Advent in Ebersberg:Ein weihnachtlicher Überfall

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Eine fröhliche und sangesfreudige Räuberbande: Unter der Leitung von Brigitte Hacker proben die Kinder in der evangelischen Kirche. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Wilde Gesellen an der Krippe des Jesuskinds? Davon berichtet die Bibel nichts, dafür aber das Musical "Der Räuber Horificus". Ebersberger Kinder bringen es nun zweimal auf die Bühne - und schon die Vorbereitungen sind aufregend.

Von Louisa Lettow, Ebersberg

Der Klang des Klaviers erschallt laut im Gemeinderaum. Es ist eine der letzten Proben, und ausgerechnet jetzt funktionieren die Mikros nicht. Die Kinder lassen sich davon aber nicht entmutigen: Lauter Singen? Kein Problem für sie. Einigen merkt man an, dass sie schon öfter dabei waren. Für die ganz Kleinen, die das erste Mal mitmachen, ist es dann doch alles ziemlich aufregend. Ungeduldig zappeln sie in ihren schnell übergeworfenen Räuberkostümen umher. Sobald sie aber dran sind, ist auf einmal volle Konzentration angesagt, auch wenn das ein oder andere Kind erst ermahnt werden muss. Mit kompletter Überzeugung wird dann auch gerne mal der falsche Text gesprochen, so selbstbewusst, dass man ihn für den richtigen halten könnte.

35 Kinder machen bei dem Musical mit, einige von ihnen haben angefangen, als sie noch ganz klein waren. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Die Stimmung ist voller Vorfreude, denn die große Aufführung steht schon vor der Tür. Diesen Winter führen die Kinder die altbayrische Legende "Der Räuber Horificus" als Musical am vierten Advent und an Weihnachten auf. Unter der Leitung von Religionspädagogin Brigitte Hacker hauchen die Kinder bereits bei den Proben der erfundenen Erzählung rund um die Weihnachtsgeschichte mit Gesang, Gestik und Schauspielkunst Leben ein.

Zu Beginn sehen der Räuberhäuptling Horificus und seine wilde Bande, wie die drei Könige Jesus Schätze an die Krippe bringen. Sie beginnen ihren Raubzug zu planen und rufen dabei: "Wir sind die wilden Räuber, in diesem finsteren Wald!" Mit etwas unheimlicher Musik schleichen die verkleideten Jungen und Mädchen heimlich auf den Stall zu, um die Familie zu überfallen. Maria und Josef lässt das völlig unbeeindruckt, sie singen sanft "seid leise", damit die Räuber das schlafende Kind nicht wecken. Als der Engelschor erklingt, scheint den Banditen klar zu werden, dass vor ihnen das Kind Gottes liegt. Sie beenden ihr Räuber-Dasein und machen sich auf den Weg, Jesus sicher nach Jerusalem zu begleiten.

Brigitte Hacker gibt noch ein paar Tipps. (Foto: Peter Hinz-Rosin/Photographie Peter Hinz-Rosin)

Während der Probe gibt Brigitte Hacker den Fünf- bis 14-Jährigen Tipps: "Übertreibt ruhig, wenn ihr schauspielert!". Oder: "Nehmt auch die Hände dazu!" Das gefällt besonders den Kleinen, die gespannt herumzappeln. Die Kinder sind so begeistert bei der Sache, dass manche auch mitsingen, wenn sie gar nicht singen sollen. Dabei dürfen sie auch ihre eigenen Vorschläge einbringen. Für Hacker sind die Musicals, die sie inzwischen schon zum achten Mal leitet, immer eine Bereicherung: "Ich genieße es, auch wenn es manchmal anstrengend sein kann."

Den "Räuber Horificus" hat sie schon vor einigen Jahren mit den Kindern aufgeführt, es habe allen so viel Spaß gemacht, dass die Auswahl auch dieses Jahr auf das Stück fiel. Wegen Corona habe man die vergangenen Weihnachten keine Sprechrollen oder Solo-Gesang haben können, erzählt sie, dabei bereite gerade das den Kindern am meisten Freude. "Jedes Mal wieder überrascht mich das Schauspieltalent einiger, sie machen die Geschichte so lebendig!" Insgesamt spielen 35 Kinder mit, klein und groß. Zwar hat Hacker vor allem an der Ebersberger Grundschule, wo sie unterrichtet, Werbung gemacht, viele Kinder seien aber auch einfach so auf sie zugekommen. Seit Ende Oktober haben sie acht Mal geübt. So viele wollten solo singen, dass sich die Kinder einige Rollen sogar teilen. "Vor den Aufführungen sind sie immer aufgeregt, aber Angst haben sie eigentlich nie. Bisher hat auch echt immer alles wunderbar geklappt", freut sich Brigitte Hacker.

Die Hauptrolle des "Horificus" teilen sich Emilian (11) und Fabian (14). Ihnen mache es sehr viel Spaß, erzählen sie. Emilian spielt schon in den Weihnachtskindermusicals mit, seit er fünf ist: "Mit meiner Rolle bin ich total zufrieden!" Clara (13) und Anna-Maria (11) spielen die Könige. "Hier zu singen ist eine super Erfahrung, vor allem weil es jedes Jahr etwas anderes ist." Das Stück gefalle ihnen sehr, sagen beide, und auch ein kleines Mädchen daneben nickt begeistert.

Brigitte Hacker übt das Musical zudem mit einer Inklusionsklasse für eine schulinterne Aufführung. Zusammen mit der Klassenleitung und einer Pädagogin wird in der Grundschule Steinhöring das Projekt mit 27 Kindern der zweiten Klasse verwirklicht. "Es ist schon eine Herausforderung, aber die Kinder brennen förmlich für das Musical und das steckt einen total an", berichtet Hacker. Man könne die Projekte gar nicht vergleichen, einige Schüler und Schülerinnen in Steinhöring hätten generell noch nicht so viel gesungen, manche können gar nicht sprechen, oder es falle ihnen sehr schwer. Ihre Begeisterung mache die Schwierigkeiten aber wieder wett. Zwischen den Aufführungen gibt es auch in der Umsetzung einige Parallelen. Während die Kinder "Drum freuet euch" singen, machen sie mit ihrer Gestik das Gleiche auch in Gebärdensprache.

Das Kindermusical "Der Räuber Horificus" ist am vierten Advent um 10.30 Uhr in der Evangelischen Kirche und am Heiligen Abend um 16.30 Uhr im Klosterbauhof zu sehen.

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