Grünen-Chef in Anzing:Kommende Sehenswürdigkeit

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Grünen-Ortstermin mit Modell: Ludwig Hartmann, Ottilie Eberl, Waltraud Gruber und Christoph Lochmüller in Anzing. (Foto: Christian Endt)

Der Fraktionsvorsitzende der Grünen im Bayerischen Landtag, Ludwig Hartmann, wirbt bei einem Ortstermin in Anzing für ein Ja beim Bürgerentscheid

Von Wieland Bögel, Anzing

Ein bisschen wirken sie wie eine Gruppe Ausflügler am Aussichtspunkt zur örtlichen Sehenswürdigkeit - nur dass es eine solche hier nicht gibt, oder noch nicht. Von der Wiese am Südrand von Anzing, wo sich Grüne aus dem Landkreis Ebersberg mit dem Chef ihrer Landtagsfraktion, Ludwig Hartmann, treffen, könnte man in einigen Jahren die fünf Windräder sehen, deren Bau in drei Wochen per Bürgerentscheid abgestimmt wird.

Was auch der Grund ist, warum Hartmann an diesem Donnerstagnachmittag die Parteifreunde im Landkreis Ebersberg besucht - nicht zum ersten Mal, wie er betont. Die geplanten Windräder im Westen des Ebersberger Forstes und der Bürgerentscheid "haben Signalwirkung über den Landkreis hinaus", sagt Hartmann. Das betont auch Waltraud Gruber, stellvertretende Landrätin und Fraktionsvorsitzende im Kreistag: "Ganz Bayern schaut auf uns, das Signal ist sehr wichtig." Bei den Grünen hofft man natürlich auf eine Mehrheit der Ja-Stimmen: "Unsere Kinder werden uns nicht vorhalten, warum wir Windräder gebaut haben - eher, warum es nicht mehr sind", sagt Hartmann.

Dass das nicht alle so sehen, ist auch Hartmann bewusst, "es gibt immer Widerstand". Wichtig sei daher "erklären, warum wir es machen wollen". Natürlich wegen des Klimaschutzes, aber nicht nur. Er gehöre der Generation an, die als Kinder von einem Tag auf den andren nicht mehr auf die Spielplätze durften, wegen des Fallout nach der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl, die sich in diesen Tagen zum 35 Mal jährt. Die Risiken der Atomkraft seien genau wie der Klimawandel ein Argument, Windräder zu bauen. Neben Sonne sei Wind eine Energieform, die quasi unbegrenzt zur Verfügung stehe, sagt Hartmann, während etwa Biomasse und Wasserkraft zwar ebenfalls klimaschonend aber eben nicht in gleicher Menge verfügbar seien.

Auch wirtschaftlich sei es sinnvoll, wenn in Bayern weiterhin der Strom produziert werde, den die hiesige Industrie braucht. Wenn man etwa, wie es viele fordern, Windstrom nur im Norden und auf dem Meer erzeuge, müsse dieser ja nach Bayern transportiert werden. Gegen große Überlandleitungen gebe es ebenfalls Proteste, zudem könnte der Küstenstrom durch diesen großen Transport-Aufwand in Bayern teurer sein.

Dass dieses Erklären mitunter nicht einfach ist, darüber wusste Christoph Lochmüller, Bundestagskandidat der Grünen für den Wahlkreis, zu berichten: "Die Gegner beschießen uns auf allen Kanälen und mit allen Mitteln." So seien etwa Flyer im Umlauf, mit den Bildern von erklärten Befürwortern der Windräder und diffamierenden Sprüchen. Wobei Lochmüller betont, dass das nicht die Art und Weise der meisten Leute sei, welche die Windräder ablehnten, "aber eine kleine und laute Minderheit". Die es auch mit den Fakten oft nicht genau nehme, so Lochmüller. Entmutigen lassen wolle man sich dadurch nicht: "Wir werden weiterhin mit guten Argumenten dagegen vorgehen."

Eines davon kann man laut Tobias Finauer sogar sehen - oder eben nicht. Wie Anzings Dritter Bürgermeister erklärt, könnte die Wiese am Sportgelände, auf der man gerade steht, wirklich ein Aussichtspunkt werden: Eine der wenigen Stellen in der Gemeinde Anzing, von wo aus man die fünf Windräder überhaupt sehen könnte.

© SZ vom 24.04.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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