Gymnasium in Poing:Bildungsausschuss wartet ab

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Am Gymnasium in Kirchseeon sind die Schülerzahlen leicht rückläufig. (Foto: EBE)

Die Entscheidung, ob es ein fünftes Gymnasium im Kreis geben soll, stellt der Ausschuss zurück. Man wartet auf ein Gutachten über die Schulentwicklung der Münchner Nachbarn.

Von Wieland Bögel, Ebersberg

Die Entscheidung über ein weiteres Gymnasium hat der Bildungsausschuss des Kreistages vertagt. Schon seit längerem gibt es die Idee, in Poing ein fünftes Gymnasium zu gründen, dafür setzen sich sowohl eine Bürgerinitiative als auch die Gemeinde ein. Ob und wann die Gründung einer neuen Schule aber möglich ist, könne man derzeit noch nicht entscheiden, so das einstimmige Votum des Ausschusses.

Zuerst soll das Ergebnis eines Schulentwicklungsgutachtens des Landkreises München vorliegen. Im Anschluss sind Austauschgespräche mit dem Nachbarlandkreis, den von einer Schulgründung betroffenen Gemeinden und dem Kultusministerium geplant.

Die möglichen Entwicklungen der Schülerzahlen an den vier kreiseigenen Gymnasien und die Auswirkungen der Gründung eines fünften stellte Dominik Redemann vom Sachgebiet Soziales und Bildung kurz im Ausschuss vor. Demnach wird die Zahl der Gymnasiasten in den kommenden 15 Jahren zunächst von 5002 im aktuellen Schuljahr auf 5143 im Jahr 2030 steigen. Danach prognostizieren die Statistiker einen leichten Rückgang, so soll es 2033 nur noch 5115 Gymnasiasten im Landkreis geben. Die meisten von ihnen würden das Gymnasium Vaterstetten besuchen, 1660 oder gut 130 mehr als heute.

Teilweise rückläufige Schülerzahlen

Ebenfalls Wachstumspotenzial sehen die Experten des Planungsverbandes und des Institutes SAGS in Markt Schwaben, wo derzeit 1149 Schüler lernen, 2033 sollen es bereits 1304 sein. Leicht rückläufig sind die Zahlen in Kirchseeon, hier gibt es heuer 1171 Schüler, 1134 könnten es in 18 Jahren sein. Die größten Schwankungen werden für das Grafinger Gymnasium prognostiziert. Dort gibt es aktuell noch 1148 Schüler, bis 2024 könnte die Zahl auf 983 sinken, um dann bis Ende des Prognosezeitraumes wieder auf 1017 anzusteigen.

Etwas mehr, nämlich 1089 Schüler, könnten im Jahr 2033 auch ein Gymnasium in Poing besuchen - vorausgesetzt dieses würde bereits im Jahr 2018 den Betrieb aufnehmen. Dies hätte vor allem Auswirkungen auf die Gymnasien in Vaterstetten und Markt Schwaben, so die Statistiker, dort würden die Schülerzahlen zurückgehen. Eher unproblematisch stellte sich dies in Vaterstetten dar, wo es nach einer Neugründung in Poing gut 300 Schüler weniger geben könnte.

Schon eher ein Problem wäre die Schülerumleitung indes für das Markt Schwabener Gymnasium, wo ein Minus von bis zu 450 Schülern prognostiziert wird. Dies, darauf wurde in einer vorangegangenen Informationsveranstaltung bereits hingewiesen, könne zwar durchaus dazu führen, dass das Angebot an Kursen mangels Teilnehmern eingeschränkt werden muss. Es stelle aber nicht unbedingt eine Gefährdung für den Schulstandort Markt Schwaben dar.

Bestehende Gymnasien nicht gefährden

Und genau dies spräche im Prinzip für die Neugründung, so Redemann. Denn dass bestehende Gymnasien durch die neue Schule nicht gefährdet werden dürfen, ist eines der drei Kriterien, die das Kultusministerium bei einer Neugründung vorgibt. Ebenfalls erfüllt wird Kriterium Nummer zwei, nämlich dass die neue Schule mindestens dreizügig wird, dies sei angesichts der mehr als 1000 erwarteten Gymnasiasten sichergestellt. Weniger gut sieht es dagegen beim dritten Kriterium aus. Dieses besagt, eine Neugründung ist nur zulässig, wenn die bestehenden Gymnasien in der Region aus Kapazitätsgründen Schüler abweisen müssen. Dies sei aber weder derzeit noch in absehbarer Zukunft der Fall, so die Statistiker.

Zudem prüft auch der Landkreis München in unmittelbarer Nähe zum Landkreis Ebersberg den Bau oder die Erweiterung von Gymnasien. So könnte die Schule in Kirchheim erweitert oder in Feldkirchen beziehungsweise in Aschheim eine neue gebaut werden. Zu untersuchen, wie sinnvoll und realistisch diese Pläne sind, ist Aufgabe eines Schulentwicklungsgutachtens, das der Nachbarlandkreis gerade erstellen lässt. Bis kommendes Frühjahr soll ein Ergebnis vorliegen.

So lange, so die Empfehlung der Verwaltung, solle man mit einer Entscheidung für oder gegen ein Poinger Gymnasium noch abwarten. "Wir haben derzeit keine Not", erklärte Landrat Robert Niedergesäß (CSU), "wir können noch ein halbes Jahr warten." Der Meinung waren auch die Mitglieder des Ausschusses, ohne Diskussion und ohne Gegenstimmen wurde der Antrag auf Vertagung angenommen.

© SZ vom 27.10.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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