Gedruckt und gemalt:Beziehungen allüberall

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In "Geschichte einer Beziehung" erzählt die Künstlerin Monika Reisser farbmächtig von der stufenweisen Annäherung zweier Liebender. (Foto: Christian Endt)

Monika Reisser präsentiert in Vaterstetten ihr vielfältiges Schaffen

Von Theresa Parstorfer, Vaterstetten

Beziehungen sind überall. Zwischen Menschen, zwischen Menschen und Tieren, zwischen Menschen und Dingen, zwischen Dingen und Dingen. Und auch in der Ausstellung, die derzeit in der VHS in Vaterstetten zu sehen ist. Die Künstlerin Monika Reisser, die seit vielen Jahren als Dozentin an der VHS Vaterstetten lehrt, zeigt eine Reihe ihrer Arbeiten aus den vergangenen 20 Jahren - zusammengefasst unter dem Titel "Beziehungen". Reissers bevorzugte Technik ist der Prägedruck und sogar in diesem Verfahren werden Materialien, Farben und Druckplatten miteinander in Beziehung gesetzt.

Vielschichtige, plastisch wirkende Formen und Farben entstehen dabei. Die Objekte und Flächen auf den Bildern verschränken sich ineinander. Beispielsweise bei einem Zyklus, auf dessen Bildern feingefaserte Blöcke, die an Pfosten zum Anlegen von Booten erinnern, in unterschiedlichen Farben von Seilen umschlungen werden. Oder auf drei Bildern mit den Titeln "Netzwerk 1, 2, 3". Die simplen, farbigen Formen werden von einer netzartigen Struktur, die wie aufgeritzt erscheint, zusammengehalten oder auch getrennt.

Doch auch weniger abstrakte Werke sind auf den Gängen der VHS zu sehen. Auf dem Bild "Geborgen im Dunkel" liegen zwei mit feinen Federstrichen gezeichnete Figürlein in einer Höhle aus Blau, Violett und Orange eng aneinander geschmiegt. Flächiger, aber ebenso liebevoll umarmt sich auf dem Gemälde "Geschichte einer Beziehung" ein Paar, das langsam zueinander gefunden hat. Die Stufen der Annäherung hat Reisser in satten, leidenschaftlichen Rot- und Orangetönen eingefangen.

"Das Spiel mit den Formen und Farben" ist, was die Künstlerin so fasziniert. Das erklärt sie bei der Vernissage, auf der sie selbst eifrig netzwerkt und alte Freunde und neue Bekannte einander vorstellt. Schafft man es dennoch, Reisser in ein Gespräch zu verwickeln, erfährt man, dass es da tatsächlich noch mehr gibt auf ihren Bildern: einen ölfarbenen Blick in die persönliche Vergangenheit der Künstlerin. 2003 etwa malte sie zwei Gemälde nach der Vorlage alter Fotos, die ihre Mutter im Jahr 1933 zeigen. Einmal mit Hunden auf einer Couch, einmal umringt von jungen Soldaten auf einer Wiese bei einem Picknick.

"Sehr tief gehen mir diese Bilder", sagt Reisser, denn sie weiß: Viele der jungen Männer, die auf den verblassten Fotos zu sehen sind, wurden kurze Zeit nach der Aufnahme an die Front gerufen. "Viele der Lieben meiner Mutter sind im Krieg gefallen", sagt sie. Und so ist es vielleicht ein kleiner Trost, dass die Erinnerung an diese Männer in den kräftigen Farben auf Reissers Leinwänden weiterlebt und sie in eine Beziehung mit dem Betrachter treten können.

Ausstellung von Monika Reisser im VHS-Bildungszentrum Vaterstetten: bis 25. Juli montags bis freitags von 9 bis 12 Uhr und von montags bis donnerstags von 16 bis 19 Uhr zu sehen

© SZ vom 16.05.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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