Ebersberg:Raum für Herzenswünsche

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Bilder und Märchen von Vera Yvonne Pradetto Roman sind am Wochenende in Ebersberg zu sehen und zu hören. (Foto: Privat)

Die Therapeutin und Künstlerin Vera Yvonne Pradetto Roman präsentiert ihre Werke in Ebersberg in der Alten Brennerei

Interview von Alexandra Leuthner

Es geht um Träume und Fantasien, um Unbewusstes und Erahntes. Vera Yvonne Pradetto Roman und ihr jüngerer Bruder Roberto Pradetto, beide Mitglieder des Kunstvereins Ebersberg, haben ihre erste Gemeinschaftsausstellung konzipiert mit eher technischen, von Mangas beeinflussten Bildern von ihm, abstrakter Farbkunst und Mandalas von ihr. Während der zweieinhalb Tage dauernden Ausstellung liest Pradetto Roman, die eigentlich als psychotherapeutischer Coach arbeitet, aus den Büchern, die sie unter dem Namen V. Yve P. Roman veröffentlicht. Im Interview mit der SZ spricht die Künstlerin über ihre Inspiration, Arbeitsweise und die Verbindung zwischen Malerei und Schreiben.

SZ: Frau Pradetto Roman, der Flyer zur Ausstellung zeigt ein Mandala und ein stilisiertes Hochhaus. Das Hochhaus stammt von Ihrem Bruder nehme ich an.

Pradetto Roman: Das stimmt, er kommt aus einer ganz anderen Richtung, insofern ist da ein echtes Spannungsfeld da.

Sie malen aber nicht nur, sondern schreiben auch - neben Ihrer Arbeit als Psychotherapeutin. Wie lange schreiben Sie schon - und worüber?

Seit 1998, also seit 20 Jahren, ich habe mit Veröffentlichungen aber erst 2017 angefangen. Der "Hüter der Schwelle", mein erstes Buch, ist ein spirituell-psychologisches Fachbuch, in das auch viel von meiner Praxisarbeit eingeflossen ist. Eingebettet ist eine Fallgeschichte, damit es nicht so trocken zu lesen ist. Viele tun sich dann leichter sich mit den vermittelten Inhalten zu identifizieren und für sich zu verarbeiten. Ich habe sieben Jahre daran geschrieben, da steckt viel Herzblut drin. Die anderen Bücher gehen in eine komplett andere Richtung, ich bin nicht auf ein Genre festgelegt. Eines ist ein moderner Liebesroman, in Form eines Chatdialogs geschrieben. Dafür war ich zwei Jahre lang in diversen Online-Gaming-Portalen zugange, habe recherchiert. Das ist wirklich spannend, parallel zu diesen Portalen entwickeln sich Geschichten, Beziehungen. Manche funktionieren, manche funktionieren nicht. Man ist ja eigentlich in einer Fantasiewelt, bringt aber seine eigene Persönlichkeit mit hinein. Manche treffen sich dann in Real-Life und es funkt.

Und, funkt es in Ihrem Roman?

Da würde ich ja jetzt spoilern. Sagen wir so, da entwickelt sich was.

In den anderen Büchern geht es um...

Märchen und Fantasy.

Ihre Geschichten haben also sehr viel mit irrealen Welten zu tun, ist das auch etwas, das Ihnen in Ihrer Praxis begegnet?

Manches, was ich da erlebe, inspiriert mich schon. Ich arbeite ja psychotherapeutisch, und da benutzt man unter anderem Bilderreisen, um mit dem Unterbewusstsein Kontakt herzustellen. Die Seele arbeitet sehr viel mit Bildern,die Symbolkraft in der Gefühlswelt haben. Aber mehr Inspiration hole ich eigentlich aus meinen Reisen, aus fremden Kulturen. Ich bin selbst ein sehr spiritueller Mensch und versuche dann auch die Philosophie, die Mentalität und auch die religiösen Hintergründe zu erforschen. Da sammle ich viele Eindrücke und die verarbeite ich in diesen Märchen.

