Fluglärm in Markt Schwaben:"Es muss gerechter werden"

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Der Lärmaktionsplan des Münchner Flughafens ist den Markt Schwabener Gemeinderäten zu lasch. Sie fordern eine fairere Verteilung der Flüge über den Landkreis - und eine striktere Nachtruhe

Von Johannes Korsche, Markt Schwaben

So ein Flugzeug ist eine zweischneidige Sache. Sitzt man in einem, freut man sich in der Regel auf den beginnenden Urlaub. Sieht man es von unten wegfliegen, ist es vor allem eines: laut. Als Markt Schwabener gehört die zweitere, die laute Variante zum Alltag, wie eine Statistik wieder einmal bestätigte, die in der Gemeinderatssitzung am Donnerstagabend vorgestellt wurde. Anlass dafür war der "Lärmaktionsplan für den Großflughafen München", zu dem die Marktgemeinde eine Stellungnahme abgab. Deren Tenor: In dem Plan finde sich zu wenig Aktion gegen den vielen Lärm.

Gut 25 Kilometer weit liegt der Flughafen entfernt, Markt Schwaben liegt in einer beliebten Ein- und Abflugsschneise. Von Januar 2019 bis Juli 2019 habe es fast 770 Überflüge gegeben - in der Nacht zwischen 23 Uhr und 6 Uhr, stellte Wolfgang Korda (Zukunft Markt Schwaben) die Statistik vor. Am häufigsten flog dabei die Lufthansa über Markt Schwaben, allein 335 Mal donnerte ein Flieger der Airline in dem Zeitraum während der Nachtruhe über die Gemeinde.

Auch tagsüber schallen die Flieger über die Gemeinde. Wegen der Corona-Pandemie ist der Flugverkehr in den vergangenen Monaten zwar deutlich zurückgegangen, allerdings zeichnet sich seit April wieder ein Aufwärtstrend ab. Von dem Spitzenwert aus dem September 2019, als in einer Woche genau 1501 Überflüge gezählt wurden, sind die 200 bis 400 Überflüge der vergangenen Wochen allerdings weit entfernt.

In ihrer Stellungnahme fordern die Gemeinderäte deshalb, das Nachtflugverbot für das Gemeindegebiet zu verschärfen: Maschinen, die nach 22 Uhr am Flughafen abgefertigt werden, sollen demnach nicht mehr über die Gemeinde fliegen dürfen. Ausnahmegenehmigungen, mit denen sich die Nachtruhe umgehen ließe, seien zudem seltener auszustellen. Außerdem sollen die Maschinen künftig nicht mehr niedriger als 3500 Meter fliegen dürfen, wenn sie Markt Schwaben überqueren. Durchschnittlich sei die Überflughöhe um 700 Meter anzuheben, so der Wunsch der Gemeinderäte. Um das zu erreichen, sei das Steigverhalten bei An- und Abflug zu prüfen und zu optimieren.

Ein weiterer Wunsch betrifft die Flugrouten. Die sollen sich so ändern, dass sich Überflüge gleichmäßiger auf die umliegenden Gemeinden verteilen. Denn Markt Schwaben "ist betroffen und zwar massiv", sagte Korda. Andere Gemeinden im Umkreis des Flughafens hingegen weniger oder überhaupt nicht. Das Ziel sei es, die Überflüge auf den Landkreis zu verteilen. Auf Konfrontation geht Korda aber nicht, es brauche einen Konsens für den Landkreis Ebersberg, betonte er. Aber: "Es muss gerechter werden." Alle acht Minuten fliege im Durchschnitt ein Flugzeug über Markt Schwaben. "Das ist gesetzlich erlaubt, aber meines Erachtens nach nicht normal."

Eines ist Korda noch wichtig: Bei den geforderten Änderungen gehe es nicht darum, dem Flughafen zu schaden. Schließlich fliege jeder gerne in den Urlaub. Und noch viel gewichtiger: Der Flughafen ist einer der größten Arbeitgeber in der Region. Aber die Lasten, die mit dem wirtschaftlichen Vorteil einhergehen, sollen sich künftig eben gleichmäßiger auf die Profiteure im Umkreis des Flughafens verteilen. Wobei Korda nicht damit rechne, dass sich wegen der Stellungnahme der Gemeinde viel ändern werde. "Ein Kampf gegen Windmühlen", wie er selbst sagte. Aber "man muss mit dem Finger auf diejenigen zeigen, die dafür Verantwortung haben." Gemeint war der Flughafen und die Deutsche Flugsicherung, die für die Flugverkehrskontrolle zuständig ist.

Immerhin im Gemeinderat zeigte sein "flammendes Plädoyer", wie Bürgermeister Michael Stolze (parteilos) es im Anschluss nannte, Wirkung. Eine große Mehrheit stimmte für die vorbereitete Stellungnahme und deren Forderungen.

© SZ vom 17.07.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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