Grafing:Bahn schweigt zu Unfall

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Es war nur ein Blechschaden: Ein Autofahrer hat einen Zusammenprall mit einer S-Bahn am Übergang bei Wiesham unverletzt überstanden. Eine Frage bleibt: Wie gefährlich sind die ungesicherten Gleise?

Karin Kampwerth

An der Schuldfrage gibt es keinen Zweifel. Den Zusammenstoß zwischen einer S-Bahn und einem Pkw am Montagnachmittag bei Grafing hat ein 30-jähriger Autofahrer verursacht, nachdem er das Signal an dem unbeschrankten Bahnübergang übersehen hat (wir berichteten). Der Fahrzeuglenker und sein Beifahrer, die beide aus Polen stammen und geschäftlich im Landkreis unterwegs waren, blieben unverletzt. Doch die Frage bleibt: Wie gefährlich sind die ungesicherten Gleise?

"Gott sei Dank ist es ja nur Blechschaden": Unverletzt übersteht ein Autofahrer den Zusammenstoß mit einer S-Bahn in Wiesham. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Autofahrer werden bei Wiesham durch ein Andreaskreuz und ein Lichtsignal vor herannahenden Zügen gewarnt. Sehen kann man die Züge aber nicht, weil auf der rechten Seite bis dicht an die Gleise mannshoher Mais wächst. Das hatte auch der Autofahrer angegeben, der nach dem Unfall aussagte, das Blinklicht nicht bemerkt, aber erst recht keine S-Bahn gesehen zu haben.

Die Bahn selber wollte am Dienstag die Sicherheitsfrage am Wieshamer Bahnübergang nicht kommentieren. Ein Sprecher verwies stattdessen auf die Internetseite des Unternehmens, wo elf Artikel über Bahnübergänge mit oder ohne Schranken Hinweise liefern und über Verhaltensregeln informieren. In der Online-Broschüre "Geblickt" heißt es etwa, dass man sich bremsbereit und mit mäßiger Geschwindigkeit dem Bahnübergang nähern und die Strecke nach beiden Seiten überblicken soll. Verwiesen wird auch auf die Straßenverkehrsordnung, die dem Schienenverkehr bei Blinklicht Vorrang gibt.

Ebenfalls im Internet findet sich das "Gesetz über Kreuzungen von Eisenbahnen und Straßen", in dem nachzulesen ist, dass die Sicherung eines Überganges mit Andreaskreuz, Blinklicht oder Schranke von der Verkehrsdichte abhängig ist. Der Übergang in Wiesham, über den eine kaum zweispurig befahrbare Straße führt, wird in der Regel von landwirtschaftlichem Verkehr genutzt.

Wie viele unbeschrankte Bahnübergänge es im Landkreis Ebersberg noch gibt, darüber konnte der Bahnsprecher keine Auskunft geben. Lediglich bayernweit gebe es Zahlenmaterial: Insgesamt 3700 Bahnübergänge sind verzeichnet. Von diesen sind etwa 1250 mit Halbschranke wie auf der Münchner Straße in Grafing gesichert. 340 Bahnübergänge verfügen wie in Wiesham über ein Lichtzeichen und auf 2000 Bahnübergänge weist nur ein Andreaskreuz hin.

Berüchtigt ist der nur mit einem Blinklicht versehene Bahnübergang in Tulling. Dort kommt es immer wieder zu Kollisionen zwischen Fahrzeugen und dem Filzenexpress. Zuletzt hatte dort im Januar dieses Jahres ein Rosenheimer das Signal übersehen und war mit dem Zug zusammengestoßen. Wie die beiden Polen am Montagnachmittag war auch er unverletzt geblieben.

© SZ vom 25.08.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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