Musikschule:Hort-Core aus Ebersberg

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Ready to rock: Maurizio Saccomanno, Wolfgang Ostermeier, Martin Halmich und Pauline Weindorf (von links) freuen sich auf den Bandworkshop. (Foto: Christian Endt)

Im März findet wieder ein "Bandworkshop" statt. Zwei Neuerungen erwarten die Teilnehmer. Und ein Schlagzeuger, der Lust auf ein Leben als Musiker macht

Von Dorian Baganz, Ebersberg

Maurizio Saccomanno erinnert sich noch daran, wie eine sizilianische Songwriterin mal folgenden Satz zu ihm sagte: "Die Sehnsucht ist der Nährboden der Kreativität." Klar, denkt man sich da: So wird das schon sein. Und der Schlagzeuger muss ja wissen, wovon er redet: Als einer der Dozenten des "Bandworkshops" wird er bald wieder eigene Lieder mit seinen Schülern komponieren. Ende März werden in der Ebersberger Musikschule wieder junge Leute ein Wochenende lang singen, trommeln, schrammeln und in die Tasten hauen. Um es etwas klassischer zu formulieren: Sie werden gemeinsam musizieren. Doch um Klassik geht es hier nicht, vielmehr will das Team um Saccomanno junge Menschen mit Rock, Pop und Folk zum Klingen bringen.

Der Bandworkshop der Musikschule findet nun schon zum 15. Mal statt. Oder zum 14. Mal? Ganz genau kann das keiner der Organisatoren sagen. Den Ablauf des Wochenendes können sie hingegen sehr wohl skizzieren: Am Samstagmorgen geht es mit einer Begrüßung im Saal los, danach verschwinden die Coaches mit ihren Bands, in die die Schüler vorab eingeteilt werden, in den Proberäumen. "Wir sagen aber nicht: Spiel diese Partitur", erklärt Saccomanno. In seinem Workshop gehe es mehr darum, als Gruppe ein Lied zu entwerfen: mit eigens komponierter Melodie und selbst gedichtetem Text. Seine Kollegen studieren mit ihren Schützlingen auch Hits ein - "Fear The Dark" von Iron Maiden, um nur ein Beispiel aus dem vergangenen Jahr zu nennen. Am Sonntagabend wird dann live vor Publikum performed. "Das ist aber nicht so wie beim Supertalent", sagt der Schlagzeuger mit Ironie in der Stimme, "hier gilt nicht das Leistungsprinzip!" Vielmehr gehe es darum, junge Leute für Musik zu begeistern - gerade in den heutigen Zeiten, wo Youtube und Co. so weitreichende Möglichkeiten böten.

"Man kann von Musik leben!" Er selbst habe noch Kassetten mit seinen Liedern bespielt und an Veranstalter verschickt, "da habe ich oft ewig auf eine Antwort warten müssen." Heute unterrichtet Saccomanno an der Ebersberger Musikschule, was ihm einen Tarifvertrag für den öffentlichen Dienst beschert, und verdient nebenbei Geld mit Konzerten. Der Mann mit dem lockigen Haar versprüht so viel Esprit, dass man beinahe selbst Lust bekommt, an dem Workshop teilzunehmen. Könnten sich ja alle anmelden, die Grundkenntnisse an einem Instrument oder im Singen besäßen. "Du solltest die Musik nicht aufgegeben", sagt er. Und man glaubt ihm.

Zwei Dinge sind neu in diesem Jahr, wie der stellvertretende Musikschulleiter Wolfgang Ostermeier erklärt: Erstens gibt es in Pauline Weindorf und Martin Halmich zwei frische Gesichter im Bandworkshop-Team. Zweitens plane man 2020 erstmalig, eine "Juniorband" auf die Beine zu stellen: Damit sollen Eltern von achtjährigen Kindern und aufwärts angesprochen werden, ihren Nachwuchs für das Programm anzumelden. "Wir wollen nicht gleich Michael Jackson auf die Bühne bringen", beschwichtigt Ostermeier, "man muss noch kein fertiger Rockmusiker sein, um mitzumachen." Das hieße aber nicht, dass es keine Grundvoraussetzungen für die Teilnahme gebe, wie Maurizio Saccomanno erklärt. So sollte man an dem Wochenende beispielsweise kein Pokalspiel mit seinem Fußballverein haben oder, ganz nebenbei, für eine Klausur lernen müssen. "Wir brauchen eine gewisse Verbindlichkeit."

Dann wiederum könnte der Workshop zu einem wirklich prägenden Erlebnis werden. So habe sich die Rockband Quite Violence, die sich schon mit dem Kabarettisten Gerhard Polt und dem Liedermacher Franz Hohler die Bühne geteilt hat, beim Bandworkshop 2015 kennengelernt. Für den Namen der Juniorband hätte Saccomanno auch schon eine Idee: "Wie wär's mit Hort-Core?", sagt er und lacht. Martin Halmich hat schon als Studiogitarrist gearbeitet und an Musicalproduktionen mitgewirkt. Er weiß, dass man heute per App mit Fremden auf der ganzen Welt musizieren kann. "Aber da fehlt mir die Begegnung." Ihm fällt eine, nun ja, etwas schräge Allegorie dazu ein: "So eine Band ist wie ein Tonklumpen", sagt er, "man formt ihn so lange, bis es passt." Die Sängerin des Duos Feinrot, Pauline Weindorf, sieht noch einen weiteren Vorteil des persönlichen Treffens: Es vermittele "unheimliches Selbstbewusstsein", Teil eines Ensembles zu sein, sagt sie. Manch einer sei vielleicht nicht so gut in der Schule oder kein Ass im Sport: Im Bandworkshop könne jeder zu einer Säule des Teams werden - und wenn er nur leise die Percussions spiele. Naja, so lange man es mit Sehnsucht macht. Die ist schließlich der Nährboden der Kreativität.

Bandworkshop der Musikschule Ebersberg, am Samstag und Sonntag, 21. und 22. März. Infos und Anmeldung unter www.musikschule-vhs.de

© SZ vom 14.02.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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