Gründungsjubiläum in Poing:Durstig im Festzelt

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Bilanz der Auftaktsveranstaltung zum Gründungsjubiläum: Die Biermösl Blosn und Gerhard Polt begeistern das Publikum. Doch nach einer Sache sehnen sich die Zuschauer vergeblich.

Barbara Mooser

So schnell hat sich wohl noch nie ein Festzelt geleert nach einer Veranstaltung. Das lag beileibe nicht daran, dass die Biermösl Blosn und Gerhard Polt nicht großartig gewesen wären - denn das waren sie. Das lag auch nicht daran, dass es an netter Gesellschaft mangelte - auch das war im Poinger Festzelt sicher nicht das Problem.

Gut unterhalten, allerdings durstig aus dem Festzelt: Die Bedienungen waren bei der Auftaktveranstaltung der Feierlichkeiten in Poing mit dem Durst der Gäste überfordert. (Foto: ag.ddp)

Viele Besucher der Auftaktveranstaltung der Festtage zum Gründungsjubiläum sehnten sich aber ganz dringend nach einem: Flüssigkeit, kalt und reichlich. "Jetzt gehe ich durstig aus dem Festzelt, das ist mir auch noch nie passiert", sagte Grünen-Politiker Max Maier auf dem Weg zum Auto, und wie ihm ging es vielen.

Zwar war seit langem klar, dass das Festzelt mit seinen 2000 Plätzen an diesem Abend ausgebucht sein würde, dennoch waren Festwirt Karl Asum und sein Team offenbar überfordert damit, den Durst der Massen zu stillen. Wer ein Getränk erwischt habe, solle dies mit seinem Tischnachbarn teilen, so lautete irgendwann der unkonventionelle Vorschlag von Bürgermeister Albert Hingerl, der mit der Situation auch nicht glücklich war. "Einiges hätte besser klappen können", sagte er. Begeistert war der Bürgermeister - wie die übrigen Besucher - hingegen von den Stars des Abends. Ihretwegen hatte Hingerl sogar auf seine Festrede verzichtet: "Die wird dann irgendwann ganz überraschend kommen in den nächsten Tagen", versprach er.

Wie es ihre Art ist, gingen die Well-Brüder nicht gerade schonend mit ihrer Gastgebergemeinde um. Man habe sich ein wenig umgeschaut und werde die gesammelten Eindrücke in der ersten Strophe des Liedes schildern, sagte Hans Well: "In den restlichen Strophen beschreim ma dann, wia schee es do is, wo mia herkemman." Spöttisch beschrieben die Kabarettisten das neue Ortszentrum - "City Center, Aldi, Lidl, Tengelmann" - und erläuterten, wie in Poing die Ewigkeit definiert wird: "Das ist dann, wenn einmal die Bahnunterführung gebaut wird." Die Alt-Poinger störe das ohnehin wenig, konstatierten die Wells unter großem Jubel und Applaus, "weil somit nicht zusammenwächst, was nicht zusammengehört". In Poing freilich, auch das wussten sie schon, zähle man eh zu den Alteingesessenen, wenn man einen Monat in der Gemeinde wohne.

Zarte Seitenhiebe auf Poing teilte die Biermösl Blosn auch in den weiteren Nummern immer wieder aus: Während ihr Heimatdorf sich "Mozartdorf" nennen dürfe, sei Poing das "Besamungsdorf". Auch das doch recht stolze Jubiläum belächelten die Well-Brüder: "Vor 1150 Jahren haben wir in Hausen schon die erste Dorferneuerung gemacht." Spontan bauten die Kabarettisten auch ein paar Witze über die dürstenden Festzeltbesucher ein. Bei einer Nummer über die Freuden des "Alkoholsports" konstatierte Stofferl Well nüchtern, dass es zumindest im Poinger Bierzelt schwierig wäre, Kampftrinker zu werden. Ein andermal wies Hans Well den Techniker an, den Ton ein bisschen herunterzudrehen, "damit die am Ausschank ned so laut redn miassn".

"Sie bringen's auf den Punkt", sagte Bürgermeister Hingerl später über die Lästereien der Biermösl Blosn über seine Gemeinde. Eine kleine Spitze gab er aber zurück: Wahrscheinlich, so mutmaßte er, wünschten sich die Well-Brüder heimlich, selbst in Poing zu leben: "Weil sie hier anonymer wären."

© SZ vom 17.07.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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