Kulturvorschau:Frühlingserwachen auf den Bühnen

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Der österreichische Extremhumorist Martin Puntigam bringt stets Antihelden auf die Bühne, um pars pro toto gesellschaftliche Entsolidarisierung oder rechte Gesinnung satirisch aufzuarbeiten. (Foto: Lukas Beck/oh)

Literatur, Musik, Kabarett und Kunst: In den kommenden Tagen ist im Landkreis Ebersberg wieder einiges geboten.

Die Natur erwacht, alles beginnt zu grünen. Das und die Lockerungen mit Blick auf Corona bringen ein Gefühl von Leichtigkeit und Hoffnung, das man lange nicht empfunden hat. Und scheinbar wie von selbst überträgt sich dieses Gefühl des Neubeginns auch auf das kulturelle Leben im Landkreis Ebersberg. Literatur, Musik, Kabarett und Kunst: In den kommenden Tagen ist tatsächlich wieder einiges geboten.

"Nebelkinder" und Harfenklänge

Mit einem druckfrischen Roman gastiert die Münchner Autorin Stefanie Gregg nun schon zum zweiten Mal bei der Volkshochschule Vaterstetten. Am Mittwoch, 27. April, präsentiert sie dort um 19.30 Uhr "Die Stunde der Nebelkinder". Das Buch ist erst seit wenigen Tagen im Handel erhältlich und schildert die Suche einer Künstlerin im München der 80er Jahre nach ihrem eigenen Weg - geprägt von ihren eigenen schmerzlichen Erfahrungen als Flüchtlingskind, aber auch von denen ihrer Mutter und Großmutter während des Krieges.

Der Roman ist die Fortsetzung einer Familiengeschichte von Stefanie Gregg, der erste Teil trägt den Titel "Nebelkinder". Bereits damit wollte die Autorin aufzeigen, wie lang die Aufarbeitung der Vergangenheit in einer Familie dauern kann. Nun hat der Stoff rund um die Flüchtlingsproblematik durch den Ukraine-Krieg eine unerwartete Aktualität bekommen. Auch diesmal wird sich Gregg Zeit nehmen, mit dem Publikum ins Gespräch zu kommen.

Die VHS organisiert die Veranstaltung zusammen mit der Musikschule Vaterstetten, die durch ein Harfen-Duo vertreten ist: Sophie Betzl und Sophie Pfaffenstaller haben erst kürzlich bei "Jugend musiziert" eine Weiterleitung zum Bundeswettbewerb errungen. So sensibel die Thematik des Buches, so einfühlsam werden die Stücke der jungen Musikerinnen sein, die die Lesung musikalisch umrahmen.

Für den Abend ist eine Anmeldung erforderlich, entweder online auf der Website der VHS, telefonisch unter (08106) 35 90 35 oder per Mail an service@vhs-vaterstetten.de. Der Eintritt beträgt 15 Euro, die Teilnahme ist auch per Zoom möglich.

Kirche wird zum klingenden Garten

Drei bekannte Jazzmusiker werden die "Marktmusik" am Donnerstag, 28. April, um 10.15 Uhr in der katholischen Pfarrkirche Vaterstetten gestalten: Christian Gall (Piano), Till Martin (Saxophon) und Matthias Engelhardt (E-Bass) spielen Eigenkompositionen, Jazzstandards, Blues und Stücke aus der Avantgarde. Das Thema der Andacht lautet diesmal "Gärten", passende Texte und eine Bildbetrachtung zu "Der große Baum" von Paul Gauguin bereichern das Programm, das die Zuhörer wieder für eine kreative halbe Stunde in eine andere Welt entführen möchte.

Die inzwischen schon etablierte Konzertreihe lockt immer mehr Musikliebhaber verschiedener Stilrichtungen an. Immer wieder wird ein neues Programm mit hervorragenden Musikern geboten, das Veranstalterin und Kirchenmusikerin Beatrice Menz und die geladenen Künstler zusammen erarbeiten und präsentieren. Der Eintritt ist frei, Spenden für die Musiker und zur Erhaltung der Konzertreihe werden herzlich erbeten.

"Glückskatze" kommt nach Ebersberg

Der Österreicher Martin Puntigam ist Extremhumorist. Zum 50. Geburtstag und zu 30 Jahren auf der Kabarettbühne hat er ein Jubiläumsprogramm geschrieben: "Glückskatze 2022". Damit ist er am Donnerstag, 28. April, zu Gast im Alten Kino in Ebersberg.

Puntigam ist mit seinem Theaterkabarett ein österreichischer Sigi Zimmerschied. Stets stemmt er mit Körpereinsatz und Drastik abendfüllend Antihelden auf die Bühne, um pars pro toto gesellschaftliche Entsolidarisierung oder rechte Gesinnung satirisch aufzuarbeiten. Keinesfalls etwas Bekömmliches. Seinem Jubiläumsprogramm hingegen kam die Weltkarriere eines Virus in die Quere. Aber sowas kann den rüstigen Jubilar nicht von der Weltrettung abhalten. Gern macht er es zwar nicht. Lieber würde er feiern. Aber irgendwer muss es ja machen. "Also warten Sie nicht, bis der Herrgott wieder seinen Sohn zur Erlösung auf die Welt schickt, Martin Puntigam ist schon da!"

Tickets für die Veranstaltung sind unter www.kultur-in-ebersberg.de, telefonisch unter (08092) 255 92 05 oder persönlich in der Vorverkaufsstelle im Foyer des Alten Speichers erhältlich. Das Haus öffnet um 19.30 Uhr, Beginn ist um 20.30 Uhr.

Midissage in der "Garaasch"

Der Kunstverein Ebersberg lädt am Freitag, 29. April, um 19 Uhr zu einer Midissage ein, diesmal in die Altstadtpassage. In der dortigen Garagenzeile nämlich gibt es nun Kunst zu sehen. Dies war bereits im vergangenen Sommer der Fall, während des Arkadien-Festivals war das Münchner "Klo-Häuschen" von Tassilo-Preisträgerin Anja Uhlig in der Garage zu Besuch.

Nun hat der Kunstverein dort mit Unterstützung unter anderem der Stiftung Kunstfonds Bonn und der Stadt Ebersberg die Satelliten-Ausstellungsreihe "La Garaasch" ins Leben gerufen. Jeweils vier Wochen lang werden unterschiedliche Künstler in der Altstadtpassage arbeiten. Durch die Weitergabe und den Austausch soll sich bis in den Herbst hinein ein lebendiges Projekt entwickeln. "So bekommen die Besucher der Ebersberger Flaniermeile einen unmittelbaren Einblick in die Ideen und Arbeitsweisen der Kreativen", schreibt der Kunstverein.

Zunächst zieht Marcel Kovarik ein und besprüht mit seiner Airbrushpistole die Wände der Garage. Erste Ergebnisse werden eben nun bei der Midissage zu sehen sein. Bis zum 15. Mai wird Kovarik seine Arbeit abschließen und einen Teil davon an Maria Kulikovska übergeben. Die ukrainische Künstlerin ersinnt momentan ein Ausstellungskonzept zur Situation in ihrer Heimat. Auch sie wird einen Teil ihrer Arbeit Sophia Mainka hinterlassen, die am 15. Juni übernimmt, gefolgt von Johannes Gottwald aus Glonn, der am 15. Juli in die Ebersberger Garage einzieht. Auch Anja Uhlig wird wieder in der Garage ihre Kunst präsentieren, bevor am 15. September die Klasse Schirin Kreitschmann den Abschluss der Saison gestaltet.

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