Grafing:Sanierung an der Rotter Straße

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Das ehemalige Grafinger Schulhaus an der Rotter Straße war früher Standort für die Volkshochschule und die Musikschule. Jetzt soll das Gebäude in einem Millionenprojekt saniert werden. (Foto: Christian Endt)

Der Grafinger Stadtrat entscheidet sich gegen ein Kulturzentrum im ehemaligen Schulhaus. Der Jugendtreff bleibt im Erdgeschoss. Zudem sollen dort Wohnungen für anerkannte Flüchtlinge entstehen.

Von Thorsten Rienth, Grafing

Acht mögliche Szenarien hatte Bürgermeisterin Angelika Obermayr (Grüne) dem Grafinger Stadtrat für die Zukunft des Volkshochschul- und Musikschulgebäudes in der Rotter Straße vorgeschlagen, unter anderem auch der Abriss. Am Dienstagabend hat sich eine breite Stadtratsmehrheit für eine davon entschieden: Sie will das größtenteils brandschutzgesperrte Gebäude sanieren und im Erdgeschoss neben der Jugendinitiative Grafing (JIG) Platz für einen Veranstaltungsraum schaffen. Für die Stockwerke darüber sind nun Sozialwohnungen und Wohnungen für anerkannte Asylbewerber vorgesehen. Die Entscheidung ist richtungsweisend. Denn der Stadtrat besiegelte sie sogleich in einen konkreten Maßnahmenbeschluss.

Einer ersten groben Schätzung zufolge rechnet die Stadt mit Gesamtkosten von etwa 700 000 Euro. Sie setzen sich zusammen aus den angepeilten Bau- und Sanierungskosten von knapp 2,5 Millionen Euro zuzüglich einer Städtebauförderung von knapp zwei Millionen Euro. Allerdings muss die Stadt einen Teil der in den nächsten 20 Jahren anfallenden Mieteinnahmen an sie zurücküberweisen. Deren Höhe bezifferte das Bauamt auf etwa 200 000 Euro.

Lösung der Grafinger Wohnbauproblematik - zumindest zum Teil

Für die verschiedenen Optionen, die von einer Minimal-Sanierung bis zum Abriss zugunsten einer Parkanlage reichen, war die Stadtverwaltung ohne Beschlussvorlage in die Sitzung gegangen. "Ich hoffe, dass sich hier im Laufe der Debatte etwas herauskristallisiert, über das wir am Ende abstimmen können", eröffnete die Bürgermeisterin die Sitzung. So kam es dann auch.

Fraktion um Fraktion deutete eine Zustimmung zur "Option Zwei" an, also Kultur im Erdgeschoss, Wohnungen in den oberen Stockwerken. "Ich neige zu ihr, weil wir damit gleichzeitig auch einen Teil der Grafinger Wohnraumproblematik lösen können", sagte Josef Klinger (Freie Wähler). "Wir brauchen am Ende auch Einnahmen, mit denen wir zumindest einen Teil der Kosten irgendwie wieder auffangen können", sagte CSU-Fraktionschef Max Graf von Rechberg.

Als sich Johannes Oswald für die Grünen-Fraktion zur Option Zwei bekannte, stand die Mehrheit. "Da muss jetzt halt jeder ein bisschen von seinem Anspruch Abstand nehmen und einen Kompromiss akzeptieren", sagte der 25-Jährige. Ähnliche Worte kamen auch von der SPD. "Ich kann Kunst und Kultur unten und Wohnungen oben deutlich mehr abgewinnen, als ein Entweder Oder", sagte Ernst Böhm.

Gegenrede aus der Fraktion Bündnis für Grafing

Heftige Gegenrede kam von Marlene Ottinger (Bündnis für Grafing). "Ich frage mich wirklich, warum jetzt auf einmal alles wieder offen sein soll", sagte sie. "Vor gerade mal eineinhalb Jahren hat der Stadtrat einen Beschluss gefällt und damit einem Bürgerbegehren entsprochen, dass innerhalb von drei Wochenenden über 1000 Unterschriften für Kunst, Kultur und Begegnung in dem Haus gesammelt hat." Das werde jetzt in Frage gestellt, "weil es der Mehrheit hier einfach nicht mehr gefällt".

Bürgermeisterin Obermayr hielt mit dem Verweis auf neue Rahmenbedingungen dagegen. Das Thema Wohnungsnot sei heute weit drängender, als noch vor zwei Jahren. Zudem sei für VHS und Musikschule zwischenzeitlich eine mittelfristige Bleibe im Haschler-Turm gefunden worden.

"Und bei der Grundschulerweiterung können wir froh sein, wenn es statt den veranschlagten 3,5 Millionen Euro nicht das Doppelte wird." Wenngleich es ihr nicht leichtfalle, so rechtfertige dies doch eine neuerliche Debatte und damit logischerweise auch eine neue Entscheidung. Die bekam sie, und zwar mit den gemeinsamen Stimmen von CSU, Freien Wählern, Grünen und SPD bei zwei Gegenstimmen vom Bündnis für Grafing.

Das Rathaus macht sich nun an die detailliertere Ausarbeitung der Finanzierung. Parallel läuft die Ausarbeitung einer Detailplanung. Im Jahr 2019, spätestens aber 2020, möchte der Stadtrat das Projekt "RO8" dann abschließen.

© SZ vom 29.09.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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