Kommentar:Es braucht mehr Anerkennung

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Rektoren von Grund- und Mittelschulen sind in der Krise besonders belastet. Mehr Geld und eine Reform der Anrechnungsstunden könnten helfen.

Von Alexandra Leuthner

Nun ist das Kind also in den Brunnen gefallen. Im sprichwörtlichen Sinne natürlich, doch passt dieses Sprichwort vielleicht gerade im Hinblick auf den Lebensort Schule besonders gut. Um Kinder zu beschützen und sie für das Leben fitzumachen, braucht es gute Konzepte, gute Lehrpläne, vor allem aber genug Lehrer, die darauf Lust und dafür Zeit haben. Und auch wenn es viele Lehrer gibt, die ihren Beruf aus Überzeugung gewählt haben, ein bisschen Anerkennung zusätzlich würde doch nicht schaden.

Lehrer- und Elternverbände warnen nicht erst seit gestern davor, dass es Engpässe an Grund- und Mittelschulen geben wird, weil der Nachwuchs fehlt. Dass es aber auch am oberen Ende der Karriereleiter Probleme gibt, daran hat Corona nicht nur seinen Anteil, sondern es zeigt auch eine weitere Schwachstelle in unserem Schulsystem auf.

Mehr als 65 Rektoren in Bayern haben im Jahr 2021 um ihre Entlassung gebeten, das hat der Bayerische Lehrer- und Lehrerinnenverband aufgelistet. Und wenn Stellen erst einmal unbesetzt sind, wird die Nachfolgesuche unter den momentanen Bedingungen zunehmend schwerer.

Ist das ein Wunder? Nein, ist es nicht. Rund um die Uhr sind Schulleiter damit befasst, den Betrieb in ihren Lehranstalten aufrecht zu erhalten, Quarantänen hier, Testreihen dort, Anweisungen vom Ministerium, die am Anfang der Woche so, am Ende wieder anders lauten, Elternbriefe, die mal eben übers Wochenende rausgehen müssen, Vorschriften, wo sie nicht benötigt werden, fehlende Unterstützung - zum Beispiel Luftreiniger - dort, wo man sie bräuchte. Welche Masken müssen Kinder gerade tragen? Und welche dürfen sie nicht? Wer darf überhaupt noch rein in die Schule? Wer kontrolliert das alles? Dürfen Kontaktschüler nach Hause geschickt werden? Müssen sie das sogar? Und wer ordnet das an? Die Schule? Das Gesundheitsamt? Der Papst? Und wie genau erklärt man das schließlich alles den Eltern?

Nein, es ist kein Wunder, wenn Schulleitern die Luft ausgeht. Und es ist auch keines, dass das vor allem bei den Grundschulleitern der Fall ist, die nur geringfügig mehr verdienen als ihr ohnehin schon im Verhältnis zu weiterführenden Schulen weit schlechter besoldeter Lehrerstab, die in der Regel ein viel kleineres Leitungsteam haben als etwa ein Gymnasialdirektor, auf das sich die Arbeit verteilen ließe. Die ein viel zu kleines Kontingent von Anrechnungsstunden haben, weil sie neben aller Verwaltungsarbeit und dem Coronawahnsinn auch noch Klassen leiten müssen.

Nicht, dass sich mit mehr Geld mehr Zeit und bessere Nerven erkaufen lassen würden, aber, nun ja, ein bisschen helfen würde es schon. Einmal mehr hat die bayerische Staatsregierung im vergangenen Herbst eine Aufstockung der Besoldung von Grundschullehrern von A12 auf A13 abgelehnt - im Gegensatz zu vielen anderen Bundesländern. Allein für das Einstiegsgehalt bedeutet diese Einstufung für Grundschullehrer im Vergleich zu ihren Gymnasialkollegen etwa 700 Euro weniger. Warum? Ist ihre Verantwortung etwa geringer? Machen sie eine weniger wichtige Arbeit? Ausgerechnet die, die sich um die Kleinsten und Schutzwürdigsten in der Gesellschaft kümmern? Wohl kaum.

Zeit, den Brunnen endlich abzudecken.

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