Grundschul-Ausbau:Obacht vor den Haxenbrecherlöchern

Lesezeit: 3 min

Der Hallenboden ist noch aus Styropor, die Gestelle der Basketballkörbe hängen schon. Mittig im Bild: der Einstichkasten zum Stabhochsprung. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Die Bauarbeiten der Turnhalle und der Mensa für die Ebersberger Grundschule nähern sich der Fertigstellung. Bei einer Begehung der Baustelle erhalten Stadtpolitiker erste Einblicke - und müssen so mancher Falle ausweichen

Von Korbinian Eisenberger, Ebersberg

Um den Saal mit dem Styroporboden als Turnhalle zu identifizieren, braucht es noch eine kleine Portion an Vorstellungskraft. Es sei denn, man hat einen Fantasie-Anreger dabei. Für die Stadt Ebersberg ist dafür der Bauamts-Mitarbeiter Christian Stalla zuständig - er erklärt die Details: Dass die Gerüste für die Basketballkörbe fertig sind, vier kleine zum Üben, zwei große für Spiele. Und dass im Boden ein verschließbares Loch eingelassen ist: Ein Einstichkasten fürs Stabhochsprung-Training des TSV Ebersberg, "für die zukünftigen Stars", sagt Stalla. Einstichkasten und Stab sind aber nur zu verwenden, wenn eine Matte dahinter steht. Ansonsten könnte das Stabhochsprungloch zum Haxenbrecherloch werden.

Verletzungen vermeiden. Das ist für so manchen das eherne Ziel bei dieser Baustellen-Begehung am Dienstagabend. Zehn Stadträte aus dem Technischen Ausschuss sehen sich zum ersten Mal die Turnhalle und die Mensa der Ebersberger Grundschule an. Deswegen stapfen sie nun zwischen Kabelverhau, Betonplatten und Farbeimern herum. Um kurz nach halb sieben sind draußen am Gerüst noch die Männer in den Arbeiterhosen zu Gange, während drinnen ein Mann mit Jackett zum ersten mal diesen Ort betritt, wo eine Falle nach der anderen lauert. "Gebt's mir fei gut Obacht", sagt er.

Für Bürgermeister Walter Brilmayer (CSU) ist es eines der letzten großen Projekte, das auf der Zielgerade seiner 25-jährigen Amtszeit zum Abschluss kommen wird. Ursprünglich war der Plan, dass die Grundschüler die Turnhalle samt Mensa mit Beginn des neuen Schuljahrs im September nutzen können. Mittlerweile wurde der Eröffnungstermin um zwei Monate auf Anfang November nach hinten verschoben. Keine wirklich grobe Verzögerung also, die das Bauamt mit dem langen schneereichen Winter erklärt. Weitere Verzögerungen, so Christian Stalla, seien nun nicht mehr zu erwarten: "Wenn nichts mehr Grobes dazwischen kommt, sollten wir es bis zu den Herbstferien locker schaffen."

Mit dem Ausbau ihrer Grundschule hat es die Stadt Ebersberg gut erwischt, das sieht man auch an der Preisentwicklung. Bei der Planung des Projekts vor drei Jahren hatte die Stadt mit Gesamtkosten von 6,5 Millionen Euro kalkuliert, mit der Fertigstellung - so teilte es das Bauamt unlängst mit, werde man bei 6,9 Millionen liegen, also knapp darüber. Sehr knapp, wie Stalla auf dem Styroporboden der Turnhalle vorrechnet: Die Gesamtsteigerung liegt bei 6,7 Prozent und damit unter dem Durchschnitt von vier bis sechs Prozent Preissteigerung pro Jahr. Grund dafür ist in aller Regel ein Anstieg der Marktpreise für Baumaterialien.

Mit so manchem Material machen die Besucher an diesem Abend unfreiwillig Bekanntschaft. Während im Obergeschoss die letzten aus der Doppeltür die Turnhalle verlassen, sind die ersten schon am Ende der Treppe angekommen. Von oben ist ein Krachen zu hören, irgendwer muss unten gegen ein Blechrohr gelaufen sein. Unten angekommen ist festzustellen, dass weder ein Blech- noch ein Personenschaden vorliegt. Es geht in einen geräumigen Saal, der von Licht durchflutet ist. Hier soll Platz für Schüler für Hausaufgaben sein, oder für Theateraufführungen. In erster Linie sollen die 120 Kinder der Grundschule dort jedoch zu Mittag speisen. Platz haben 86 Schüler, weswegen das Essen in zwei Schichten ausgegeben wird.

Die Schicht der Bauarbeiter ist auch um kurz vor 19 Uhr nicht beendet, noch immer werkeln sie mit Hammer und Bohrer auf den Gerüsten herum. Drinnen geht es tief hinein in den Schlund des Neubaus, vorbei an der Essensausgabe mit einem gläsernen Laden zum Auf- und Runterklappen. Hier werden die Speisen ausgegeben, "man kann dort aber auch Essen zubereiten", sagt Christian Stalla. Dann meldet sich noch mal der Bürgermeister zu Wort.

Wie es mit der Ausweich-Turnhalle neben der Schule weitergeht? Die Stadt hat das provisorische Gebäude mittlerweile gekauft und nutzt sie seit vier Jahren. "Wahrscheinlich steht sie überhaupt noch länger da", sagt Walter Brilmayer - und schiebt als Begründung für seine These hinterher: "Erfahrung eines alten Mannes."

Bevor es wieder hinaus in die sichere Zone geht, müssen die Stadträte den Gang überwinden, der von der Mensa vorbei an Küche und Waschraum führt. Hier wird es noch einmal interessant, weil sich abermals Löcher im Boden auftun, säuberlich im Beton eingelassen, aber tückisch bei der Fortbewegung. Es bleibt festzuhalten, dass Stabhochsprung im Bereich der Ganglöcher unbedingt zu vermeiden ist, zumal es sich hierbei um Gullys für ausgetretenes Wasser handelt. Vor der Eröffnung sollen sie auch noch einen Deckel bekommen.

© SZ vom 11.07.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: