Glonn:Keine Killerpilze

Lesezeit: 3 min

Konzert der Faltentintlinge, der berühmten "Pilzköpfe". (Foto: Evelyn Filep / oh)

Die Künstlerin Evelyn Filep aus Egmating hat ein Kinderbuch über Schwammerl geschrieben und gezeichnet. Am Wochenende stellt sie ihr Werk vor, bei ihr sieht selbst der Giftpilz freundlich aus.

Von Anja Blum, Glonn

Die Künstlerin Evelyn Filep liebt Pilze. Und zwar nicht nur jene, die gut schmecken, sondern alle. "Auch die giftigen sind wichtig", sagt sie, "da stellen sich nämlich die kleinen Käfer und Falter unter, wenn es regnet, damit ihre Flügel nicht nass werden." So zumindest habe die Erklärung des Vaters gelautet, die ihr als Kind völlig eingeleuchtet habe. "Deswegen musste dieser Gedanke unbedingt in meinem Buch vorkommen", sagt Filep.

Die Egmatingerin liebt nämlich nicht nur die Pilze, sondern auch das Zeichnen. Nun hat sie beide Leidenschaften in einem Buch vereint. "Das Konzert im Wald" stellt anhand einer kleinen, humorvollen Geschichte viele Pilzsorten vor, illustriert mit zauberhaften Aquarellen. Geschrieben ist es laut Filep "für Kinder zwischen fünf und zwölf Jahren, aber auch für alle Pilzfreunde und solche, die es nie werden wollten".

Fileps Interesse für Schwammerl ist sozusagen vererbt. Schon als kleines Kind verbrachte sie den Familienurlaub stets im Thüringer Wald - bewaffnet mit Pilzbestimmungsbuch und Trillerpfeifen. "In diesen Wochen haben wir uns fast nur von Pilzen ernährt", erzählt sie, deswegen hätten die Eltern ihr bereits damals bewusst gemacht, wie gefährlich die Gewächse sind. Schnell war die Schülerin dann sogar kritischer als die Lehrer. "Wenn unsere Ausbeute auf dem Tisch lag, habe ich manchmal darauf bestanden, dass dieses oder jenes verdächtige Exemplar nicht in die Suppe kommt. Sonst hätte ich sie nicht gegessen."

Als Filep dann selbst Mutter wurde, vor etwa 30 Jahren, begann sie, Pilze mit Gesichtern zu zeichnen - und erntete großen Zuspruch von ihren kleinen Zuschauern. Aus den Skizzen wurden im Lauf der Zeit schließlich jene fein ausgearbeiteten Aquarelle, die nun in dem Buch zu sehen sind. Die verschiedenen Pilze zeigen hier alle wichtigen Merkmale ihrer Sorte, aber nicht nur das: Filep verleiht ihnen mit ihrer Kunst Gesichter, Hände - und einen Charakter. "Es ist mit den Pilzen wie bei den Menschen: Es gibt viele freundliche, aber auch ungenießbare und sogar richtig giftige", sagt die Egmatingerin.

Nur die Parasol-Dame blickt grimmig drein

"Das Konzert im Wald" spielen freilich die berühmten "Pilzköpfe", eine Band aus vier hochgewachsenen Faltentintlingen. Die schöne, eitle Parasol-Dame betrachtet sich im Spiegel, der dicke Satanspilz ist mit einem Dreizack versehen und blickt äußerst grimmig drein, und der Grüne Knollenblätterpilz scheint ein ganz gefährlicher Kollege zu sein: Er versteckt sein Gesicht hinter einer Art Maske und hat schon die Pistole gezückt.

Autorin Evelyn Filep hofft, Kinder für Pilze begeistern zu können. (Foto: privat)

Doch es gibt bei Filep auch einen Giftpilz, der freundlich aussieht, nämlich der Fliegenpilz. Weshalb? "Na, weil man auch die scheinbar Nutzlosen und Gefährlichen achten und nicht kaputt machen sollte", erklärt die Autorin, denn auch diese hätten eine Aufgabe. "Wenn es uns gelingt, Kindern das verständlich zu machen, haben wir eine Menge für unsere Zukunft getan."

Ganz wichtig ist Filep auch, dass sie mit dem Buch nicht zum Sammeln aufrufen möchte. Genauso wenig, wie es der Pilzbestimmung dienen soll, denn dafür gebe es spezielle Literatur. Vielmehr wolle sie Kindern einen Anstoß geben, sich für die wunderbare Welt dieser besonderen Gewächse zu interessieren.

Ihnen zeigen, dass es verschiedene Sorten gibt, wo sie vorkommen, wie sie aussehen und dass manche Pilze "Doppelgänger" haben, vor denen man sich in Acht nehmen sollte. "Gerade weil es giftige gibt, ist Wissen doch besser als vage Vermutungen", so die Künstlerin. Im Buch thematisiert Filep dieses Problem anhand eines verliebten Gallenröhrlings, der eine vornehme Steinpilzdame für sich gewinnen möchte.

"Der Kerl schmeckt bitter!"

Diese ist zunächst auch ganz geschmeichelt. Doch dann, als sie dem Verehrer ein Busserl schenkt, bemerkt sie den Schwindel: "Der Kerl schmeckte bitter, gallebitter! Er war eben nur ein Gallenröhrling, einer Steinpilzdame gar nicht würdig! Der ganze Wald hat über ihn gelacht."

Filep hat das Buch nicht nur selbst geschrieben und gestaltet, sondern verlegt es nun auch auf eigene Faust. Eine Ausstellung ihrer Pilz-Aquarelle im Botanischen Garten in München vor drei Jahren habe ihr Zuversicht gegeben, sagt sie. "Da hat die Idee des Buches sehr viel Zuspruch erhalten." Hundert Exemplare umfasst die erste Auflage, die Filep drucken ließ, nun versucht sie, diese unters Volk zu bringen. "Meine Klientel dabei ist eigentlich klar: Mykologen, Umweltverbände, Naturmuseen, Alpenvereine, Kindergärten und Schulen."

In der Grafinger Bücherei sind bereits Lesungen für Grundschüler geplant, am Wochenende stellt Filep das Buch bei der Jahresausstellung des Glonner Kulturvereins in der Galerie Klosterschule vor. "Dafür habe ich von einigen Illustrationen Umrisszeichnungen gemacht, die die Kinder gleich vor Ort ausmalen oder mit nach Hause nehmen können." Und wer weiß, vielleicht gehen sie dann mal mit ihren Eltern in den Wald, zum Pilzegucken.

"Das Konzert im Wald": Buchpräsentation von Evelyn Filep bei der Jahresausstellung des Glonner Kulturvereins, am Samstag, 26., und Sonntag, 27. November, jeweils von 10 bis 17 Uhr in der Klosterschule. Das Buch kostet 13,50 Euro. Bestellungen nimmt die Autorin gerne auch per Mail an info@faszination-schwarzweiss.de entgegen.

© SZ vom 24.11.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: