Ebersberg:Pärchen-Streit endet mit Messerstich

Lesezeit: 2 min

Ein 23-Jähriger soll seine Verlobte schwer verletzt haben. Im Wohnhaus soll es immer wieder zu Auseinandersetzungen gekommen sein. Das Urteil fällt die 2. Strafkammer am Landgericht München II

Von Andreas Salch, Ebersberg

Es waren dramatische Szenen, die sich in den frühen Morgenstunden des 28. Novembers vorigen Jahres in der Nähe der Kreisklinik Ebersberg abspielten. Aus einem Fenster im zweiten Stock eines Wohnhauses schrie ein vollkommen aufgelöster Mann um Hilfe. Rettungssanitäter und die Besatzung von zwei Streifenwagen der Polizei eilten hinauf. Die Tür der Wohnung, aus der der Mann geschrien hatte, stand offen. Im Wohnzimmer lag eine Frau auf dem Boden.

Sie blutete aus dem Bauch. Neben ihr kniete der junge Mann, der um Hilfe geschrien hatte. Er weinte und schluchzte. Er sei gerade von der Arbeit gekommen. Da habe er seine schwerverletzte Frau gefunden, behauptete er gegenüber der Polizei. Das Verhalten des 23-Jährigen nannte einer der Beamten, die mit am Tatort waren an diesem Mittwoch vor der 2. Strafkammer am Landgericht München II so: "Eine schauspielerische Leistung." Denn in Wirklichkeit soll der 23-Jährige es selbst gewesen sein, der die Frau niederstochen hat, die seine Verlobte war. Die Staatsanwaltschaft hat Anklage wegen gefährlicher Körperverletzung erhoben. Nach der mutmaßlichen Attacke hatte der 23-Jährige, von Beruf Hausmeister in München, von sich aus einen Notruf abgesetzt. Hätte er dies nicht getan, hätte die Staatsanwaltschaft wohl Anklage wegen versuchten Mordes erhoben.

Zwischen dem Hausmeister und seiner Verlobten soll es in der Vergangenheit öfters Streitigkeiten gegeben haben. Entzündet sollen sich diese unter anderm daran haben, dass sich die ebenfalls 23-Jährige aus Sicht ihres Partners zu freizügig kleidete und manchmal High Heels trug. Der Hausmeister ist in München geboren, hat aber die jordanische Staatsbürgerschaft. Vor der mutmaßlichen Tat gegen 4.30 Uhr morgens jenes 28. Novembers soll es erneut zu einem Streit gekommen sein. Die junge Frau soll ihrem Verlobten erklärt haben, dass sie ihn nicht heiraten werde, da sie sich nicht einsperren lasse. Daraufhin soll der Angeklagte erwidert haben, dass er sie umbringen müsse, wenn sie sich von ihm trenne. Das habe er geschworen. Anschließend soll er in die Küche gelaufen sein und ein Messer mit einer 19 Zentimeter langen Klinge geholt haben.

Zurück im Schlafzimmer soll er sich über seine Verlobte gebeugt und ihr gedroht haben: "Ich hab's Dir gesagt!"Als diese daraufhin mit ihrem Handy die Polizei alarmieren wollte, habe der Hausmeister dreimal mit dem Küchenmesser in die Matratze gestochen und das Mobiltelefon wegworfen. Kurz darauf habe er die junge Frau gefragt haben, warum sie ihm das antue, und soll noch einmal gesagt haben: Er müsse "das" nun tun, weil er es geschworen habe. Dann, so die Staatsanwaltschaft, habe der Hausmeister seiner Verlobten das Küchenmesser in den linken Oberbauch gestoßen, um sie zu töten. Durch den Stich wurde die Leber und die Magenvorwand der 23-Jährigen verletzt. Das Messer drang knapp zwölf Zentimeter neben der Hauptschlagader in den Körper ein. Laut den Ermittlungen zog der Hausmeister es wieder heraus. Dann habe er begonnen zu weinen.

Auf die Frage des Vorsitzenden, Richter Oliver Ottmann, ob zutreffe, was ihm die Staatsanwalt vorwirft, erwiderte der Hausmeister: "So stimmt es auf gar keinen Fall." Ja, es sei zu einem Streit gekommen, so der Angeklagte. Seine Verlobte habe mit ihm schlafen wollen, doch er sei zu müde gewesen. Sie habe ihm vorgeworfen, er betrüge sie und habe ihr ihre Freiheiten genommen. Dann sei sie sei mit dem Messer auf ihn losgegangen, so der Angeklagte. Er habe es ihr entwunden. "Als sie mich getreten hat, ist das Messer in ihren Bauch gekommen", beteuerte der 23-Jährige. "Ich habe keine Stichbewegung gemacht." Der Prozess dauert an.

© SZ vom 11.08.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: