Ebersberg in Zahlen:Statistik der Liebe

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Wer heiratet wann und wen? Und nach wieviel Jahren ist es mit dem Eheglück in der Regel vorbei? (Foto: Carsten Hoefer/dpa)

Wie viele Menschen im Landkreis geben sich das Ja-Wort und wie viele sagen später: lieber doch nicht? In welchem Monat wird am öftesten geheiratet und in welchem Alter? Die Vermessung eines Gefühls.

Von Merlin Wassermann, Ebersberg

Jedes Liebes- und Eheleben sowie dessen Ende ist individuell. Das hindert völlig unromantische Behörden und Statistiker jedoch nicht, Zahlen zusammenzutragen über Alter und Nationalität der Eheleute, die Dauer der Verbindung und wie viele Kinder von einer Scheidung betroffen sind.

Das Bayerische Landesamt für Statistik fasst jedes Jahr in einer Pressemitteilung die wichtigsten Entwicklungen im Freistaat zusammen. So habe sich zum Beispiel 2022 die Zahl der Eheschließungen mit 65 057 wieder "erholt", nachdem sich im Corona-Jahr 2021 nur 59 670 Paare das Ja-Wort gegeben hatten. Auch für Ebersberg gibt es verschiedenste Daten - was verraten sie über das Liebesleben der Landkreisbewohner?

Die Zahl der jährlichen Eheschließungen ist relativ konstant

Zunächst einmal scheinen sie sich recht konstant oft zu verlieben. Die Zahl der Eheschließungen im Landkreis ist seit 2000 - dem Jahr, ab dem Daten verfügbar sind - mehr oder weniger gleich, sie bewegt sich zwischen circa 500 und 700 pro Jahr.

Am wenigsten Hochzeiten gab es im Jahr 2008, womöglich waren da Paare aufgrund der Finanzkrise nicht in der Stimmung oder in der Lage, eine gemeinsame Zukunft zu planen. Doch auch Corona hat den Menschen die Lust am Heiraten genommen, 2021 gab es lediglich 543 Trauungen. Das Jahr darauf hatten sich die Zahlen - wie im Rest Bayerns - wieder erholt, 667 Paare heirateten 2022.

Hierbei ist zu beachten, dass die Landkreisbevölkerung seit Jahren wächst. "Real" sinken die Zahlen der Hochzeiten pro Einwohner also leicht, was vermutlich damit zusammenhängt, dass viele Familien in den Landkreis ziehen. Andererseits ist Ebersberg noch verhältnismäßig heiratsfreudig: 2022 heirateten 0,46 Prozent der Menschen im Landkreis, in der Landeshauptstadt hingegen waren es lediglich 0,31 Prozent.

Die meisten Menschen heiraten immer später, aktuell in ihren 30ern

Das hängt womöglich mit dem leicht höheren Altersdurchschnitt im Landkreis zusammen. In Deutschland steigt das durchschnittliche Heiratsalter nämlich seit Jahrzehnten an. Waren Männer im Jahr 1991 bei ihrer (ersten) Hochzeit im Schnitt noch 28,5 und Frauen 26,1 Jahre alt , hat sich dieses Alter auf 35,1 respektive 32,6 erhöht.

In Ebersberg ist dieser Trend ebenfalls sichtbar. Seit 2018 wird das Alter der Eheschließenden im Landkreis erfasst. Mit Abstand am meisten Männer heirateten seitdem zwischen 30 und 35 Jahren, 2022 taten dies 190. Danach folgen die Altersgruppen der 25- bis 30-Jährigen und die der 35- bis 40-Jährigen. Anschließend finden meist Männer ihr Liebesglück, die 55 oder älter sind, gefolgt von den 40-bis 45-Jährigen. Am zweitseltensten heiraten jene Männer, die zwischen 45 und 55 Jahre alt sind. Am seltensten lassen sich jedoch junge Männer unter 25 Jahren trauen. Im Jahr 2022 waren es lediglich 16.

Bei den Frauen ist das Bild etwas weniger eindeutig. Eheschließungen sind in den beiden Kohorten der 25- bis 30-Jährigen und der 30- bis 35-Jährigen in etwa gleich häufig und schwanken zwischen 150 und 200 Personen. 35- bis 40-Jährige machen die drittgrößte Gruppe aus, gefolgt von denen, die 55 und älter sind. Erst dann kommen die unter 25-Jährigen. Die 35- bis 45-Jährigen sowie die 50- bis 55-Jährigen heiraten alle circa gleich selten, hier liegen die Zahlen im niedrigen zweistelligen Bereich.

