Ebersberg:Schönheit kommt nach innen

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In diesem Jahr gehen knapp 370 000 Euro aus der Städtebauförderung in den Landkreis. Die vier Kommunen, die zum Zug kommen, wollen ihre Zentren wieder zu attraktiven Treffpunkten machen.

Von Barbara Mooser, Ebersberg

Früher hat man viel Geld investiert, um Ortskerne autogerecht zu machen: breite Straßen, dominante Parkplätze, wenig Platz für Fußgänger und Radler. Seitdem hat man einiges dazugelernt. Ortszentren sollen wieder zu Plätzen werden, an denen man sich trifft, gern aufhält und manchmal auch zusammen feiert. Unterstützt wird dieses Ziel durch die Städtebauförderung. In diesem Jahr gehen knapp 370 000 Euro an Fördergeldern in den Landkreis, insgesamt kommen Städte, Märkte und Gemeinden in Bayern in den Genuss von 5,8 Millionen Euro.

Hohenlinden

Am üppigsten wird im Landkreis Hohenlinden bedacht, die Gemeinde erhält 180 000 Euro. Hohenlinden hat aber auch einiges zu tun, und die Aufgabenstellung ist nicht ganz einfach: Zwar wälzen sich die Verkehrsmassen der B 12 nicht mehr durch die Ortsmitte, seit die Umgehung gebaut wurde. Doch immerhin treffen sich im Zentrum der Gemeinde noch zwei viel befahrene Staatsstraßen, daran lässt sich auch nichts ändern. Die Straßen können dennoch schmaler werden und die Plätze schöner. "Wir wollen die Aufenthaltsqualität verbessern", sagt Bürgermeister Ludwig Maurer (ÜWH). Wer mit dem Kinderwagen oder mit Gehhilfen unterwegs ist, soll künftig darüber hinaus auf weniger Barrieren stoßen.

Schon seit Jahren beschäftigt sich der Gemeinderat mit dem Thema, es wurden Gutachten und Bodenuntersuchungen in Auftrag gegeben, die Ortsmitte wurde exakt vermessen, die Lage der Ver- und Entsorgungsleitungen lokalisiert. Ein Konzept liegt bereits seit längerem vor, nun soll es an die Realisierung gehen, zunächst in dem Teil zwischen der Ebersberger und der Isener Straße. Auch der Kirchplatz, der jetzt asphaltiert und wenig ansprechend ist, wie der Bürgermeister erläutert, soll ein ansprechendes neues Gesicht erhalten. Sollte alles nach Plan gehen, werden die Umbauarbeiten wohl im März 2017 starten und dann etwa ein Jahr dauern. "Wir sind sehr froh, dass wir bei der Städtebauförderung zum Zug kommen", sagt Maurer.

Steinhöring

In Steinhöring ist man noch nicht ganz so weit wie in Hohenlinden, hier hat die Gemeinde gerade erst eine umfassende Bestandsaufnahme hinter sich. Nun will der Gemeinderat gemeinsam mit den Bürgerinnen und Bürgern erarbeiten, wie das Ortsbild schöner gestaltet werden könnte - und wie aus dem Platz zwischen Kirche und Schule ein echter Dorfplatz werden könnte, auf dem man sich gerne trifft. "Vielleicht könnte man sogar dort auch das Bürgerfest feiern, groß genug wäre er", sagt Bürgermeister Alois Hofstetter (CSU).

Und die Steinhöringer scheinen durchaus daran interessiert, bei der Neugestaltung ein Wörtchen mitzureden: Zu einer Bürgerwerkstatt am Dienstag, 19. Juli, haben sich bereits 20 Teilnehmer angemeldet, sie sollen dann in Kleingruppen erarbeiten, welche unterschiedliche Ansprüche die Steinhöringer an den Platz haben könnten. Der Bürgermeister selbst beispielsweise könnte sich einen kleinen Brunnen gut vorstellen. Außer dem Platz selbst soll auch das Areal bis zum Bahnhof und zum Rathaus verschönert werden. Die Städtebauförderung überweist der Gemeinde in diesem Jahr 60 000 Euro, insgesamt wird das Projekt, das Steinhöring ein neues Gesicht geben soll, aber knapp eine halbe Million kosten.

Anzing

Was ist das Schöne an Anzing, wo liegen die Schwächen? Das sind für Bürgermeister Franz Finauer (UBA) die grundsätzlichen Fragen, an denen sich alle weiteren Planungen orientieren werden. Die Gemeinderäte haben sich damit bereits bei einer Klausurtagung mit dem Regionalen Planungsverband beschäftigt, nun wird ein Münchner Planungsbüro mit einer Voruntersuchung tiefer in das Thema einsteigen. Betrachtet wird dabei vorwiegend die Högerstraße von der Kirche bis zur Abzweigung mit der Zornedinger Straße und der Parkstraße.

Was man hier schöner machen könnte, wie man darüber hinaus mehr lebendiges Dorfleben ins Zentrum bringen könnte, darüber sollen sich noch möglichst viele Anzinger aller Altersgruppen Gedanken machen, das wünscht sich jedenfalls der Bürgermeister. Runde Tische und viele Gespräche mit betroffenen Grundstückseigentümern und Geschäftsleuten stehen deshalb in den kommenden Monaten auf dem Programm. Für Finauer geht es dabei nicht um das reine Aufhübschen des Zentrums, es soll auch über strukturelle Probleme - beispielsweise die vielen Leerstände in der Ortsdurchfahrt - diskutiert werden. 30 000 Euro aus der Städtebauförderung kann Anzing nun zunächst für den Beginn dieses Prozesses in Anspruch nehmen.

Grafing

Wenn Bürgermeisterin Angelika Obermayr (Grüne) erklärt, wofür Grafing Mittel aus der Städtebauförderung erhält, stutzt man erst einmal: Die 99 000 Euro, die der Stadt überwiesen werden, sollen in den Erwerb einer Etage in der Tiefgarage in der Rotter Straße investiert werden. Doch auch in Grafing soll ja künftig das Ziel gelten: weniger Autos im schmucken historischen Zentrum -und irgendwo müssen diese Autos ja trotzdem hin. Deshalb schafft die Stadt mit ihrer Beteiligung an der Garage Ausweichparkplätze. Die Summe, die von der Städtebauförderung überwiesen wird, reicht dafür aber keineswegs: Man müsse auch noch Geld, das aus der Stellplatzablöse eingenommen werde, investieren, erläutert Obermayr.

© SZ vom 26.07.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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