Mitten in Ebersberg:Wechselvolles zum Jahreswechsel

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Sollte man die Gläser zum Jahreswechsel mit Sekt oder Selters füllen? (Foto: Alessandra Schellnegger)

Das nun zu Ende gehende Jahr war auch im Landkreis Ebersberg mal wieder geprägt von Krisen und Katastrophen - oder auch nicht.

Glosse von Wieland Bögel, Ebersberg

Humor ist bekanntlich, wenn man trotzdem lacht, darum zum Jahresausklang ein auch nicht mehr ganz neuer Witz über einen Roboter. Der kommentiert die Gesamtsituation mit den Worten "Alles Sch....., nur noch Bescheuerte hier." Was der menschliche Zuhörer wiederum mit dem Satz kommentiert: "Die KI lernt schnell." Und irgendwie, des Gedankens kann man sich kaum erwehren, haben sie ja schon recht die beiden.

Denn an Krisen, Kriegen und Katastrophen war auch 2023 kein Mangel - und ziemlich sicher wird es den im kommenden Jahr auch nicht geben. Dazu muss man gar nicht in die weite Welt schauen, auch hier im Landkreis konnte man genügend Bescheuertes finden. Etwa, dass schon wieder alles teurer wird - und zwar schneller als die Einkommen steigen, besonders die ohnehin nicht so üppigen. Was sich wohl 2024 fortsetzen dürfte und auch die Gemeinden und den Landkreis betrifft. Auch sie kämpfen mit steigenden Preisen, etwa für die geplanten Schulen in Grafing und Poing, das wegen Sanierungsstau geschlossene Hallenbad in Kirchseeon oder die seit Jahren auf der Warteliste stehenden Sozialwohnungen in Vaterstetten. Die Liste ließe sich fortsetzen.

Bescheuert kann man auch finden, dass bei der Landtagswahl jede zehnte Stimme einer Partei zufiel, die sich mit "nicht alle sind Nazis" eigentlich vollumfänglich beschreiben lässt. Bei der Europawahl im Juni, wenn das "Methadon-Programm" in Form gewisser Rhetoriken einer nur in Bayern wichtigen ehemals rein kommunalpolitischen Vereinigung nicht zum Tragen kommt, dürfte sich der Wert noch einmal erhöhen.

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Aber war 2023 wirklich alles bescheuert? So begann heuer in Vaterstetten ein interkommunales Geothermieprojekt, ein Erfinder aus Moosach stellte zusammen mit einer Grafinger Firma einen vielversprechenden Beitrag zur Mobilität der Zukunft vor, das Publikum findet nach der langen Corona-Pause wieder den Weg in Konzerte, Theater und andere Veranstaltungen, in der Kreisstadt feierte man zwei Tage lang die Inklusion und als kürzlich der Verdacht aufkam, jemand würde gezielt Rettungswagen und Autos der Feuerwehr beschädigen, war nicht nur die Empörung, sondern auch die Überraschung groß - die Leute im Landkreis seien eigentlich stets sehr verständnisvoll gegenüber Rettungskräften, hießt es von diesen. Natürlich haben sich auch 2023 wieder zahlreiche Menschen für andere und das Gemeinwohl, wie es so schön heißt, eingesetzt - und auch diese Liste ließe sich fortsetzen.

Also alles gut oder alles schlecht? Wer diese Frage stellt, kommt dem schlechtgelaunten Roboter schon sehr nahe - wer, wie eine Maschine, entweder 1 oder 0 denkt, wird der Realität, zu deren Interpretation stets auch die Differenzierung gehört, nicht gerecht: Vieles ist bescheuert, vieles andere auch nicht. Was im Übrigen, um das Stilmittel der Klammer nun wirklich überzustrapazieren, auch für die heuer oft gestellte Frage gilt, ob die KI wirklich zu schnell lerne. Wer am langen Neujahrswochenende etwas Zeit hat, könnte das im Grunde ja sehr nützliche Internet einmal nach der Ente des Jacques de Vaucanson befragen.

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