Ebersberg:"Youngsters Music Club" beleben den Klosterbauhof

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Auftritt im Ebersberger Klosterbauhof. Josef Ametsbichler und sein "Youngsters Music Club". (Foto: Christian Endt, Fotografie & Lic)

Die Nachwuchsmusiker von Josef Ametsbichler machen in Ebersberg Stimmung. Das Publikum reagiert begeistert.

Von Michaela Pelz, Ebersberg

Die Drei hat von jeher etwas Magisches: drei Wünsche erfüllt die Fee, die drei Fragezeichen lösen jeden Hörspiel-Fall und in den frühen Siebzigern lockte der "Brady Bunch" von "Drei Mädchen und drei Jungen" die Zuschauer vor die Fernsehapparate.

An diesem Abend sind es drei Kinder und drei Erwachsene, die dafür verantwortlich sind, dass sich zahlreiche Zuhörer bei Cocktails und Tapas auf der Terrasse des Café Mala im Ebersberger Klosterbauhof eingefunden haben. Als Youngsters Music Club lassen hier unter der Leitung von Josef Ametsbichler die 13-jährige Antonia Wach, der gleichaltrige Franz Reis, der 11-jährige Simon Paster sowie die Väter der beiden Jungen, Martin Paster und Günter Beutel, sehr gekonnt Jazz-, Tango- und Klezmer-Klänge ertönen.

Seit gut zwei Jahren gibt es die Formation in dieser Besetzung - das Projekt selbst hat Musikpädagoge Ametsbichler schon vor zehn Jahren ins Leben gerufen. Der Kontrabassist unterrichtet schon länger an der Musikschule, "als es sie überhaupt gibt", denn er war bereits bei deren Vorläufer aktiv, der VHS. Weil das Herz des Initiators mehrerer einschlägiger Festivals dem Jazz gehört, war es ihm ein Anliegen, junge Menschen in dieser Richtung zu fördern und zu fordern. Darum hat er den Youngsters Music Club ins Leben gerufen.

Heute sind sie also mitten in Ebersberg: Ametsbichler selbst, zwei Väter, von denen später noch die Rede sein wird, sowie Antonia, die seit fünf Jahren Saxofon spielt, Franz, ebenso lange Akkordeon-Schüler, und Simon, der schon mit vier Jahren am Klavier saß. Der Fünftklässler mit der Schiebermütze hat sogar einen eigenen Fanklub dabei. Seine besten Freunde Jan, Paul und Laurent sind extra gekommen, um ihn zu hören. In der Pause werden sie zu Protokoll geben, dass sie die Musik "unterhaltsam und schön" finden, jetzt jedoch toben sie vor Konzertbeginn erst noch einmal gemeinsam eine Runde durch den Klosterbauhof. Als der junge Keyboarder kurz darauf an seinem Instrument sitzt, ist er allerdings ganz Profi.

Ametsbichler sorgt dafür, dass die Musiker mit kleinen Soli glänzen können

Wie auch sein hoch konzentrierter Bandkollege Franz, der das Publikum schon bei den ersten schwungvollen Takten von "Moliendo Café" dazu bringt, mit den Füßen zu wippen und mit den Fingern zu schnippen. Am Akkordeon fasziniert den jungen Mann mit den wilden, roten Locken besonders, dass man damit alles spielen kann, auch zwei verschiedene Melodien. Trocken ergänzt er: "Und man kann es besser transportieren als ein Klavier."

Warum ihn die Art von Musik, die der YMC macht, reizt? "Nicht alle kennen es und es ist anders als das, was man so im Radio hört." Ganz ähnlich äußert sich Antonia, die privat die Charts oder La Brass Banda mag. Die Siebtklässlerin mit dem kunstvollen Haarknoten meint: "Durch die Weltmusik, die wir spielen, kann man in andere Kulturen hineinschnuppern und sich das Leben dort vorstellen." Dazu trägt auch bei, dass Ametsbichler zu vielen Liedern die entsprechenden Geschichten erzählt.

So geht es etwa im wunderschön-traurigen "Papierosn" (zu schade, dass es auf der kürzlich erschienenen CD fehlt) um einen Bub, der von den Eltern, dessen einzige Hoffnung er ist, losgeschickt wird, um Zigaretten zu verkaufen, dann aber in den Regen gerät und am Ende weder Geld noch Ware hat. Auf die CD geschafft hat es hingegen Simons Lieblingslied "La Siera", komponiert von der Ebersbergerin Christine Buchner. Sie ist selbst anwesend und freut sich, dass ihr Werk vom Publikum so gut angenommen wird. Gut gefällt, besonders einer Frau, auch "Csaij Shukarie" mit einem Frage-Antwort-Dialog zwischen Saxofon und Akkordeon, bei dem man sich wie auf einem orientalischen Basar fühlt.

Ametsbichler sorgt dafür, dass alle Musiker immer wieder mit kleinen Soli glänzen können - vor allem natürlich die ganz jungen. Kein Wunder, dass die beiden Väter, für die es übereinstimmend "ein Traum ist, mit dem eigenen Kind zu musizieren" voll des Lobes für ihren Lehrer sind. Vertriebsleiter Martin Paster hebt heraus, dass dieser seine Schüler "nicht nur nachspielen lässt, sondern sie ermutigt, ihren eigenen Stil zu finden." Günter Beutel wiederum lobt Ametsbichlers Kunst, wunderbare Arrangements für Nicht-Profis zu schreiben. Der Heilpraktiker und Physiotherapeut "kann nämlich nicht mal Noten", muss also alles auswendig spielen oder sich an Akkorden orientieren. Das hätte man in Anbetracht seines Gitarrensolos in "Earth Song" auch nicht gedacht.

Dem Publikum, auch dem auf der Terrasse der Pizzeria gegenüber oder den zufällig vorbeikommenden Passanten, haben die mitreißenden 14 Stücke der in anderthalb Stunden offenbar sehr gut gefallen - das zeigen Applaus und Wunsch nach einer Zugabe. Zur noch besseren Erinnerung an den Abend könnten sie auch die CD "La Strada" erwerben - übrigens die dritte des Labels.

© SZ vom 29.07.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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