Glonn:Tempolimit für Lastwagen

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Ausnahmesituation in Glonn: Das Landratsamt erwägt, dem Drängen und Tempo 30 für Lkws einzuführen.

Anja Blum

Dass Lastwagen nur noch mit Tempo 30 durch ihr Dorf fahren dürfen, das wünschen sich die Glonner Bürger. Und es könnte sein, dass sie Glück haben und an höherer Stelle Gehör finden. Da die Glonner Ortsdurchfahrt eine Staatsstraße ist, liegt die Entscheidung über eine Geschwindigkeitsbegrenzung beim Ebersberger Landratsamt.

Glonn: Für Lastawagen soll hier Tempo 30 eingeführt werden. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Ein Anwohner, Johann Maier, hatte bereits 2009 spontan mehr als 200 Unterschriften gesammelt und einen dementsprechenden Antrag bei der Kreisbehörde eingereicht. Zudem beschloss gestern der Glonner Gemeinderat, das Ansinnen der Bürger ganz offiziell zu unterstützen, und forderte auf der Staatsstraße 2079 ein Tempolimit für den Schwerlastverkehr. Davon wären nicht nur Brummis, sondern auch landwirtschaftliche Zugmaschinen betroffen.

Die Situation an der Ortsdurchfahrt, die zunehmend auch als Ausweichroute zur Autobahn genutzt werde, sei nicht tragbar, da waren sich die Gemeinderäte einig. Die enge, schlecht einsehbare Straße und der oftmals sehr schmale Gehweg seien gefährlich, vor allem für Schüler, Mütter mit Kinderwagen, Senioren, Fahrrad- und Rollstuhlfahrer.

Außerdem litten viele alte Gebäude, die sehr nah an der Straße stehen, sowie ihre Bewohner unter der ständigen Erschütterung. "Da scheppern die Tassen im Schrank", sagte Bürgermeister Martin Esterl (SPD). Als besonders belastend bezeichneten die Gemeinderäte den nächtlichen Lastwagenverkehr, da die Fahrzeuge zu dieser Zeit "praktisch ungebremst" durch den Ort rauschten.

Andere Lösungen als ein Tempolimit sehen die Glonner Gemeinderäte momentan nicht: Der Kreisel an der östlichen Ortseinfahrt, der in Verbindung mit einem neuen Supermarkt entstehen soll, könne aus finanziellen Gründen frühestens in zwei, drei Jahren realisiert werden, erklärte Esterl. Erst dann sei mit einer Verbesserung der Verkehrssituation zu rechnen. "Wir können wirklich froh sein, dass sich die Bürger in dieser Angelegenheit engagieren", stellte Elisabeth Tuschter (SPD) abschließend fest.

Doch ob dieses Engagement erfolgreich sein wird, muss sich erst noch zeigen: Normalerweise seien derartige Anfragen von kommunaler Seite "chancenlos", erklärt Hermann Ziegler vom Landratsamt. Denn grundsätzlich müsse dem überörtlichen Verkehr auf allen Bundes-, Staats- und Kreisstraßen das Fahren mit der Regelgeschwindigkeit ermöglicht werden. "Man ist es den Verkehrsteilnehmern schuldig, dass sie möglichst schnell von A nach B kommen." Innerorts gelte also Tempo 50 - außer es gebe eine besondere Gefahrenstelle wie etwa eine Schule direkt an der Straße. Aufgrund dieser Aussichtslosigkeit würden im Landkreis auch nicht viele Tempolimit-Anträge gestellt, "vielleicht einer pro Jahr", schätzt Ziegler.

Im Falle Glonns allerdings scheint die Möglichkeit zu bestehen, dass das Landratsamt ein Einsehen hat: Hier herrsche "schon eine gewisse Ausnahmesituation", so Ziegler, deswegen habe man den Antrag auch nicht sofort abgelehnt. Im Gegenteil: Es hätten bereits mehrere Besprechungen und Besichtigungen stattgefunden. Die Ortsdurchfahrt sei eng, und der Gehweg teils sehr schmal, so dass die Situation für Fußgänger durchaus unangenehm sein könne.

Dies allein reicht dem Amt als Begründung jedoch nicht aus, derzeit wartet man noch auf die Zahlen einer Geschwindigkeitsmessung: "Wir müssen wissen, wie schnell die Lastwagen tatsächlich sind", erklärt Ziegler. "Denn wenn sie eh' nicht schneller als Tempo 30 fahren, braucht man sich mit der Sache nicht weiter zu befassen."

Der Experte rechnet jedenfalls nicht mit hohen Geschwindigkeiten auf der Glonner Ortsdurchfahrt. Die beengten Straßenverhältnisse ließen es schlicht nicht zu, dass man wesentlich schneller als 30 Stundenkilometer fahre, so Ziegler. Sollten die Messungen allerdings ergeben, dass die Autofahrer auf der Glonner Hauptstraße doch schneller unterwegs seien, werde die Kreisbehörde den Fall ernsthaft prüfen.

© SZ vom 29.07.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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