Die Stimmung schwankt zwischen Resignation und Hoffnung. Sollte sich nach fünf Jahren Dauerprovisorium am Zornedinger Bahnhof eines Tages wirklich etwas ändern? Bislang waren es nur Kleinigkeiten: die Fahrkartenentwerter wurden gerichtet, die Beschilderung ausgebessert. Ansonsten kommt Zornedings FDP-Gemeinderat Peter Pernsteiner zu dem traurigen Fazit, dass die Bahn "nichts vernünftig anpackt". Seit einem halben Jahr dokumentiert er den Zustand des Bahnhofs zusammen mit Parteifreunden auf der Homepage www.tagebuch-eines-schandflecks.de. Nun kündigt die Bahn an, noch im Laufe dieses Jahres "mit dem Bau einer neuen, festen Überdachung" beginnen zu wollen.
"Abwarten" lautet die Devise von Peter Pernsteiner. Er kritisierte zuletzt die wie selbstgebastelt wirkende Lichtinstallation im provisorischen Bretterverschlag über dem Treppenabgang auf der Zornedinger Seite des Bahnhofs. Mit Kabelbindern sind die Leuchtröhren an den Brettern befestigt, die Stromkabel liegen offen daneben. "Abenteuerlich" nennt Pernsteiner die Installation. Elektromeister Johannes Goppelt kommentiert den Homepage- Eintrag von Pernsteiner mit den Worten: "Das ist ja ein toller Pfusch!" Für ihn sei es unvorstellbar, dass so eine Konstruktion so lange Bestand hat - "und dann auch noch an einem öffentlichen Platz", wie er betont. "Das hat mit dem heutigen Stand der Technik gar nichts mehr zu tun, von Sicherheitsaspekten ganz zu schweigen," schreibt Goppelt.
Die Deutsche Bahn hat bislang noch nicht reagiert - zumindest nicht auf die Homepage und ihre Einträge. Der Ebersberger SZ sagt ein Bahn-Sprecher, dass die hölzerne Überdachung stets als Provisorium gedacht war "und dafür hat die Installation gereicht". Doch noch heuer soll der Bretterverschlag weichen.
Ob dann auch an anderer Stelle nachgebessert wird? Pernsteiner hat noch mehr Dinge notiert, die nicht wirklich durchdacht sind oder schlicht fehlen. Mülleimer zum Beispiel im westlichen Teil des Bahnhofs oder Aufkleber an den Entwertern - damit man der Störungshotline die gewünschte Nummer nennen kann, sollte er nicht funktionieren, wie zuletzt der Fall. Auch hält er die neue Beschilderung in der Unterführung nur bedingt benutzerfreundlich. "Auf die Nennung der jeweiligen Ortsteile wurde komplett verzichtet", klagt Pernsteiner. Noch hofft er auf Besserung. "Es wäre doch so leicht für die Bahn", sagt Pernsteiner: Würden die Bahn-Leute alle paar Wochen auf die Seite klicken, um nachzusehen, was zu tun ist - dann könnte man die Homepage vielleicht irgendwann vom Netz nehmen. Nichts wünscht sich Pernsteiner sehnlicher: "Wir hoffen sehr, dass wir dieses Tagebuch mal irgendwann beenden können - wenn hoffentlich endlich die Bahn in der Lage ist, die dort vorherrschenden Probleme dauerhaft zu beseitigen", schreibt er der Vorgeschichte des Tagebuchs.