Und warum schreiben Sie ausgerechnet Märchen? Ist das nicht eine eher antiquierte Literaturform?

Mir gefällt, dass man beim Märchen ja im Gegensatz zum Fantasyroman auf einer archetypischen Plattform bleibt, was die handelnden Personen angeht. Einmal, weil das die Identifikation für den Leser leichter macht, zum anderen, weil das die eigene Fantasie anregen soll. Und ein Märchen lebt durch den Symbolgehalt. Dadurch werden bestimmte Archetypen, die in jedem von uns sind, angesprochen, und dadurch kann eine eigene Reise passieren. Mein Wunsch ist eigentlich den Leser mitzunehmen, so dass er abtaucht in seine eigene Geschichte. Wenn in der Märchenerzählung nicht alles bis ins kleinste beschrieben wird, bleibt eigentlich mehr Raum für die eigene Fantasie.

Das vermittelt das Gefühl, als würde sich in Ihren Büchern die Therapeutin durchsetzen. Sie nehmen den Leser an der Hand wie einen Klienten, führen ihn ein Stück weit und schicken ihn dann auf seinen eigenen Weg.

Ja, das kann man so ähnlich sagen, ich lasse ihn seinen eigenen Weg finden. Mein Beruf spielt da sicher mit rein. Aber auch meine eigene spirituelle Ausrichtung. Ich möchte den Menschen die Gelegenheit geben, selber kreativ und unabhängig zu werden.

Ihre Bilder, Ihre Mandalas erinnern an Ihre Geschichten. Sie geben dem Betrachter mit expressiver Farbgestaltung, oft unter Verwendung von Naturmaterialien wie Rosenblüten, Muscheln oder Federn abstrakte Anregungen und dann überlassen Sie ihn sich selbst.

Ja, auch hier möchte ich Spielraum, Raum zur Eigeninterpretation lassen. Jeder sieht etwas anderes in den Bildern. Zwar gebe ich ihnen durch die Namen schon einen Impuls, in welche Richtung es geht. Aber viele sehen dann doch etwas ganz anderes darin als ich. Mir geht es ja selbst so, dass ich vorher nicht weiß, was ich male, auch nicht, was ich schreibe. Ich habe das Gefühl, es schreibt durch mich und es malt auch durch mich. Es ist mehr ein innerer Impuls, dem ich nachgebe. Bei den Bildern lasse ich meinem Empfinden einfach seinen Lauf. Ich weiß nicht, wie das Endbild aussehen wird. Ich greife instinktiv nach Farben und dann entsteht die Form im Laufe des Werks.

Der Titel der Ausstellung, Traumwelten...

... bezieht sich darauf, dass es um Bücher und Bilder geht, die aus dem Reich der Fantasie entstanden sind, aus Träumen und darauf, sie zu übersetzen in unsere Realität. Bei den Bildern meines Bruders würde ich sagen, sie sind sehr futuristisch. Und ich siedle jetzt mal Utopie einfach auch im Bereich Traumwelt an. Die Realität könnte zwar in diese Richtung gehen, aber das ist nicht gesagt. Die Utopien sind ja auch in seiner Fantasie entstanden. Und unsere Bilder laden ein, in diese Welten einzusteigen. Unser Anliegen ist es, Menschen zu animieren, ihren Träumen nachzugehen. Gerade da wir in einer so materiellen Zeit leben, in der die persönlichen Bedürfnisse und Herzenswünschen so sehr vernachlässigt werden. Wir wollen diesen Herzenswünsche Raum geben.

Die Ausstellung Traumwelten in der Alten Brennerei im Klosterbauhof beginnt am Freitag, 30. August, mit einer Vernissage um 19 Uhr. Ebenfalls am Freitag gibt es um 20.30 Uhr eine Lesung aus "Norden - Eine schamanische Reise". Weitere Lesungen finden am Samstag und Sonntag, 31. August und 1. September, statt. Gelesen wird aus "Der Hüter der Schwelle" und "Im Reich der Mondsonne", beide Veranstaltungen beginnen um 18 Uhr.

© SZ vom 29.08.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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