Gemeinderat Kirchseeon:Das letzte Mal

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Für Rathausbesucher hat die Marktgemeinde Kirchseeon einen Corona-Leitfaden aufgestellt. (Foto: Andreas Junkmann)

Udo Ockel war 18 Jahre lang Bürgermeister von Kirchseeon. Nun hat er seine finale Gemeinderatssitzung abgehalten. Es geht um nüchterne Beschlüsse, am Ende seiner Amtszeit kommen aber auch Emotionen auf

Von Andreas Junkmann, Kirchseeon

Es war ein Tag im Februar, als Kirchseeons scheidender Bürgermeister Udo Ockel (CSU) am großen Konferenztisch in seinem Büro saß und sagte: "Ich würde meine letzte Gemeinderatssitzung gerne noch im neuen Saal abhalten." Nun ist der Wunsch des 60-Jährigen am Montagabend tatsächlich in Erfüllung gegangen, allerdings in etwas anderer Form, als er sich das noch vor ziemlich genau zwei Monaten gedacht haben dürfte. Die Abschiedsvorstellung nach insgesamt 18 Jahren im Amt fand coronabedingt unter strengen Sicherheitsvorkehrungen statt. Doch obwohl Händeschütteln oder gar Umarmungen ausbleiben mussten, wurde es schließlich doch noch ein bisschen emotional.

"Wir alle haben uns das sicherlich anders vorgestellt", sagte Ockel, als er sich am Ende der Sitzung an seine Gemeinderatskollegen wandte. Eigentlich sei eine kleine Feier im Anschluss geplant gewesen, diese müsse nun aber ausfallen. Dennoch wollte der Bürgermeister seinen Posten nicht endgültig räumen, ohne noch ein paar warme Worte über das Gremium zu verlieren. Er habe es als sehr positiv empfunden, dass bei der jüngsten Kommunalwahl kein Gemeinderat aus dem Amt gewählt wurde. "Das ist schon ein Qualitätsmerkmal. Die Bürger sehen, dass wir einen guten Job machen", so Ockel, der, wie er sagte, bereits mit seinem Nachfolger Jan Paeplow (CSU) an der Übergabe arbeite.

Einen guten Job gemacht zu haben, das attestierten schließlich auch die Fraktionssprecher ihrem scheidenden Sitzungsleiter. Das wohl größte Lob kam vom Dritten Bürgermeister Klaus Seidinger (UWG): "Für mich warst Du vielleicht sogar der beste Bürgermeister, den wir jemals gehabt haben", sagte er in Richtung Ockel. Dessen Stellvertreterin, Barbara Burgmayr-Weigt (CSU), rechnete vor, dass der in Aßling wohnende Rathauschef in seiner Amtszeit mindestens 400 Sitzungen geleitet haben müsse. Wenig verwunderlich waren deshalb Ockels Abschiedsworte: "Für mich ist das Amt vorbei, aber nicht meine Beziehung zu Kirchseeon", sagte er sichtlich gerührt.

Vor dieser abgespeckten Abschiedszeremonie - eine richtige Feier soll dann nachgeholt, wenn dies wieder erlaubt ist - galt es am Montagabend aber auch noch etwas Kommunalpolitik zu betreiben. In diesem Zusammenhang gab es gleichsam Erfreuliches und Kurioses vom neuen Kinderhaus am Spannleitenberg zu berichten. Das Erfreuliche: Die Arbeiten befinden sich laut Ockel nun endgültig auf der Zielgeraden, oder wie der Bürgermeister sagte: "Jetzt fehlt nur noch das Tüpfelchen auf dem i." Kurios hingegen ist, dass es bei der beauftragten Möbelfirma vor einigen Wochen einen Brand gegeben habe, bei dem auch die Bestellungen der Marktgemeinde zu Schaden gekommen seien. Das ist insofern bemerkenswert, als dass das Bauprojekt ohnehin bereits von einer langen Pleitenserie begleitet wird - vom kontaminierten Erdaushub über Wasserschäden bis hin zu immer wieder verschobenen Eröffnungsterminen. Das nun zerstörte Inventar sei laut Ockel aber inzwischen wieder nachproduziert und zum Teil bereits angeliefert.

Um die künftige bauliche Entwicklung des Ortsteils Ilching auf den Weg zu bringen, hat der Gemeinderat am Montag zudem beschlossen, die bislang dort geltende Außenbereichssatzung aufzuheben und stattdessen eine Klarstellungs- und Einbeziehungssatzung zu erlassen. Der kleine Weiler habe sich inzwischen vom Außenbereich zum Innenbereich entwickelt und müsse baurechtlich auch als solcher behandelt werden, heißt es aus der Verwaltung. Da bereits einige Vorhaben anstehen, war die Satzungsänderung nun notwendig.

Gleiches gilt für das Gebiet "Herterfeld", das von einem Mischgebiet in ein allgemeines Wohngebiet umgewidmet wird. Ein Bauherr will dort in einem Haus mehrere Gewerberäume in Wohnungen umwandeln. Damit aber würde in der Gegend die für ein Mischgebiet nötige Gewerbequote deutlich unter den Mindestwert von 30 Prozent rutschen. Mit der Umwidmung zu einem Wohngebiet kann die Gemeinde diese Hürde umschiffen.

In seiner letzten Sitzung musste der Gemeinderat auch noch einige Rüffel des Kommunalen Prüfungsverbandes für den Zeitraum von 2013 bis 2017 zur Kenntnis nehmen. Die allesamt kleineren Beanstandungen im Rechnungs- und Bauwesen werde man künftig - sofern es die Personalbesetzung zulasse - so gut es gehe beachten, war dazu aus der Verwaltung zu erfahren.

© SZ vom 22.04.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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