Ebersberg:Viele im Landkreis arbeiten für wenig Geld

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Jeder sechste Vollzeit-Beschäftigte im Kreis Ebersberg arbeitet zum Niedriglohn, das entspricht 4300 Personen. Diese Zahl nennt die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) und beruft sich auf die Bundesagentur für Arbeit. Als Niedriglohn gilt, wenn trotz Vollzeitarbeit nicht mehr als 2203 Euro brutto pro Monat auf dem Gehaltszettel steht. Das durchschnittliche Vollzeit-Einkommen liegt im Kreis Ebersberg laut Arbeitsagentur bei 3200 Euro brutto im Monat - im Bundesschnitt sind es 3304 Euro.

Der Geschäftsführer der NGG-München, Tim Lünnemann, spricht von einem "Alarmsignal". Tausende Menschen hätten trotz langer Arbeitstage enorme Probleme, finanziell über die Runden zu kommen. "In Metzgereien, Bäckereien, Fastfood-Betrieben, Restaurants und Hotels ist der Anteil von Niedriglohn-Beschäftigten dabei besonders hoch. Hier müssen die Firmen endlich deutlich höhere Löhne zahlen." Laut Arbeitsagentur liegen bundesweit 53 Prozent aller Vollzeit-Beschäftigten im Lebensmittel- und Gastgewerbe unter der Niedriglohngrenze.

Eine Hauptursache für diesen Zustand ist nach Einschätzung der Gewerkschaft NGG die schwindende Tarifbindung. "Auch im Kreis Ebersberg zahlen immer weniger Hoteliers und Gastronomen nach Tarif. Statt mit dem Tariflohn von 13,34 Euro pro Stunde geht ein gelernter Koch dann nur mit dem Mindestlohn von 9,19 Euro nach Hause. Wie soll man damit eine Familie durchbringen?", kritisiert Lünnemann. Um diesen Trend zu stoppen, müssten sich Firmen, die Mitglied im Arbeitgeberverband sind, an die mit der Gewerkschaft ausgehandelten Tarifverträge halten. Nach Beobachtung der NGG nimmt die Zahl der Verbandsmitglieder, die aus der Tarifgemeinschaft ausscheren, seit Jahren zu. Dem könnte der Landes- oder Bundesgesetzgeber entgegenwirken, indem die sogenannte Allgemeinverbindlichkeit der Tariflöhne erklärt werde.

Am Ende komme es aber auch auf die Beschäftigten selbst an, betont die NGG. "Wer in der Gewerkschaft ist, hat nicht nur beim Lohn, sondern auch bei Urlaub und Arbeitszeit die besseren Karten."

© SZ vom 27.12.2019 / SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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