Entscheidung am Sonntag:Neue Rathauschefs werden gesucht

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17 Bürgermeisterwahlen stehen an. Interessant dürfte es besonders in Grafing und in Emmering werden

Von Wieland Bögel

An diesem Sonntag werden im Landkreis viele Posten vergeben. Ganz genau sind es 429, die meisten davon sind ehrenamtlich. Etwa 102 300 wahlberechtigte Landkreisbürger entscheiden über die Vergabe von 352 Stadt- oder Gemeinderats- sowie 60 Kreistagssitzen. Außerdem stehen 17 Bürgermeisterwahlen an. Gleichzeitig gibt es so viele Bewerber wie nie. Für den Kreistag treten acht Parteien und Wählergruppen an, und auch in einigen Kommunen sind in diesem Jahr neue Wahlvorschläge auf den Stimmzetteln zu finden.

Besonders spannend verspricht die Wahl in Grafing zu werden. Hier bewerben sich vier Kandidaten - Susanne Linhart (CSU), Angelika Obermayer (Grüne), Gabriela Wischeropp (Freie Wähler) und Heinz Fröhlich (Bündnis für Grafing) - um die Nachfolge des nach 18 Jahren im Amt nicht mehr antretenden Bürgermeisters Rudolf Heiler (FW). Ob es gleich im ersten Wahlgang einen Sieger oder in zwei Wochen eine Stichwahl geben wird, ist offen. Genau wie die künftige Zusammensetzung des Stadtrates: Hier haben sich bereits in den vergangenen Jahren die Mehrheiten verschoben. Vor zwölf Jahren konnte die CSU noch einen komfortablen Vorsprung erringen, sie stellte 14 der 24 Stadträte. Im Jahr 2008 reichte es für die Christsozialen immerhin noch zur Hälfte der Mandate - aber nicht für lange. Anfang 2009 trat Bürgermeister Heiler von der CSU zu den Freien Wählern über, auch zwei Stadträte kehrten der CSU den Rücken und sind seitdem parteilos. Die Grünen mussten in der vergangenen Legislaturperiode ebenfalls Einbußen hinnehmen. Bei der Wahl hatten sie zwar noch ihr bestes Ergebnis erzielt und waren mit damals fünf Sitzen zur zweitstärksten Fraktion aufgestiegen, vor der SPD mit vier und den Freien Wählern mit drei Sitzen. Doch Grünen-Spitzenkandidat Heinz Fröhlich tat es 2011 dem Bürgermeister gleich und überwarf sich mit seiner Partei. Seitdem sitzen er und seine Frau Marlene Ottinger für das Bündnis für Grafing im Stadtrat.

Nicht nur in Grafing, auch in Forstinning, Frauenneuharting, Glonn, Oberpframmern und Pliening wird es sicher ein neues Gemeindeoberhaupt geben, die Amtsinhaber treten nicht mehr an. Ob es auch in Emmering einen neuen Bürgermeister geben wird, ist ebenfalls eine spannende Frage. Denn in dem kleinen Ort kommt es zu einer echten Kampfabstimmung: Amtsinhaber Max Maier wurde von seiner CSU nicht erneut nominiert, stattdessen sollte Martin Killi vom Zweiten zum Ersten Bürgermeister aufsteigen. Maier trat daraufhin aus der CSU aus, gründete seine eigene Partei - die Bürger für Emmering - und tritt für diese für das höchste Amt in der Gemeinde an.

Auch wo keine Rathauschefs gewählt werden, könnte es interessant werden. Zum Beispiel in den Gemeinden Vaterstetten und Aßling. In beiden Kommunen hat die CSU im vergangenen Jahr die vorgezogenen Bürgermeisterwahlen verloren, in Vaterstetten gewann Georg Reitsberger von den Freien Wählern, in Aßling der unabhängige Bewerber Hans Fent. In den Gremien haben die Christsozialen aber immer noch eine Mehrheit, entweder eine eigene, wie in Vaterstetten mit 19 von 30 Sitzen, oder durch eine Art Koalition wie in Aßling, wo CSU und UNL gemeinsam zehn von 16 Gemeinderäten stellen. Am Sonntag wird sich zeigen, ob dieser Vorsprung zu halten ist oder ob nach den verlorenen Bürgermeisterwahlen auch die Mehrheit im Gemeinderat verloren geht.

Zu einer neuen Sitzverteilung könnte es auch in Poing und Ebersberg kommen, wo ebenfalls kein Bürgermeister gewählt wird. Weder Albert Hingerl (SPD) aus Poing noch sein Amtskollege Walter Brilmayer (CSU) aus Ebersberg haben derzeit eine eigene Mehrheit in Stadt- oder Gemeinderat. Setzt sich der Trend der vergangenen Wahlen fort, kann sich am ehesten Hingerl Hoffnungen auf mehr Mandate für seine Parteifreunde machen. Denn 2002 und 2008 konnte die SPD jeweils einen Sitz hinzugewinnen, derzeit stellen die Genossen zehn von 24 Gemeinderäten. Genau umgekehrt verläuft die Kurve dagegen in der Kreisstadt, hier verlor die CSU 2002 einen Sitz und verfügt nur noch über elf von 24 Mandaten.

Einen Trend weg von der CSU gab es auch bei der Kreistagswahl. 2002 konnten sich die Christsozialen noch über 53 Prozent der Stimmen und 33 von 60 Sitzen im Kreistag freuen. Vor sechs Jahren reichte es mit 46,5 Prozent nur noch für 28 Sitze. Auch die SPD verlor, sie büßte zwei Sitze ein. Profitieren konnten davon vor allem kleinere Parteien, Grüne, FDP, ÖDP und Freie Wähler erzielten 2008 ihre bisher besten Ergebnisse. Heuer nehmen sogar noch zwei weitere kleine Parteien teil: Die AfD und die Bayernpartei treten bei der Kreistagswahl an.

Diese wird aber offenbar für die Wähler immer weniger interessant. Gaben 2002 noch 65,8 Prozent der Landkreisbürger ihre Stimme ab, waren es 2008 nur noch 57,2 Prozent und bei der vorgezogenen Landratswahl vor einem Jahr sogar nur noch 42 Prozent.

© SZ vom 15.03.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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