Erneuerbare Energien:Methangas aus Strom

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Referent Thomas Heller bei seinem Vortrag am Freitagabend im Alxinger Wirt in Bruck. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Der Arbeitskreis Umweltsicherung des CSU-Kreisverbands lädt Experten für Sonnen- und Windenergie ein. In Alxing geht es um neue Speichermethoden und deren Wirtschaftlichkeit

Von Thorsten Rienth, Bruck

Auf der Speisekarte des Alxinger Wirt stehen fünf, sechs Gerichte - und mit Ausnahme des Zanders alle deutlich unter der Zehn-Euro-Marke. Dieses günstige Angebot für den Gaumenschmaus dürfte der eine Grund gewesen sein, warum die beiden Kellnerinnen am Freitagabend einiges zu tun haben und eine weite Wegstrecke zurücklegen. Der andere Grund für die vielen Gäste: zwei Abkürzungen, die da heißen: AKU und P2G.

AKU steht für Arbeitskreis Umweltsicherung und Landesentwicklung. Der Zusammenschluss ist so etwas wie der Naturschutz-Flügel der CSU. Und P2G steht für "Power-to-Gas". Beides langte augenscheinlich locker, um den Wirtssaal mit gut und gerne 40 Zuhörern komplett zu füllen.

Hinter P2G steckt ein Verfahren, das überschüssigen Strom in Methangas umwandelt. In dieser Form ließe sich die Sonnen- und Windenergie speichern für die Tage und Wochen, in denen die Sonne nicht scheint und der Wind weniger bläst, hieß es. Basis des Kalküls ist der gigantische Gasspeicher, auf dem Deutschland sitzt - sein Erdgasnetz.

Wie das funktioniere, sei einen genaueren Blick allemal wert, befindet die AKU-Kreisvorsitzende Anja Walz in ihrem Vortrag. Nicht, um irgendeine andere alternative Energiegewinnung zu ersetzen. "Sondern um sie zu ergänzen", so Walz. Wie zum Beweis hatte sie vorher mit den Betreibern Hans Zäuner und Werner Stinauer zur Besichtigung der Brucker Windkraftanlage eingeladen.

Referent des Abends ist Thomas Heller, er ist technischer Projektleiter bei der MicrobEnergy GmbH und verdient sein Geld mit der P2G-Technologie, entsprechend positiv steht er ihr gegenüber. "Noch sind wir mit dem Verfahren in einer gewissen Nische", sagt er. Natürlich liegt die Betonung auf: noch.

Sein Vortrag erinnert an eine anschauliche Chemiestunde. "Sie nehmen zuerst den Strom aus Ihrem Windrad und spalten damit Wasser in Wasserstoff und Sauerstoff." Klassische Elektrolyse also. Unter passendem Druck und bei der richtigen Temperatur lasse sich der Wasserstoff im nächsten Schritt mit Kohlendioxid verbinden, das bestenfalls aus der Biogasanlage von nebenan komme. Die eigentliche Arbeit übernehmen Mikroorganismen. "Die leben sonst zum Beispiel in isländischen Geysiren", sagt Heller. Kunstpause. "Oder Ihrer Darmflora." Wenn, um im Bild zu bleiben, die Bakterien mit wiederum ihrer Darmflora fertig sind entweicht hinten ein Stoff mit der chemischen Formel CH₄ - Methangas. "Wer es jetzt noch reinigt und entschwefelt, kann es praktisch direkt in die nächste Erdgasleitung einspeisen."

Und der Wirkungsgrad des Verfahrens? Heller räumt ein, dass er diese Frage überhaupt nicht leiden könne. Die Antwort gibt er trotzdem. Bei etwa 55 Prozent liege die Quote. Besonders viel ist das nicht. "Aber wenn wir die Abwärme nutzen", zum Beispiel um das eigene Haus und das des Nachbarn zu heizen, "dann kommen wir in eine vernünftige Größenordnung von ungefähr 85 Prozent".

Wie es denn mit der Wirtschaftlichkeit aussehe, will ein anderer Zuhörer im Alxinger Wirt wissen. Da gäbe es nichts schönzureden, sagt Referent Heller. "Erneuerbare Energien sind zurzeit noch teurer als fossile." Wieder liegt die Betonung auf: noch. "Wenn der Ausbau der Fotovoltaikanlagen hier im Süden so weitergeht, dann ändert sich das allerdings", so Heller. Dann sei nämlich plötzlich mehr Strom verfügbar, als in die Netze eingespeist werden kann. Dann würde die Rechnung schnell anders aussehen.

"Die Gefahr besteht allerdings darin", sagt Heller schließlich, "dass es eine prima Technologie gibt, aber womöglich keinen Weg zur breiten Markteinführung." Dann schaut er zu dem Tisch, an dem der CSU-Kreisvorsitzende und Landtagsabgeordnete Thomas Huber mit seinem Rosenheimer Fraktionskollegen Otto Lederer sitzt, und schiebt hinterher: "Weil die Gesetze die neue Technologie einfach noch nicht sinnvoll abbilden." Zum Beispiel, dass P2G-Anlagenbetreiber auf den für die Elektrolyse benötigten Strom die EEG-Umlage bezahlen müssten - obwohl sie doch die Energiewende mit vorantrieben. Aber das ist eine andere Geschichte.

© SZ vom 11.09.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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