Entscheidung im Stadtrat:Grafing verabschiedet sich vom traditionellen Weihnachtsmarkt

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Ausgeblasen? Ob der Grafinger Weihnachtsmarkt überhaupt noch stattfinden wird, ist nach der Stadtrats-Entscheidung vom Dienstagabend ungewiss. Foto: Christian Endt (Foto: N/A)

Der Stadtrat will Glühwein und Mandeln nur noch maximal 14 Tage auf dem Marktplatz haben. Weil das deutlich kürzer ist als vorher, ist fraglich, ob die Standbetreiber da mitmachen.

Von Thorsten Rienth, Grafing

Der Grafinger Weihnachtsmarkt ist Geschichte - zumindest so, wie die Grafinger ihn bislang auf ihrem Marktplatz kannten: Der Stadtrat hat die umstrittene Kulturausschuss-Entscheidung gegen den Markt am Dienstagabend mit 10:8 Stimmen bestätigt. Das gilt für die kommenden drei Jahre. Eine Mehrheit fand sich lediglich für den Vorschlag einer auf 14 Tage verkürzten Zeitdauer - vorher waren es immer knapp drei Wochen. Dem Ausrichter Werbering zufolge ist fraglich, ob dann überhaupt Standbetreiber nach Grafing kämen.

"Wir haben 700 Unterschriften hier für den Markt, das ist eine wahnsinnige Menge", redete Bürgermeisterin Angelika Obermayr (Grüne) den Stadträten ins Gewissen. "Ich bitte darum, das einfach mal zu registrieren." Für die Mehrheit des Gremiums - in der Tendenz CSU, Freie Wähler und SPD - war eine andere Sache wichtiger: ausreichend Parkplätze für die Unternehmer am Grafinger Marktplatz.

Acht von 24 dieser Parkplätze sollte der für knapp drei Wochen beantragte Markt belegen. Eine Gruppe Marktplatzunternehmer, zu denen auch der CSU-Stadtrat Franz Saißreiner gehört, betrachtet das für mehrere Läden als geschäftsschädigend.

"Die gehen nicht auf einen Weihnachtsmarkt, um am Wochenende vor dem 24. einzupacken"

"Der Dezember trägt meinen Januar", sagte etwa Michèle Ludewig, Betreiberin des Weinhauses, in der Bürgerfragestunde des Stadtrats. "Es ist schwierig für uns, wenn in der umsatzstärksten Zeit acht Parkplätze fehlen." Sie habe ihre Zahlen vom Dezember 2016 mit dem Zeitraum im vergangenen Jahr - der Markt fand da schon nicht mehr statt - verglichen. "Und ich habe eine deutliche Umsatzsteigerung zwischen Nikolaus und Weihnachten." Konkrete Zahlen nannte die Unternehmerin nicht. Ob denn der Markt nicht ohnehin am Hans-Eham-Platz viel besser aufgehoben wäre?

Wichtig sei vor allem, sagte CSU-Stadträtin Susanne Linhart, dass ein Kompromiss gefunden werde. Das Hin und Her der vergangenen Jahre sei kaum mehr mit anzusehen: "Ich hoffe wirklich, dass sich das alles endlich wieder beruhigt."

Damit spielte Linhart auf einen Vorschlag an, den der Freie-Wähler-Stadtrat Christian Einhellig kurz zuvor gemacht hatte. "Ich bin dafür, dass der Markt auf dem Marktplatz stattfindet - aber auf 14 Tage verkürzt wird", sagte Einhellig. Anstatt mit dem letzten Wochenende vor Heiligabend könne der Weihnachtsmarkt doch bereits am Donnerstag enden. Dann wären die Marktplatz-Parkplätze zumindest übers verlängerte Weihnachtswochenende für die Kunden der Geschäfte frei.

Nachdem der ursprünglich beantragte Weihnachtsmarkt abgelehnt war, kam Einhelligs 14-Tage-Vorschlag zur Abstimmung. Ihn nahm das Gremium mit lediglich zwei Gegenstimmen an. Die Frage ist nur, was dieser Beschluss tatsächlich wert ist? Bereits vor der Sitzung hatte Werbering-Chef Peter Schölzel Zweifel geäußert, ob er dann überhaupt Fieranten für den Markt finden würde. "Die gehen doch nicht auf einen Weihnachtsmarkt, um dann am Wochenende vor dem 24. ihre Sachen einzupacken", sagte er. "Alternativen gibt es für die genug. Die gehen anderswo hin." Ob er dennoch einen Versuch starten würde, ließ Schölzel offen. Das Grafinger Weihnachtsmarkt-Drama geht also fürs erste weiter.

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