Forstinning:Die Christbaum-Diebe sind dieses Jahr besonders dreist

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Ihre Geräte sind so leise, dass man den Wildschweinen den Kratzbaum unterm Hintern wegsägen kann. Und nicht mal ihr Werkzeug haben die Gauner gekauft.

Kolumne von Wieland Bögel

Wer die letzten südlicheren Tage für einen Spaziergang durch den Forst nutzt, begegnet ihnen auf Schritt und Tritt: Nadelbäumen. Ja, man kann ohne Übertreibung sagen, Ebersberg ist Nadelland. Dicht an dicht piekst es von links und rechts und oben wie unten, Tanne, Fichte, Douglasie haben hier Wurzeln geschlagen, vereinzelt sollen sogar Mammutbäume darunter, beziehungsweise darüber sein.

Man könnte also meinen, dem Nadelbaum, dem geht es hier gut, wie er so dasteht, im schönsten Grün, während herum alles verwelkt. Geschützt von spitzen Nadeln - dem kann keiner. Doch der Schein, er trügt auch hier mal wieder. Das Leben als Tanne oder Fichte, es kann kurz sein.

Etwa im Vergleich zu so langlebigen Kollegen wie Eiche und Buche, die so ein Nadelbäumchen um Jahrhunderte überleben. Ohnehin sterben Tanne, Fichte und Co. nur selten an Altersschwäche. Entweder es ist Sturm oder Dürre oder der Borkenkäfer hungrig oder gleich alles zusammen. Gerade in der Vor- und Weihnachtszeit kommt noch eine weitere Gefahr hinzu - das menschliche Verlangen nach jahreszeitengemäßer Dekoration.

Dass dafür meist Nadelgehölze herhalten müssen, hat ausgerechnet mit ihrem dauervitalen Erscheinungsbild zu tun. Nun stammen zwar die wenigsten Nadelgehölze für Dekozwecke aus dem Wald, die meisten werden wie Gemüse auf Feldern gezogen.

Die Polizei ist bereits verständigt

Dennoch kommt es auch in Ebersberg gelegentlich zu Fällen der Baumwilderei, wie kürzlich auch beim Treffen der Waldbesitzer in Ebersberg beklagt wurde. Konkret ging es um ebenso praktische wie auch tückische neuartige Elektrobaumsägen - tückisch deshalb, weil ohne Benzinmotor so leise gesägt werden kann, dass man den Wildschweinen quasi den Kratzbaum unterm Hintern wegklauen kann - wenn man denn will.

Dazu passt auch eine Diebstahlsmeldung der Polizei, die ist derzeit auf der Suche nach einem oder mehreren Langfingern, die in Forstinning mehrere Motorsägen geklaut haben. Ob es sich um das elektrische oder das konventionelle Modell handelt, bleibt zwar unklar, aber man kann sich trotzdem vorstellen, was die Diebe damit vorhaben: Schließlich ist Forstinning nicht nur etymologisch nur einen Katzen- oder auch Wildschweinsprung vom Wald entfernt.

Wer also in den kommenden Tagen und besonders Nächten, verdächtige Sägegeräusche vernimmt oder von fliegenden Händlern konkurrenzlos günstige Christbäume angeboten bekommt, sollte seinen Spazierweg vielleicht zur nächsten Polizeidienststelle umleiten - damit es im Forst noch lange so schön piekst.

© SZ vom 30.11.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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