In der Ebersberger Statistik spiegelt sich auch das bekannte Phänomen, dass Frauen früher heiraten und noch dazu häufig Männer, die älter sind als sie selbst: 2022 heirateten 55 mehr Frauen zwischen 25 und 30 Jahren als Männer, und auch die Frauen unter 25 heirateten öfter. Dieses Verhältnis dreht sich bei den Älteren aber dann um.

Der Juli ist der beliebteste Heiratsmonat, der Januar das Schlusslicht

Gleichgeschlechtliche Ehen, die in Deutschland erst seit 2018 erlaubt sind, machen in Ebersberg nur einen kleinen Anteil aus. In den vier Jahren von 2018 bis 2022 gab es 27 männliche und 34 weibliche gleichgeschlechtliche Eheschließungen. Auch wird die Nationalität der Eheleute seit 2017 erfasst und es zeigt sich: Ebersberg liebt international. Im Schnitt besitzt bei jeder fünften Ehe mindestens eine Person keine deutsche Staatsbürgerschaft.

Bei den meisten Trauungen - etwa 78 Prozent, seit 2018 - handelt es sich um eine Erstheirat. Bei einem Fünftel verspricht sich mindestens eine geschiedene Person dem Partner. Nur ein geringer Prozentsatz fällt auf Witwer und Witwerinnen, die neu heiraten.

Mindestens so wichtig wie die Person, mit der man den Bund eingeht, ist aber natürlich das Datum der Hochzeit. Im vergangenen Jahr besonders beliebt war das Palindrom-Datum 22.02.2022, das vorwärts wie rückwärts gelesen identisch ist. Dass der Februar als Heiratsmonat gewählt wird, ist generell allerdings eher ungewöhnlich.

Seit 2011 werden die beliebtesten Eheschließungsmonate erfasst. Favorit ist der Juli, dreimal in zwölf Jahren heirateten in diesem Monat die meisten Paare. Juni, September und Dezember teilen sich Platz zwei, Mai, August und Oktober Platz drei. Am unbeliebtesten ist mit Abstand der kalte, dunkle, unfreundliche Januar. In zehn von zwölf Jahren fanden dann am wenigsten Hochzeiten statt, nur zwei Mal war der Februar noch unbeliebter.

Circa ein Drittel der Ehen wird wieder geschieden

Doch wer Liebe sät, wird Zwist ernten - zumindest in etwa einem Drittel der Fälle. Zwischen 200 und 300 Scheidungen werden seit 2000 jedes Jahr im Landkreis vollzogen. Am wenigsten waren es im Jahr 2009, mit 188. Auch hier zeigt sich vermutlich wieder der Einfluss der Finanzkrise, die wohl nicht gerade zu einem Lebensaufbruch eingeladen hat. 2022 sagten sich 218 Paare "lieber doch nicht", ein mittlerer Wert.

Nur sehr selten haben beide Eheleute die Scheidung beantragt, über die Jahre bewegt sich diese Zahl im mittleren zweistelligen Bereich. In den Jahren 2000 bis 2012 war es deutlich häufiger die Frau, die die Scheidung eingereicht hat. 2006 etwa beantragten 144 Frauen und 102 Männer die endgültige Trennung. Seit 2012 haben sich die Zahlen jedoch größtenteils angeglichen, auch wenn immer noch etwas mehr Frauen die Scheidung beantragen. 2022 war das Verhältnis 117 zu 94.

Seit 2008 wird außerdem erfasst, wie viele minderjährige Kinder von einer Scheidung betroffen sind. Deren Zahl bewegt sich über die Jahre zwischen 170 und 250, vergangenes Jahr waren es 198. Bei 100 Scheidungen war kein Kind betroffen, bei 53 eines und bei 65 zwei oder mehr.

Die Dauer der geschiedenen Ehe wird seit dem Jahr 2010 erfasst, aufgeteilt in die Kategorien bis zu sechs Jahre, sechs bis zehn Jahre, elf bis 15 Jahre, 16 bis 20 Jahre und 21 Jahre oder mehr. Auf jede Kategorie fallen jährlich etwa 30 bis 50 Fälle. Der wahrscheinlichste Zeitpunkt einer Trennung ist zumindest statistisch also nicht ersichtlich. Und über die Qualität einer Ehe - oder Scheidung - sagen alle diese Zahlen natürlich ohnehin nichts aus.

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