" saniert. Das bedeutet, es wird verunreinigtes Grundwasser gefördert, über eine sogenannte Stripanlage gereinigt und anschließend wieder dem Grundwasserstrom zugeführt. Dadurch wird nach Angaben der Fachleute auch weitgehend verhindert, dass Schadstoffe über das Grundwasser vom kontaminierten Grundstück abströmen.

Ganz allerdings ist das nicht gelungen, wie Georg Schedel erläutert, der beim Wasserwirtschaftsamt Rosenheim für den Bereich Altlasten zuständig ist und auch den Landkreis Ebersberg betreut. Die "CKW-Fahne" sei durchaus in Markt Schwaben messbar gewesen, allerdings habe die Belastung die zulässigen Grenzwerte der Trinkwasserverordnung deutlich unterschritten. Auch die Wasserversorgung Anzings war laut Landratsamt durch die Altlasten nie gefährdet. Anzing wird durch Trinkwasser aus Brunnen im Ebersberger Forst versorgt, zu denen kein Grundwasser von dem kontaminierten Grundstück strömt.

Obwohl bereits umfangreiche Maßnahmen stattgefunden haben, liegt nach Angaben der Fachleute im Landratsamt und im Wasserwirtschaftsamt das Schadstoffpotential im Grundwasser "nach wie vor im sanierungsbedürftigen Bereich". Aktuell lässt das Landratsamt eine Machbarkeitsstudie erstellen, "die sich mit den Möglichkeiten einer Sanierungsoptimierung beschäftigt". Schon im nächsten Jahr muss der Kreis hierfür voraussichtlich 40.000 Euro einplanen.

Doch die Gesamtkosten, die auf den Kreis zukommen, könnten noch wesentlich höher steigen. Zwar sei vorrangig der Verursacher verpflichtet, derartige Schäden zu beheben, so Brigitte Keller. Im Anzinger Fall ist es aber wohl so, dass vom Verursacher nichts mehr zu holen ist. Die früheren Firmenchefs sind laut Keller gestorben, die Nachfolger haben zwar schon für die Sanierung bezahlt, verfügen jetzt aber über keine Mittel mehr. "Wenn weitere Maßnahmen erforderlich sind, muss das daher wohl die öffentliche Hand bezahlen", so Keller.

In Frage kommen für die weitere Sanierung laut Schedel verschiedene Strategien: Zum einen wäre es möglich, eine chemische Oxidation durch ein starkes Oxidationsmittel in Gang zu bringen, zum anderen wäre es möglich, den mikrobiologischen Abbau durch den Zusatz weiterer Stoffe wie etwa Melasse zu fördern. Eine dritte Möglichkeit wäre nach Angaben des Experten eine thermische Sanierung, die allerdings einen hohen technischen Aufwand bedeutet. Eine Option sei aber auch, das bisherige Verfahren fortzusetzen, so Schedel.

Es handelt sich nicht um die einzige Grundwassersanierung, die in Anzing läuft. In unmittelbarer Nähe befindet sich auch noch das Grundstück einer weiteren ehemaligen Destillationsanlage, die schon vor langer Zeit ihren Firmensitz nach Schwaben verlagert hat.

© SZ vom 03.08.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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