Entwarnung:Trotz Rekord-Sommer: Trinkwasser im Kreis Ebersberg gesichert

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Der Sommer hatte auch im Landkreis Auswirkungen auf die Gewässer - die Berger Lacke in Steinhöring ist während der heißen Monate fast völlig verschwunden. Die Grundwasserreserven im Landkreis haben unter der langen Trockenheit aber kaum gelitten. (Foto: Christian Endt)

Der trockene Sommer hat die Pegel in Weihern und Bächen sinken lassen. Doch die Reserven sind noch gut gefüllt - auch wegen einer geologischen Besonderheit.

Von Viktoria Spinrad, Ebersberg

Der Sommer war lang und trocken. Noch immer ist der Wasserstand in Seen und Bächen im Landkreis deutlich niedriger als sonst. Doch während beispielsweise im Bayerischen Wald nun auch das Trinkwasser so knapp ist, dass die Bürgermeister eindringlich zum Wassersparen aufrufen, ist die Situation im Landkreis auch nach dem Dürresommer vergleichsweise komfortabel. "Wir sind hier gesegnet", sagt Karl Seebauer vom Wasserverbund Baldham.

Im Landkreis kommt das Trinkwasser direkt aus dem Grundwasser im Boden. Wer sich bei denjenigen umhört, die Tag für Tag an den 35 Brunnen, fünf Quellen und 28 Hochbehältern im Landkreis arbeiten, vernimmt nach dem Hitzesommer keine Hilferufe. Im Gegenteil. "Bei uns ist das kein Problem", sagt Uli Proske von der Wasserversorgung Ebersberg. Thilo Kopmann von der Ver- und Entsorgung München Ost (Vemo), die sieben Landkreisgemeinden mit Trinkwasser versorgt, schließt sich an: "Wir sind noch nie in die Situation gekommen, dass wir von einer Grundwasserknappheit sprechen."

Warum wirkt sich die Trockenheit kaum in den 22 Wasserschutzgebieten aus, in denen das Trinkwasser für den Landkreis gefördert wird? Zwar seien die Pegelstände des Grundwassers durch den trockenen Sommer durchaus ein wenig gesunken, heißt es von den Versorgungsstellen. In Ebersberg zum Beispiel muss man zurzeit 8,52 Meter tief graben, um auf das Grundwasser zu stoßen - normal seien um die 8,30 Meter, berichtet Proske. "Das sind hier und da mal ein paar Zentimeter", berichtet Kopmann von der Vemo - kaum ein Unterschied also.

Die Lösung des Wasser-Rätsels liegt in einem Überbleibsel aus vergangenen Eiszeiten: der Münchner Schotterebene. Dieses Kiesfeld läuft im Landkreis von Nordwesten kommend langsam aus - und dient diesem als gigantischer Wasserspeicher. Während die festen Gesteine im trockeneren Nordbayern Grundwasser nur schlecht speichern, verhilft die träge Kiesschicht dem hiesigen Landkreis zu einer Art stabilem Grundwassersee - "ein Speicher, der so schnell nicht ausgeht", wie Marion Natemeyer vom Wasserwirtschaftsamt Rosenheim erklärt. Kein Wunder: Laut einem Bericht des Bezirks handelt es sich hier um "einen der ergiebigsten Grundwasserleiter in Südbayern".

Zu dem unterirdischen Trinkwasserspeicher trägt auch der Südosten des Landkreises bei: Wo früher der Inngletscher stand, verläuft heute die hügelige Jungmoränenlandschaft. Die dichten Moränen aus den Eiszeiten bilden hier ein zusätzliches Polster über dem unterirdischen, vom Schotter gehaltenen Wassersee. "Wenn man hier mit der Wasserversorgung angebunden ist, hat man einen Puffer", erklärt Natemeyer vom Wasserwirtschaftsamt. Die Geologie erklärt auch, wieso ein Plieninger nur gut vier Meter in die Tiefe bohren müsste, um an Grundwasser zu stoßen - ein Ebersberger aber schon doppelt so viel: "Je näher man in Richtung der Alpen kommt, desto tiefer liegen die Vorkommen", so Natemeyer.

Natürlich trägt auch der Forst als Fünftel der gesamten Landkreisfläche in der Schotterebene zum Wassersegen in der Gegend bei. Zwar sind die Deckschichten hier nicht so gut wie in der Moräne, wie Natemeyer erklärt. "Dafür haben wir hier einen ergiebigen Grundwasserleiter." Hinzu kommt eine gute Grundwasserneubildung. Ein weiterer Faktor: das Verhalten der Landkreisbewohner. Obwohl es von ihnen immer mehr gibt, hält sich der Mehrbedarf in Grenzen. Ein Grund dafür ist auch der leicht sinkende Pro-Kopf-Verbrauch - dank Spartasten und vielleicht auch mehr Umweltbewusstsein.

Entsprechend positiv äußert sich die Regierung von Oberbayern in ihrer Wasserversorgungsbilanz für den Landkreis: "Dem Trinkwasserbedarf steht insgesamt ein ausreichendes Grundwasserangebot sowohl derzeit als auch zukünftig gegenüber." Ist der Landkreis also gewappnet für lange, trockene Sommer und zunehmenden Starkregen - also den Klimawandel?

"Selbst der trockenste Sommer ist für die Region kein Problem", sagt Kopmann von der Vemo. Eine mögliche Herausforderung sieht er, wenn überhaupt, beim Blick auf den Zuzug. Denn wo mehr Menschen kommen, werden Wohngebiete verdichtet - das Grundwasser steigt. "Das ist wie in einer Badewanne", illustriert Kopmann. Wenn dann steigendes Grundwasser und Starkregen zusammenkommen, "dann könnte das auf ganz lange Sicht vielleicht zum Problem werden". Nämlich, wenn sich das Grundwasser bis zu den Kellern hocharbeitet. Er betont aber auch: "Das hätte keine Auswirkungen auf die Ergiebigkeit."

© SZ vom 03.11.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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