Ebersberg:Integration heißt Ankommen

Lesezeit: 3 min

Jedes Jahr treffen sich die neu eingebürgerten Ebersberger - hier ein Bild aus dem Jahr 2016 - zu einem Empfang im Alten Speicher. Die Idee dazu stammt aus dem Demografiekonzept. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

87 Menschen aus 42 Nationen haben in diesem Jahr im Landkreis Ebersberg die deutsche Staatsbürgerschaft erworben. Bei einem feierlichen Empfang im Alten Speicher Ebersberg stehen sie im Mittelpunkt

Von Daniela Weichselgartner, Ebersberg

Am Flughafen, auf der Bank oder vor dem Club - häufig zeigt man seinen Pass ohne große Hintergedanken. 87 Menschen aus dem Landkreis Ebersberg werden dies vielleicht in der nächsten Zeit etwas bewusster tun, denn sie haben erst vor kurzem die deutsche Staatsbürgerschaft erworben. Dieser besondere Schritt wurde mit einem Empfang am Samstagvormittag im Alten Speicher, zu dem auch viele Bürgermeister der Gemeinden erschienen waren, gewürdigt.

Etwa 40 Prozent der neuen Inhaber eines deutschen Passes hatten ihr Kommen zugesagt. Sie wurden von einer beachtlichen Zahl an Verwandten und Freunden begleitet, sodass die Reihen mit stolzen Eltern, frohen Ehepartnern und vielen Kindern gefüllt waren.

"Ich blicke in viele glückliche Gesichter", stellte Claudia Gros, die im Landratsamt für Einbürgerungen zuständig ist, fest, als sie zusammen mit der Integrationsbeauftragten Mirjana Šimić die Anwesenden begrüßte. Insgesamt 87 im Landkreis Ebersberg wohnhafte Personen nahmen im Zeitraum von Oktober 2015 bis Oktober 2016 die deutsche Staatsangehörigkeit an, das bedeutet im Vergleich zum Vorjahr eine Steigerung. Die Altersspanne reicht von vier bis 54 Jahren. Eine Weltkarte auf der Bühne zeigte mit kleinen bunten Flaggen die Herkunftsländer. Besonders farbenfroh leuchtete Europa, aber auch Asien, Südamerika oder beispielsweise die USA waren markiert.

Manchmal gab es Freudentränen bei den Angehörigen

Ähnlich vielfältig waren auch die Beweggründe der Einzelnen, den häufig langen und komplizierten Weg der Einbürgerung zu gehen. Manche seien der Ansicht, das seien sie dem Land schuldig, in dem sie ihr Leben aufgebaut haben, bei anderen sei die Motivation, dass die ganze Familie und viele Freunde ebenfalls in Deutschland wohnen, berichtete Claudia Gros. Ante Blaić, dessen Eltern aus Kroatien stammen, erklärte beispielsweise: "Ich wurde 1982 in Ebersberg geboren. Es ist meine Heimat, ich mag das familiäre Gefühl und hatte hier nie Probleme aufgrund meiner Herkunft." Die Eltern waren sichtlich stolz auf den Sohn, und Mutter Maria erzählte: "Heute morgen habe ich bereits ein paar Tränen geweint, weil ich so berührt war."

Rose Maria Bodmeier, die in Atlanta geboren wurde, hingegen hatte ursprünglich ihrem Vater versprochen, die amerikanische Staatsbürgerschaft nicht abzugeben. Die 54-Jährige, deren Eltern sich kennenlernten, während der Vater als US-Soldat in Deutschland stationiert war, kam im Alter von einem Jahr in die Bundesrepublik. Unter anderem, um die gleichen Rechte inne zu haben und weil sie ihr ganzes Leben hier verbracht hatte, habe sie schließlich entgegen dem Wunsch des Vaters die amerikanische gegen die deutsche Staatsangehörigkeit ausgetauscht.

Oft strapaziert das Verfahren Geduld und Nerven

Jeder der Neueingebürgerten, der den Saal betrat, wurde von Claudia Gros mit herzlichen Worten begrüßt. Alle kennt sie persönlich, denn Claudia Gros begleitet die Menschen auf ihrem Weg zum deutschen Pass mit ausführlicher Beratung und Hilfestellungen. Manchmal sei sogar psychologische Unterstützung nötig, wenn die Schikanen der ausländischen Behörden beinahe zur Verzweiflung treiben, sagt sie. Wenn in manchen Fällen eine Abgabe der bisherigen Nationalität nötig sei, würde häufig die maximale Wartezeit ausgereizt, was die Anwärter auf die Geduldsprobe stelle, erzählte die Sachbearbeiterin.

Dem stimmte auch Lam Hoang zu: "Der Prozess war ein großer Aufwand und mit beträchtlichen Kosten verbunden." Den oftmals gefürchteten Test fand er jedoch nicht besonders schwer. Der 35-Jährige kam vor zehn Jahren aus Vietnam für ein Informatikstudium nach Deutschland. Trotz eines zehnmonatigen Sprachkurses habe er anfangs in den Vorlesungen kaum folgen können, doch inzwischen bereite ihm die Sprache kaum Probleme mehr, berichtete er.

Der IT-Berater ist einer der vielen, die Landrat Robert Niedergesäß als "Mosaiksteine gelungener Integration" bezeichnete. "Ich freue mich, dass Sie Ihren Platz in unserer Gesellschaft gefunden haben", wandte sich der Landrat an die Gäste. Auch für den Landkreis seien die Menschen aus verschiedenen Nationen eine Bereicherung. "Integration bringt eine Vielfalt an Kulturen, Traditionen und Sprachen", zog Niedergesäß eine positive Bilanz.

Für jeden gibt es ein Lebkuchenherz und einen Anstecker mit dem Ebersberger Wappen

Während viele der Gäste ihre Einbürgerungsurkunde bereits im Verlauf des Jahres erhalten hatten, durften Rose Maria Bodmeier, Ante Blaić, Rudy Dermarvan sowie Sigrid Gizzi mit ihren Kindern Chiara und Alessandro auf der Bühne das offizielle Dokument entgegennehmen. Zusätzlich gab es für einen jeden anwesenden Neueingebürgerten einen Blumenstock, ein Lebkuchenherz, einen Café-Gutschein und einen Anstecker mit dem Ebersberger Wappen. Letzterer sei "das Wichtigste", betonte Ante Blaić mit einem Lächeln auf dem Gesicht.

Nachdem die Überreichung der Urkunden über die Bühne gegangen war, sang das Publikum mit Begleitung der Eichhofner Dorfmusik, die die Veranstaltung musikalisch untermalte, die Hymnen von Bayern, Deutschland und Europa. Im Anschluss blieb noch Zeit für einen regen Austausch untereinander, denn dass der zwischenmenschliche Kontakt für eine gelungene Integration enorm wichtig sei, stellten Robert Niedergesäß, Claudia Gros und Mirjana Šimić in ihren Ansprachen heraus. "Es war ein sehr schöner Empfang, der persönlich und berührend gestaltet war", sagte auch die stolze Mutter Maria Blaić am Ende.

© SZ vom 24.10.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: