Glonn:Vernissage für die Jahresausstellung der "Fotofreunde Glonn"

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Fotofreunde Glonn Jahresausstellung OLYMPUS DIGITAL CAMERA; Fotofreunde Glonn Jahresausstellung (Foto: SEB.KUGLER; diverse/oh)

Der Fotoklub setzt in der Galerie der Alten Klosterschule auf Minimalismus - mit maximaler Wirkung.

Von Anja Blum, Glonn

Weniger ist mehr. Mit diesem Motto könnte die neue Jahresausstellung der Fotofreunde Glonn überschrieben sein. Obwohl der Verein seinen Mitgliedern bei dieser Schau keinerlei Vorgaben macht - außer, dass nur mehrteilige Arbeiten eingereicht werden dürfen - wirkt es, als seien die Autoren dem überwölbenden Thema der Reduktion gefolgt. "Wir sprechen uns nicht ab, trotzdem sind jedes Mal Trends erkennbar", sagt auch Sebastian Kugler, Mitbegründer und Chef der Fotofreunde. "Das ist total faszinierend." Aber wer weiß, vielleicht entfalten die Clubabende, der Austausch und die gegenseitigen Inspiration ihre Wirkung gerade auch auf diese harmonisierende Weise.

Jedenfalls sticht sofort ins Auge, dass die Mitglieder des Fotoklubs derzeit dem Minimalismus frönen - und zwar in vielerlei Hinsicht. Bei der Bildsprache überwiegen Klarheit und Abstraktion, Wimmelbilder sucht man vergeblich. Stets sind die Autoren bestrebt - erfolgreich bestrebt! - das Wesentliche eines Motivs herauszuarbeiten, egal ob sie Architektur, Natur oder Menschen vor der Linse haben. Und auch die Farbigkeit ist von Zurückhaltung geprägt: Fast die Hälfte der Aufnahmen besticht mit Schwarz-Weiß-Kompositionen, ein sehr hoher Anteil, der Rest kommt monochrom daher oder zumindest mit sehr wenigen Farbtönen aus.

Wer es lieber schreiend bunt mag, könnte bei einem Besuch der Glonner Klosterschule also enttäuscht sein. Kugler jedoch ist begeistert: "Wir haben uns fotografisch sehr gut weiterentwickelt." Schließlich geht es dem Klubchef um mehr als ein Abbildung der Realität - Fotografie sei Kunst, lautet sein Credo, und genieße deswegen alle entsprechenden Freiheiten, gerade auch bei der Bearbeitung am PC. Und das scheint anzukommen - bei der oberbayerischen Meisterschaft jedenfalls belegte der Glonner Klub gerade erst den dritten Platz.

Ein sehr gutes Beispiel für den Minimalismus der Fotofreunde empfängt den Besucher gleich an der ersten Wand: "Verkehrsspuren" von Volker Jäger. Auf drei Bildern zeigt er Asphalt, der mit großen gelben Pfeilen, Linien und Reifenabdrücken geschmückt ist. Kaum Farbe, geschickt gewählte Ausschnitte - fertig ist die große Wirkung. Gleiches gilt für Jägers Aufnahmen aus der neuen Kirche in Poing, eine bemerkenswerte Sequenz aus "Licht, Form und Struktur". Noch radikaler ist Gilbert Pingerras "letzte Glühbirne": Hier gibt es nur Schwarz und Weiß, keine Graustufen.

Das eine Bild zeigt einen Strommasten und ein Kabel, das im nächsten Bild weitergeführt wird und ein altmodisches kleines Leuchtmittel trägt. So simpel, so gut! Gar nicht wie Fotografie, eher wie Drucke oder anderes Grafisches wirkt auch die "Baum-Art" von Pinggera: Gleichsam entrückt schweben die durchaus realistisch geformten, hohen Gewächse hier im Bild, die Umgebung verschwimmt ins Traumhafte. Dezidiert "Traum-Bilder" präsentiert Kugler, drei Collagen aus herrschaftlicher Architektur, Blumen, Tänzerinnen und verfremdender Textur, die gekonnt einen Moment der Anmut und Bewegung kreieren.

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(Foto: SEB.KUGLER; diverse/oh)

Ein "Traum-Bild" von Sebastian Kugler.

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(Foto: Volker Jaeger; diverse/oh)

Die Fassade des Museums Brandhorst, gesehen von Volker Jäger.

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(Foto: Johannes Schmidt; diverse/oh)

Der Blumenzauber von Johannes Schmidt.

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(Foto: Gilbert Pinggera)

Die "Baum-Art" von Gilbert Pinggera.

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(Foto: Alexander Gohlke)

Ein Foto von Alexander Gohlke. Die Arbeiten der Glonner Fotofreunde sind durchaus anspruchsvoll.

Wie im Märchen geht es auch weiter mit Wasserfällen von Alexander Gohlke, Landesvorsitzender des Verbands für Fotografie und eines der neuen Klubmitglieder, über die sich Kugler sehr freut. Weich wie Nebel wirkt das fließende Element auf Gohlkes in Schwarzweiß kontrastierten Bildern. Würde im nächsten Moment eine Nixe heraussteigen, wäre man wohl nicht sonderlich überrascht. Für Johannes Schmidt beginnt die Poesie erst "hinter der Schärfe" - womit über seine wunderschön duftigen Blüten, gestaltet im Sinne der Haiku-Fotografie, wohl alles gesagt ist.

Ein "unheimliches Auge" im positiven Sinne bescheinigt Kugler Gisela Wimmer, die drei Versionen eines Denkmals in Schwarzweiß zeigt, ein spannendes Spiel mit Linien, Schatten, Wolken und der Sonne. Ihr impressionistisches "Mohn-Meer" beweist zudem, dass sie mit der Kamera sogar malen kann. In die Kategorie "Geometrie pur" fallen Harald Biebels Aufnahmen aus Frankfurts Bankenviertel: Tolle Perspektiven mit diversen Linien und Krümmungen hat er dort entdeckt und gekonnt auf Leinwand gebannt.

Mit Bewegung und einer längeren Belichtungszeit hingegen experimentiert er bei "Alles im Fluss", das Ergebnis sind poetische, farblich höchst nuancierte Wasserporträts. Ein geglücktes Experiment auch die "Footprints" von Nobert Alexy: Er hat in der Dunkelheit Fußgängerüberwege fotografiert, und dabei per Langzeitbelichtung die Bewegungen von Menschenbeinen eingefangen. Ein spannendes optisches Verwirrspiel.

Wolfgang Hitzer porträtiert eine alte Weinpresse, indem er Details zeigt samt jener Spuren, welche die Zeit auf dem schweren Holz hinterlassen hat, und Inge Kolb vermag allein mit einer schwarz-weißen Wasseroberfläche zu beeindrucken: Gekonnt fängt sie ein, wie der Chiemsee sich kräuselt und an anderer Stelle glättet, quer über das Bild führt eine tiefdunkle Linie, die Spiegelung eines Pfahls.

Neun Autoren haben sich diesmal an der Jahresausstellung der Fotofreunde beteiligt, zu sehen sind sechs Überblendschauen sowie 21 Bildsequenzen aus insgesamt 66 Aufnahmen, ein vergleichsweise niedriger Wert. "Dadurch hatten wir aber heuer schön viel Platz, um alles perfekt zu hängen", freut sich Kugler. Wie gesagt: Manchmal ist weniger sogar mehr.

Jahresausstellung der "Fotofreunde Glonn" in der Galerie der Alten Klosterschule. Vernissage am Freitag, 25. Oktober, um 19.30 Uhr. Zu sehen samstags, 26. Oktober und 2. November, je 14 bis 18 und sonntags, 27. Oktober und 3. November, je 10 bis 18 Uhr.

© SZ vom 24.10.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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