Kommunalpolitik:"Der Sepp is der Sepp, und ich bin ich"

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Florian Wieser, hier bei einer Debatte zur Straußdorfer Ortsverschönerung, soll Grafinger CSU-Chef werden. (Foto: Christian Endt)

Wer wird neuer CSU-Chef in Grafing? Florian Wieser aus Straußdorf würde in große Fußstapfen treten.

Von Thorsten Rienth, Grafing

Der Straußdorfer Florian Wieser soll die Spitze des Grafinger CSU-Ortsverbands übernehmen. Es sei richtig, dass er bei der Jahreshauptversammlung am kommenden Mittwoch kandidieren werde, bestätigte Wieser der SZ. Votieren die Mitglieder mehrheitlich für ihn, wäre das eine steile Karriere: Der 59-Jährige ist seit 2012 CSU-Mitglied und war erst vor etwa zwei Jahren als Nachfolger des verstorbenen Max Josef Schlederer zum stellvertretenden Ortsvorsitzenden gewählt worden.

"Lokalpolitik macht mir Spaß", sagte Wieser. Sie sei nun einmal die Ebene, auf der man vor Ort ganz konkret etwas bewirken könne. Dass Wieser diese Worte wählt, ist wohl kaum Zufall. Der Straußdorfer gilt als Initiator und Mastermind hinter dem Straußdorfer Dorferneuerungsprojekt. Auch der Versuch, in dem Ortsteil ein Nahwärmenetz aufzubauen, geht unter anderem auf ihn zurück. Seit 59 Jahren lebe er in Straußdorf - "ich bin also praktisch Eingeborener", witzelte der Elektroingenieur und Hochfrequenztechniker. Jenseits der Lokalpolitik sei er für einen Halbleiterkonzern im Vertrieb und Qualitätsmanagement tätig.

Eine Kombination, mit der Wieser spätestens seit seiner Wahl in den stellvertretenden Ortsvorstand als potenzieller Kandidat für Carpus' Nachfolge galt. Der hatte nie ein Geheimnis daraus gemacht, den CSU-Ortsverband nicht bis zur Rente führen zu wollen. Vor ein paar Wochen ließ Carpus die Grafinger Christsozialen dann offiziell wissen: "Sechs Jahre sind genug." Frischer Wind täte dem Ortsverband gut.

Wieser spielte den Ball nun zurück. "Ich freue mich darauf, einen Ortsverband zu übernehmen, der nach vorne schaut." Voraussetzung sei natürlich, dass die Mitglieder am Mittwoch mehrheitlich für ihn stimmten. Die Grafinger CSU sei jedenfalls weit besser, als ihr Ruf. Carpus' ruhigen Politikstil wolle er fortsetzen. "Wir sind beide von der Art her eher unaufgeregte Typen. Aber trotzdem ist der Sepp der Sepp, und ich bin ich."

Die Wahl des neuen Ortsvorsitzenden gilt auch als Fingerzeig, wer für die CSU bei den nächsten Kommunalwahlen im Jahr 2020 Grafings Bürgermeisterin Angelika Obermayr (Grüne) herausfordert. Traditionell hat der Ortsvorsitzende bei der Aufstellung das sogenannte Erstzugriffsrecht. "Das heißt aber nicht automatisch, dass es auch gezogen wird", sagte Wieser.

Dies wiederum wäre in Grafing nicht unüblich. Carpus hatte bei den Kommunalwahlen 2014 der später in der Stichwahl gegen Obermayr unterlegenen Susanne Linhart den Vortritt gelassen. In jedem Fall hätte Wieser fast drei Jahre Zeit sich zu profilieren, ohne allzu sehr als Parteipolitiker wahrgenommen zu werden. Dem Stadtrat gehört Wieser nämlich nicht an. "Das sehe ich daher keinesfalls als Nachteil." Die Grafinger CSU-Strategen dürften das kaum anders bewerten.

Bevor aber überhaupt irgendetwas entschieden werde, stellte Wieser sogleich klar, müssten ihn die CSU-Mitglieder erst einmal zum Vorsitzenden wählen. Ob das so passieren wird, wird sich bei der Jahreshauptversammlung am Mittwochabend, 17. Mai, herausstellen. Um 19 Uhr beginnt die Versammlung im Grafinger "Kastenwirt".

© SZ vom 15.05.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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