Gemeinderat Pliening:Schöner Wohnen bis ins hohe Alter

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Wohnraum für Plieninger Senioren wird auf dem Areal zwischen Geltinger und Poinger Straße und der Kirche Heilige Kreuzauffindung geschaffen. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Der Plieninger Gemeinderat bringt die Planung für eine flexible Senioren- und Familieneinrichtung auf den Weg

Von Alexandra Leuthner, Pliening

Ein klassisches Pflegeheim hatte es nie werden sollen. Darüber war man sich in der Gemeinde schon vor Jahren einig geworden, spätestens nach der Zusammenkunft einer Expertenrunde und der Abhaltung eines Bürgerworkshops 2016, bei denen sämtliche Möglichkeiten des Wohnens für ältere Menschen diskutiert worden waren. Herausgekommen waren damals für das schon seit vielen Jahren gewünschte Projekt diverse Vorstellungen: Nicht zu groß sollte die Anlage sein, möglichst in der Ortsmitte, flexible Wohnformen anbieten, Möglichkeiten der Betreuung solle es geben, von einem Kümmerer war die Rede, von generationenübergreifendem Wohnen, Gemeinschaftsräumen.

Eine Plieninger Senioreneinrichtung solle mehr den Charakter eines Begegnungszentrum für die Gemeindebürger haben, als den eines Pflegeheims, von denen es in umliegenden Gemeinden ja schon einige gibt.

All das hat der Plieninger Gemeinderat nun in einem Konzept vereint, beziehungsweise vom Münchner Architektenbüro Sitzberger in eine Entwurfsplanung gießen lassen, und diese Planung in der jüngsten Sitzung auf den Weg gebracht. "Ich kann jetzt den Bauantrag einreichen und die Fördergelder beantragen", erklärte ein sehr aufgeräumter Bürgermeister Roland Frick (CSU) nach der Sitzung. Zwei Stunden lang hatten die beauftragten Architekten das Modell erläutert, das die Gemeinderäte schließlich einstimmig absegneten. Im kommenden Sommer könnte Baubeginn sein, die Bauzeit ist mit zwei Jahren angesetzt, teilte Architektin Regina Gaigl mit. Auf der bereits abgeschobenen Fläche neben der Plieninger Kirche, die seit langem im Besitz der Gemeinde ist, sind derzeit noch die Archäologen am Werk, um nach Siedlungsüberresten aus der Kelten- und Römerzeit zu suchen.

Zur positiven Beurteilung des Vorhabens durch die Gemeinderäte dürfte sicher beigetragen haben, dass Pliening eine staatliche Förderung von 30 Prozent für bezahlbare Wohnungen erhält, die im Konzept mitgedacht sind. Eine Förderung durch die KfW bringt überdies das nachhaltige Heizkonzept für die Wohn- und Nichtwohnbereiche mit sich. Bei einer veranschlagten Gesamtsumme von knapp 18 Millionen machten die Fördergelder insgesamt etwa 6,5 Millionen Euro aus, erklärte der Rathauschef, "das ist schon eine Hausnummer". Für die verbleibenden etwa 11,5 Millionen bekommt die Gemeinde vier im Karree angeordnete Gebäude, die sich, so der Architektenentwurf, am Ortsbild, der umgebenden Bebauung und am bestehenden Baumbestand orientieren. Ihre asymmetrischen Satteldächer - eine Gestaltung über die im Gemeinderat immer wieder eingehend diskutiert worden war - orientieren sich zu einem Innenhof hin. Die Gebäude sind so auf dem Grundstück angeordnet, dass sie quasi einen "Respektabstand" zur alten Kirche einhalten. Die Anlage ist mit einer Tiefgarage für die Bewohner versehen, die 39 Stellplätze bietet, Besucher sollen ihre Autos an der Oberfläche abstellen, wo weitere 22 Parkplätze entstehen sollen.

33 Wohneinheiten sind insgesamt in der Anlage untergebracht, auf einer Wohnfläche von 1945 Quadratmetern insgesamt - die bis auf drei Appartements für Pflegekräfte komplett barrierefrei geplant und errichtet werden, wie Frick betont. Aufgeteilt ist der Wohnbereich in 28 Wohnungen für ein bis drei Personen, zwei Fünf-Zimmer-Wohnungen für drei bis vier Personen, die als Seniorenwohngemeinschaften genutzt werden können. Dazu kommen noch die drei Gästeappartements, in denen die individuell benötigten Pflegekräfte untergebracht werden können.

Um dem Gedanken eines generationenübergreifenden Wohnens Rechnung zu tragen, könne die Gemeinde, die ja im Besitz der Anlage bleibt, gezielt auch an junge Familien vermieten, auch an Gemeindemitarbeiter oder andere Menschen, die auf der Suche nach bezahlbarem Wohnraum sind, so Frick. "Ich war noch nie ein Fan von Pflegeheimen, vorher gibt's ja auch noch was." So habe man also jetzt ein flexibles Konzept, das Plieninger Senioren ermögliche, rechtzeitig in eine geschützte Atmosphäre zu ziehen, wo sie so lange wie möglich in größtmöglicher Selbständigkeit leben, sich aber auch Hilfe holen könnten, wenn es denn nötig werde.

So wird in den beiden Gebäuden, die der Kirche am nächsten liegen und an einen öffentlich genutzten Platz mit Sitzgelegenheiten gegenüber der Kirche anschließen, nicht nur ein Café untergebracht, dazu Gemeinschaftsräume, sondern auch zwei Läden im Erdgeschoss und eine Praxis im Dachgeschoss. "Vielleicht kann da ja dann mal ein Physiotherapeut einziehen oder ein Arzt", erklärte Frick. Darüber hinaus wird es noch ein Büro fürs Quartiermanagement geben, als Anlaufstelle für alle Senioren der Gemeinde, die Bewohner, die Betreiber der Läden und des Cafés, sowie für Aktivitäten in den Veranstaltungsräumen, so ist es im Konzept formuliert. Immer wieder diskutiert worden war in den vergangenen Jahren auch die Möglichkeit einer Tagespflege, die im Augenblick nicht vorgesehen ist. Ein spätere Umnutzung geeigneter Räume, so formuliert es die Verwaltung in ihrem Beschlussvorschlag, sei aber vorgesehen.

Das Ebersberger Landratsamt hatte bereits im Dezember seine Zustimmung zu dem Projekt signalisiert, so dass seiner Verwirklichung wohl nichts mehr im Weg steht.

© SZ vom 09.10.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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