Gemeinschaftsprojekt:Moosacher gründen Dorfladen

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Andrea Windecker, Stephanie Kleck, Jessica Schneider und Regine Müller (von links) freuen sich, dass es nun endlich losgehen kann. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

106 Personen haben Anteile gekauft, das Startkapital steht: Im Frühjahr 2017 soll das Geschäft in der Taubenstraße eröffnen

Von Johannes Hirschlach, Moosach

Es war ein zäher Kampf, aber kein aussichtsloser: Moosach bekommt 2017 einen gemeinschaftlich betriebenen Dorfladen. Das konnte die Initiatorin Andrea Windecker bei der offiziellen Gründungsversammlung am Donnerstagabend feierlich verkünden. Viele waren in den großen Saal im Pfarrheim gekommen, um zu hören, wie das so lange herbeigesehnte Projekt denn nun aussehen soll. Denn Einkaufsmöglichkeiten bietet die kleine Gemeinde Moosach bislang nur sehr rudimentär.

Lediglich ein Metzger versorgt die 1560 Einwohner mit Fleisch, Wurst und Dingen des nötigsten Bedarfs. Für alles andere müssen die Moosacher bislang die rund sechs Kilometer nach Glonn, Oberpframmern oder Kirchseeon auf sich nehmen. Gerade Senioren stellt das vor Herausforderungen. Damit soll Schluss sein, dachte sich Windecker vor fünf Jahren und rief einen Arbeitskreis zur Gründung eines Dorfladens ins Leben. Betreiber sollte nicht eine Privatperson sein, sondern basisdemokratisch das ganze Dorf - zumindest alle, die sich bereit erklären, mindestens 180 Euro Kapital in eine Dorfladen-Gesellschaft einzuzahlen. Die Kleininvestoren wurden so zu Anteilseignern und erhalten eine Gewinnbeteiligung am Geschäft, sollte der Wirtschaftsplan funktionieren. Bei einer Insolvenz haften die sogenannten stillen Gesellschafter nur mit ihrer Einlage. Ein Dorfladen ähnlichen Konzepts läuft bereits seit sieben Jahren erfolgreich in Harthausen im Münchner Landkreis.

Das Moosacher Projekt verschwand dagegen still und heimlich in der Schublade. Es habe damals keine Ladenfläche zur Verfügung gestanden und es fehlten Personen, die Verantwortung übernehmen wollten, sagt Andrea Windecker. Frischen Wind erhielt das Vorhaben erst wieder im Juni diesen Jahres. Ein Weingeschäft in der Taubenstraße schloss seine Pforten und schaffte potenzielle Verkaufsfläche für den Dorfladen. Daraufhin habe der Arbeitskreis der ersten Stunde erneut annonciert und mit Tamara Weidlich und Jessica Schneider zwei Moosacher gefunden, die den täglichen Geschäftsbetrieb organisieren wollen, berichtet Windecker. Mit den beiden Arbeitskreismitgliedern Sabine Schorling und Regina Müller sowie der Einkauf-Sachverständigen Stephanie Kleck vervollständigte sich das Organisationsteam. "Das hat sich im Dorf schnell rumgesprochen", sagt Windecker, schnell sei eine beträchtliche Summe an Gründungskapital zusammengekommen.

Und so saßen sie nun im Pfarrheim, die vielen zukünftigen Dorfladenfinanziers. 106 Personen haben bislang Geld zugeschossen, 35 000 Euro Startkapital stehen dem Nahversorgungsprojekt zur Verfügung. Laut Businessplan, den Windecker den Bürgern vorstellte, reiche das für den Start im Frühjahr. Vom dritten Geschäftsjahr an sei bei einem Umsatz von 400 000 Euro die Gewinnzone anvisiert. "Und wenn Sie fleißig einkaufen, schaffen wir das auch!", appellierte Windecker. In der kommenden Woche gehe es zum Notar, "dann endlich existiert die Dorfladen Moosach UG", sagte Windecker und euphorischer Applaus brandete auf.

Was die Produktpalette betrifft, haben die Dorfladen-Organisatoren schon ein Konzept: "Es gibt so ein Grundsortiment, das bestimmte Lieferanten anbieten", sagte Tamara Weidlich. Die wolle man nun kontaktieren. Darunter sollen unter anderem Süßigkeiten, Zeitschriften, regionales Obst und Gemüse, Backwaren, eine Paketrücknahmestelle und ein kleines Tagescafé die etwa 50 Quadratmeter große Fläche füllen. Ein Design sei bereits in Planung, genaues wollte Weidlich aber noch nicht verraten. Nur so viel: "Wir wollen etwas individuelles und nicht den Flair einer Supermarkt-Filiale."

Auch Bürgermeister Eugen Gillhuber (CSU) begrüßte den Dorfladen, er habe selbst einen Anteil gezeichnet. Als Gemeinde wolle man sich aber nicht beteiligen. "Wir können keine Wettbewerbsverzerrung machen", sagte er mit Blick auf die Metzgerei. Mit der stehe auch das Dorfladen-Team selbst in Kontakt, sagt Tamara Weidlich. "Wir wollen schließlich keine Konkurrenz sein", verspricht sie.

© SZ vom 08.10.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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